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Das Kind des Schattens

Titel: Das Kind des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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Schönheit sah. Ihr Haar schien wie ein Stern, ihre Schwingen falteten sich anmutig zusammen, als sie landete.
    Sie zitterte. Er trat nach vorne, legte seine Arme um sie, lehnte seinen Kopf gegen den ihren. Nur ruhig, meine Liebe, und bot alles I auf, um sie zu beruhigen. Ich bin hier, was ist geschehen?
    Ich wurde beim Namen gerufen, übermittelte sie noch immer zitternd. Schrecken und Ärger wallte in ihm auf, aber noch tiefer in seinem Innern fand er eine Angst, die er zu meistern und verbergen suchte. Aber er konnte ihr nichts verheimlichen, zu tief waren sie miteinander verbunden. Sie holte ruckartig Atem. Wer?
    Ich kenne sie nicht. Eine Frau mit weißem Haar, aber nicht alt. Woher weiß sie meinen Namen?
    Seine Hände hörten nicht auf, sie zu streicheln. Noch immer verspürte er Ärger, aber er war Ivors Sohn und Levons Bruder, beide von ihnen hatten sie gesehen, und deshalb wussten sie, wer sie war. Sie ist ein Freund, übermittelte er. Wir müssen zu ihr gehen. Wohin?
    Es war die falsche Frage, obwohl sie gestellt werden musste. Sie sagte es ihm, und mit der Nennung dieses Ortes kehrte die Angst wieder in beide zurück. Er bekämpfte sie und half auch ihr dabei. Dann bestieg er sie und empfand trotz der Umstände eine tiefe Freude. Sie breitete ihre Schwingen aus, und er schickte sich zu fliegen an …
    »Tabor!«
    Er drehte sich um. In einem weißen Hemd aus Ystrat stand Liane vor ihm. Sie schien weit entfernt, es war unheimlich. Schon jetzt war sie hier, und er hatte sich noch nicht mal in die Luft erhoben. »Ich muss gehen«, sagte er und setzte vorsichtig seine Worte. »Die Seherin hat uns gerufen.«
    »Wo ist sie?«
    »In den Bergen.« Das Haar seiner Schwester, vom Schlaf verwirrt, hing lose auf den Rücken herab. Ihre Füße waren barfuss auf dem Gras, ihre Augen, die vor Furcht weit geöffnet waren, ließen die seinen nicht los.
    »Sei vorsichtig«, warnte sie, »bitte.« Er nickte ruckartig. Unter ihm spannte Imraith-Nimphais ihre Schwingen an. Sie war ungeduldig, wollte fliegen. »O Tabor«, flüsterte Liane, die zwar älter war als er, aber nicht so aussah. »Bitte, komm zurück.«
    Er versuchte zu antworten; es war wichtig, dass er es wenigstens versuchte, denn sie weinte. Aber er fand keine Worte. Er hob eine Hand, vollführte eine Geste, die eigentlich viel zu viel besagen sollte, und dann waren sie im Himmel, und die Sterne trübten sich vor ihrer Geschwindigkeit.
     
    Kim sah einen Lichtstreifen im Westen. Sie hob eine Hand, auf ihrem Finger glänzte der Ring, und einen Augenblick später kam die Kraft, die sie gerufen hatte, herab. Es war dunkel, und die Lichtung, wo sie warteten, war eng und uneben, aber nichts konnte die Anmut des Geschöpfes beeinträchtigen, das neben ihr landete. Sie lauschte, ob sich östlich von ihnen Alarmrufe erhoben, aber alles blieb still. Warum sollte ein herabfallender Stern in den Bergen Besorgnis erregen? Aber das war kein fallender Stern. Es war ein durch und durch tiefroter Körper … die Farbe von Danas Mond, die Farbe des Ringes, den sie trug. Die großen Schwingen falteten sich zusammen, das Wesen stand ungeduldig auf den Steinen und schien fast über ihnen zu tanzen. Kim blickte auf das eine Horn. Es glänzte silbern, und die Seherin in ihr wusste, wie tödlich es war, wie sehr dieses Geschenk der Göttin jenseits der Gnade lag.
    Dieses zweischneidige Geschenk. Sie wandte ihren Blick dem Reiter zu. Seinem Vater sah er sehr ähnlich, seinem Bruder Levon nur ein wenig. Sie hatte gewusst, dass er erst fünfzehn war, aber als sie es sah, war es ein Schock für sie. Sie erkannte jäh, dass er sie an Finn erinnerte.
    Seit der Beschwörung war nur wenig Zeit vergangen. Der abnehmende Mond hatte sich kaum über die östlichen Ausläufer des Bergrückens erhoben. Sein Silber berührte das Silber des Hornes. Neben Kim stand Brock und wachte aufmerksam, auf ihrer anderen Seite war Faebur, dessen Tätowierungen schwach glänzten. Dalreidan jedoch hatte sich ein wenig in den Schatten zurückgezogen. Sie war nicht überrascht, obwohl ihr auch das leid tat. Für den ausgestoßenen Reiter musste dieses Treffen hart sein, aber sie hatte keine Wahl gehabt. Auch jetzt nicht, und in den Augen des Knaben stand ein tieferer Grund für Schmerz und Gram. Er saß ruhig vor ihr und wartete, dass sie sprechen würde.
    »Es tut mir leid«, wandte sie sich an ihn und meinte es von ganzem Herzen. »Ich weiß ungefähr, was das für dich heißt.«
    Er warf ungeduldig seinen Kopf in

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