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Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Titel: Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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gerissen. Sie benutzte ihr Handy. Eine Viertelstunde später kamen zwei Beamte und verschafften sich ein Bild der Lage.
    »Zwei Personen?«, fragte mich einer der beiden. »Kannten Sie sie?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht.«
    »Fehlt irgendetwas?«
    »Das wissen wir noch nicht«, antwortete Marie-Luise. »Wir müssen erst mal aufräumen.«
    »Können Sie sich einen Grund für den Überfall vorstellen?«
    Ich bekam mein Auge mittlerweile etwas weiter auf. Es sah nach blinder Zerstörungswut aus. Aber es konnte auch mehr dahinterstecken.
    »Nein«, nuschelte ich. »Bis jetzt noch nicht.«
    Der Beamte wandte sich an Marie-Luise. »Sie waren vor vier Jahren schon einmal Opfer eines Überfalls. Damals mit rechtsextremistischem Hintergrund.«
    »Das war anders«, antwortete Marie-Luise. »Das waren anonyme Anrufe und ein paar dämliche Zettel, und dann hat man mich ein bisschen angerempelt. Aber das hier …«
    Sie stockte. Hinter mir hörte ich Ekaterina »Mein Gott« flüstern.
In meinem Magen wütete ein brennender Schmerz. Mir wurde übel.
    Die Beamten verabschiedeten sich. Sie wollten sich noch im Haus umhören.
    Marie-Luise klaubte aus den Scherben in der Küche einige benutzbare Keramikbecher und setzte Teewasser auf. Ich hinkte langsam durch die Räume und begutachtete den Schaden. Bis auf die zerstörten Monitore war nicht viel zu Bruch gegangen. Die geschundenen Bücher im Flur waren eine Art Abschiedsgruß. Davor hatten sie etwas gesucht. Ich musste das System erkennen, nach dem sie vorgegangen waren. Die Leitz-Ordner hatten sie stehen lassen. Also musste es etwas Dünneres sein. Eine Hängemappe oder lose Unterlagen.
    Und sie hatten es bei mir gesucht.
    Marie-Luise kam mit einem Teebecher zu mir.
    »Fällt dir etwas auf? Ein Unterschied zwischen deinem und meinem Büro?«
    Ich führte sie in den Flur.
    »Bei dir haben sie nur die Regale leer geräumt. Ein dramatischer Effekt, damit man auf den ersten Blick glaubt, es sei ein Anschlag auf die Kanzlei. Die Verwüstung in meinem Büro ergibt aber Sinn. Sie haben so etwas gesucht.« Ich hob eine Handakte vom Boden auf.
    Marie-Luise kam einen Schritt näher. »Vielleicht die Arbeitsbücher? Du hast sie doch noch?«
    »Ja, natürlich«, antwortete ich. »Es muss etwas anderes gewesen sein.«
    Marie-Luise hob einige herumliegende Papiere auf und betrachtete sie ratlos. »Ich verstehe das nicht. So plötzlich, aus heiterem Himmel. Normalerweise bekommt man doch vorher einen Tipp. Halten Sie sich raus, oder es setzt was, so in der Art. Wenn das hier eine Warnung gewesen sein soll, müssten sie uns wenigstens mitteilen, wovor.«

    »Das haben sie auch getan.«
    Marie-Luise hörte auf, das Chaos durch ihr Gewühle noch zu vergrößern. »Wann?«
    Ich erzählte ihr von dem BTZ-Artikel unter der Fußmatte.
    »Sie haben etwas gesucht. Sie haben nicht damit gewartet, bis es Nacht ist, sie sind auch nicht gestern Abend gekommen, als da unten im Hof eine Lautstärke herrschte, dass man unbemerkt das Haus hätte abreißen können. Sie sind zu mir gekommen. Sie haben mich niedergeschlagen. Sie haben mein Büro durchsucht.«
    Und da wusste ich es.
    Ich ging in die Knie. Ich nahm jedes Blatt, jeden Umschlag, jede Mappe in die Hände und sah alles durch.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte Marie-Luise.
    Ich schüttelte den Kopf. Auf allen vieren kroch ich durch den Raum, bis ich den Umschlag gefunden hatte. Er lag zwei Meter von meinem Schreibtisch entfernt und wirkte unberührt. Ich nahm ihn hoch und trug ihn in die Küche. Marie-Luise und Ekaterina folgten mir. Vorsichtig zog ich den Inhalt heraus.
    »Was ist das?«, fragte Marie-Luise.
    Ich antwortete nicht. Ich versuchte mich daran zu erinnern, in welcher Reihenfolge ich die Pläne aufeinandergelegt hatte. Erst 1922, dann 1955, dann die Kopien der Grundbuchauszüge. Alles war in Ordnung.
    »Das sind die Pläne eines Rückübertragungsfalles, an dem ich zuletzt gearbeitet hatte. Ein Haus in Grünau.«
    »Zeig mal her.«
    Marie-Luise breitete den Plan von 1922 aus. »Haus ist ja wohl ein bisschen untertrieben. Die Villa liegt direkt an der Spree. Sind da nicht diese elitären Segel- und Ruderclubs?«
    »Sicher«, antwortete ich. »Eine Tradition, der sich auch die DDR zutiefst verpflichtet fühlte.«
    Sie sah mich ärgerlich an und faltete den zweiten Plan auseinander. »Ich schätze mal, ein paar Hektar Land und mindestens
tausend Quadratmeter umbaute Fläche. Wenn man den Keller noch mit nutzt. Ganz schön was wert

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