Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken
viele Glückshormone frei, dass Kaffeetrinker oft über Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Depressionen oder Konzentrationsstörungen klagen, wenn ihnen ihr Stoff entzogen wird. Und weil sich jede neue Dosis Glück schon über den köstlichen Duft ankündigt, der dem Kaffeetrinker regelmäßig in die Nase steigt, reicht nach einer Weile schon dieser Duft, um im Gehirn die Wirkung von Koffein hervorzurufen. Wissenschaftler nennen das »konditionierten Reflex«. Bekannt ist das Phänomen vom Hund, dem der russische Mediziner Iwan Pawlow immer das Futter und ein Glockenzeichen gemeinsam präsentierte. Nach kurzer Zeit reichte das Klingeln allein, um ihm den Speichel im Mund zusammenlaufen zu lassen. Genauso kann allein schon der Geruch von Kaffee uns wach machen. Ganz ohne Koffein. Allerdings funktioniert das nur bei Menschen, die Kaffeetrinker sind oder es früher einmal waren und deren Gehirn sich offenbar daran erinnert. Der Duft selbst hat in unserem Gehirn keine erregenden oder belebenden Funktionen, wirkt aber als Glücksbringer. Bei Autofahrern, die sich müde fühlen und keinen frischen Kaffee dabei haben, reicht das Riechen an Kaffeebohnen, um die Müdigkeit zu vertreiben und die Aufmerksamkeit wieder herzustellen, wenn auch nur für kurze Zeit. Dann muss der richtige Kaffee her, der dann mit viel Koffein auch länger wirkt. Noch besser ist es, man legt vernünftigerweise eine Pause beim Autofahren ein.
Welchen Einfluss allein der Duft haben kann, erleben auch Kaffeetrinker, die auf koffeinfreien Kaffee umgestiegen sind, weil sie abends nicht einschlafen konnten. Obwohl sie nachmittags nur noch Kaffee ohne Koffein trinken, treten nahezu die gleichen Wirkungen auf wie vorher. Oft dauert es Monate, bis der Körper das Kaffee-Koffein-Programm abstellt.
Übrigens steigt bei Rauchern die Konzentration von Koffein im Blut schneller an, baut sich aber auch schneller wieder ab. Sie brauchen also öfter eine Tasse Kaffee. Im Gegensatz zu Schwangeren oder Frauen, die die Pille nehmen. Bei ihnen hält die Wirkung des Koffeins oft doppelt so lange an, weil weibliche Hormone die Aktivität der Leberenzyme reduzieren.
Doch nicht nur Kaffee, eine Vielzahl anderer Parfums, Blüten- oder Naturdüfte möchte man immer wieder riechen, weil sie schöne Erinnerungen wachrufen. Aber wirklich süchtig machen nur wenige. Ein Star unter den Duft-Drogen ist die Schokolade. Wie beim Kaffee lösen ihre Inhaltsstoffe, allen voran der süße Zucker, Glücksgefühle aus, und schon nach kurzer Zeit ist das Gehirn auf den Schokoduft konditioniert. Experimente im Labor des Londoner Neuropsychologen Neil Martin haben ergeben, dass dieser Duft wahre Feuerwerke im Innern unseres Gehirns zündet. »Kein anderer Geruch, den wir testeten, hatte derart starke Effekte wie der von Schokolade«, erklärt Neil Martin. Das Geheimnis des Schokoduftes: Er spricht unser Belohnungszentrum an. Ein herzhaftes Lachen kann auf dieses Zentrum genauso wirken wie Lob, Anerkennung, Zärtlichkeit, der Anblick des eigenen Babys oder eben ein wunderbares Essen. Immer werden positive Gefühle ausgelöst, Erinnerungen wachgerufen und jede Menge Glückshormone freigesetzt. Das Aroma von Schokolade erhöht gleichzeitig die Alpha- und die Beta-Aktivität der Hirnströme. Alpha-Aktivität wird häufig bei entspannten Versuchspersonen gemessen, Beta-Aktivität eher bei aufmerksamen und erregten Menschen. Schokoduft scheint also für beides gut zu sein: Er beruhigt das Gehirn und hält gleichzeitig den Geist wach. Eine himmlische Mischung. So faszinierend, dass Menschen bei einer Befragung in den USA angaben: Sie würden lieber auf Sex verzichten als auf Schokolade.
Unsere Gene und ihr Lieblingsparfum
Welches Parfum passt zu mir? Diese Frage beschäftigt fast jede Frau und ist deshalb ein wiederkehrendes Lieblingsthema von Frauenzeitschriften. Dort gibt man sich alle Mühe, mithilfe cleverer Tests die romantische von der sportlichen Frau und die Träumerin von der Eleganten zu unterscheiden, um den Leserinnen dann das passende Trendparfum der Saison zu empfehlen. Männer haben diese Probleme nicht, denn sie benutzen kein Parfum. Jedenfalls nichts, was so heißt. Ihre Düfte nennen sich »Eau de Toilette«, und sie lassen sie bevorzugt von ihren Frauen kaufen. Umso besser, die wissen vielleicht auch eher, ob er ein Träumer oder ein Abenteurer ist. Vor allem wissen sie, welchen Duft sie selbst gern riechen, und darauf kommt es schließlich an.
Duftwahrnehmung und Körpergeruch
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