Das kleine Haus am Meer (Romantischer Lady-Krimi)(German Edition)
deutete darauf hin, dass hier vor kurzem noch ein menschliches Wesen die unberührte Natur genossen hatte.
Sollte Sigmund Willert etwa abgereist sein? Nein, daran konnte Silvia nicht glauben , diese Vorstellung war zu schön. Vor wenigen Tagen erst hatte der Mann sie eingeladen, nächste Woche einen Ausflug mit ihr zu machen, und Silvia konnte ihm diese Bitte einfach nicht mehr abschlagen, weil sie spürte, dass er sonst niemals Ruhe geben würde. Irgendwie mochte sie ihn inzwischen auch recht gern, und seine Hartnäckigkeit, mit der er versuchte, ihr seine Gesellschaft aufzudrängen, rührte die junge Frau. Außerdem verstand er, angenehm und lustig zu plaudern, und seine versteckten Annäherungsversuche waren weder plump noch peinlich.
Rasch zog Silvia ihre Sandalen und das kurze Kleid aus. Darunter trug sie nur einen hellblauen Bikini, der ihre bronzefarbene Haut wunderbar zur Geltung brachte. Mit einem Jubelschrei rannte sie durch den weichen, warmen Sand in das angenehm kühle Wasser, das bis zu ihrem Gesicht hinaufspritzte. Sie spielte so ausgelassen wie ein Kind in dem erfrischenden Nass, bis ihr Blick zufällig in Richtung Strand wanderte.
Eine einsame Gestalt erweckte sofort ihr Interesse, doch im ersten Augenblick konnte sie nicht erkennen, um wen es sich handelte. Schützend hob sie die Hand über die Augen, denn die Sonne blendete sie.
Und dann erkannte Silvia den Mann. Es war Graf Andreas mit Arco, seinem Schäferhund. Das muntere Gebell des Tieres war jetzt auch zu hören, denn die junge Frau stand noch immer abwartend im Wasser und starrte zum Ufer.
Da hob Andreas seine Hand und winkte ihr zu. Silvia winkte zurück. Eine unbändige Freude erfüllte sie plötzlich, die sie sich jedoch nicht eingestehen wollte. Der Graf durfte ihr nichts bedeuten, das sagte sie sich immer wieder. Einige Male schon hatte er ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass er sie als Nachbarin zwar schätzte, jedoch keine nähere Bekanntschaft mit ihr haben wollte.
Und doch ließ das Herz sich nicht von ihr befehlen. Es pochte und pochte, als wollte es vor lauter Begeisterung über dieses unverhoffte Wiedersehen ihre Brust sprengen.
Langsam watete Silvia durch das Wasser, das jetzt nur noch bis zu ihren Knien reichte. Eine unangenehme Gänsehaus lief ihr über den Rücken. War der kühle Wind daran schuld, der sanft über ihre Haut strich?
Silvias Atem ging heftig. Sie fühlte die bewundernden Blicke des Grafen auf i hrer Haut und wünschte sich in diesem Moment, er würde sie berühren und nicht nur ansehen.
»Was treibt Sie in diese Einsamkeit, Andreas?« fragte sie betont munter und tätschelte Arcos schönen Kopf. Der Hund ließ sich das Streicheln gern gefallen und hielt genießerisch still.
»Arco hat Sie bereits ins Herz geschlossen«, stellte Andreas schmunzelnd fest, ohne auf ihre Frage einzugehen. »Sie können sich wirklich etwas darauf einbilden. Sonst geht er eher sparsam um mit seiner Gunst. Es ist nicht einfach, sein Vertrauen zu gewinnen.«
»Wir haben eben die gleiche Wellenlänge, nicht war, mei n Schöner?« Silvia ließ sich in den warmen Sand gleiten und beschäftigte sich intensiv mit dem Hund, der sich mit einem leisen Seufzer neben sie hinlegte.
»Schade, dass Sie das nicht zu mir gesagt haben. Ich hätte Ihnen darauf gern geantwortet«, sagte Andreas lachend und beobachtete unauffällig die junge Frau und seinen Hund, der den Kopf auf die ausgestreckten Pfoten legte und Silvia nicht mehr aus den Augen ließ.
Verlegen wühlte Silvia mit der linken Hand im Sand. Sie wagte nicht, zu dem Grafen aufzusehen. Weshalb nur versuchte Andreas immer wieder, sie durcheinanderzubringen? Wollte er sie nur ärgern - oder - konnte es sein, dass sie ihm gefiel, dass er nur nicht mit diesen Gefühlen umzugehen wusste?
Dieser Gedanke ließ Silvias Herz noch heftiger schlagen, und doch verwarf sie ihn sofort wieder. So etwas kam nur in Märchen vor, dass sich ein Graf in ein armes, bürgerliches Mädchen verliebte, noch dazu, wenn er so unverschämt gut aussah wie dieser Graf Gerlach.
»Laufen Sie ein Stück mit mir den Strand entlang«, schlug der Mann plötzlich vor und riss Silvia aus ihren rosaroten Träumen. Überrascht schaute sie zu dem Mann auf.
»Ich gehe gern mit«, antwortete sie nach einer kurzen Pause, und ihre Stimme klang etwas heiser, »warten Sie einen Augenblick, ich will mir nur das Kleid überziehen. Es ist doch etwas kühl, wenn man nass ist.«
Wenige Minuten sp äter schlenderten sie durch
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