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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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anders erblickte, als der Jüngling sie ihm geschildert hatte.
    »Jüngling,« sprach er, »hast Du Deine Zunge mit dem Köder der Falschheit befleckt, um vielleicht wenige Tage von dem Leben eines Mannes abzuschneiden, den die Natur bald heimrufen wird, ohne daß Du es notwendig hättest, die Schuld auf Dich zu laden, daß Du ihm nach dem Leben getrachtet hast?«
    »Nein! bei der himmlischen Jungfrau, Vater! solches liegt nicht in meinem Sinne und hat nicht in meinem Sinne gelegen!«
    »Schwöre nicht, Jüngling,« antwortete der Greis, »weder beim Himmel, denn er ist der Thron Gottes, noch bei der Erde, denn sie ist sein Schemel, noch bei den Geschöpfen der Erde, denn sie sind seine Gebilde. Deine Rede sei: Ja, ja, Nein nein! was darüber ist, das ist vom Uebel. Sage mir mit einfacher, klarer Rede: weshalb und zu welchem Zweck hast Du solche Mär ersonnen, die einen verirrten Wanderer in eine noch größere Irre hat leiten müssen?«
    »So gewiß ich ein Christ bin, guter Vater,« erwiderte Halbert, »so habe ich den Mann hier in seinem Blute verlassen, und doch sehe ich ihn nun nicht mehr, und das Grab, das Ihr hier seht, hat, so fürchte ich, seine sterblichen Reste schon aufgenommen!«
    »Und wie heißt der Mann, um dessen Schicksal Du in solcher Bange bist?« fragte der Greis, »und wie ist es möglich, daß der auf den Tod verwundete Mann von hier weggeschafft oder an solch einsamer Stätte sollte beerdigt worden sein?«
    »Er heißt,« antwortete Halbert nach einer kurzen Weile, »Piercie Shafton ... aber wer ihn von dieser Stelle, wo ich ihn auf den Tod verwundet liegen ließ, weggeschafft hat, das zu sagen ist mir ein Ding der Unmöglichkeit.«
    »Piercie Shafton?« wiederholte der Greis, »Sir Piercie Shafton von Wilverton? ein Verwandter des großen Piercie von Northumberland, wie es heißt? ... Jüngling, wenn Du ihn erschlugst, und wenn Du nach solcher Tat zurückkehrst in die Abtei des Abtes, dann kannst Du ebenso gut Deinen Hals in den Knoten stecken, den der Henker um den Hals seines Opfers schlingt. Sir Piercie Shafton ist gar wohl bekannt als unbedingter Schildträger des Papstes, der von Politikern, als Werkzeug klügerer Ränkeschmiede sowohl wie aber auch solcher, die lieber Böses sinnen als Gefahren bestehen, mit Vorliebe auf sogenannte verlorne Posten geschoben wird. Ich sage Dir, Jüngling, ziehe mit mir und rette Dich vor den schlimmen Folgen dieser Tat! geleite mich nach dem Schlosse Avenel, und Schutz und Sicherheit soll Dir hierfür zum Lohne werden.«
    Halbert stand schweigend und ging mit sich zu Rate. Daß die Rache des Abtes nicht gelind sein werde an dem Mörder des Freundes und Gastes, war ihm freilich klar und war ihm von vornherein klar gewesen; allein bei den verschiedenen Möglichkeiten, die er vorher erwogen hatte, war ihm doch entgangen, zu erwägen, was er dann begänne, wenn Sir Piercie der unterliegende Teil sei. Wenn er nach Glendearg zurückkehrte, dann war mit aller Sicherheit anzunehmen, daß sich die Rache der Klosterbrüderschaft auf seine ganzen Angehörigen erstrecken werde; dagegen konnte es, wenn er entfloh, den Anschein gewinnen, als habe er ganz ohne Wissen der Seinigen von Anfang bis zu Ende in der Angelegenheit gehandelt und habe die Flucht ergriffen, um auch mit ihnen allen Auseinandersetzungen darüber enthoben zu sein. Halbert erinnerte sich auch der Gunst, die der Unterprior den Seinigen zuwandte, vor allem seinem Bruder Edward, und er sagte sich, daß er wohl am ehesten auf dessen Verwendung zu gunsten der Seinigen bei dem Abte zu rechnen haben dürfte, wenn er diesem würdigen Herrn seine Schuld erst von einer gewissen Entfernung von Glendearg aus unumwunden bekennte; und infolge weiterer reiflicher Erwägung dieses Gedankens entschloß er sich zur Flucht. Bestärkt wurde er hierin durch die Gegenwart des Pilgers und den Schutz, den ihm derselbe verhieß. Immerhin aber war er nicht im stande, sich darüber Klarheit zu schaffen, wie sich die Aufforderung des Greises, ihn zu seiner Sicherheit nach Avenel zu begleiten, zu dem gegenwärtigen Eigentümer der Herrschaft, Julian von Avenel, verhalten möchte.
    »Frommer Vater, Ihr irrt Euch, fürchte ich,« sagte er, »in dem Manne, bei dem Ihr mir Unterkunft verschaffen wollt. Julian von Avenel war es doch gerade, der Sir Piercie Shafton nach Schottland geleitete, und sein Reisiger Christie von Clinthill hat doch diesen Südländer zu uns nach Glendearg gebracht.«
    »Das ist mir sehr gut bekannt,«

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