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Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch

Titel: Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Brown
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hat nicht von Liebe zwischen Mann und Frau gesprochen, sondern von »zwei Menschen«. Viele Leute denken, Gott hätte Adam für Eva erschaffen, damit sie Kinder bekommen könnten. Doch das ist noch nicht alles. Er hat Eva erschaffen, damit Adam mit jemandem seine Zeit verbringen und sein Leben teilen kann. So hat Er/er es gewollt. Und das wollen wir alle. Ich habe Oma erzählt, was Aaron über die ursprüngliche Bibel gesagt hat, nämlich daß sie zu einer völlig anderen Zeit geschrieben worden ist. Was da gegen die Homosexualität gesagt wird, stimmt heute nicht mehr so, weil sich die Welt seitdem grundlegend geändert hat. Damals gab es nicht einmal ein Wort für »schwul«. Die Leute, die die Bibel im Laufe der Jahrtausende übersetzten, haben ihre eigenen Vorurteile einfließen lassen, wo es ihnen sinnvoll vorkam. Und diese Vorurteile haben sich gehalten. Und nach einer Weile haben sie sich festgesetzt.
»Wie kannst du ein Christ sein, wenn du >so< bist?« fragte Oma. Ich habe ihr erklärt, daß ich nicht weiß, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Ob ich ein Sünder bin, hängt doch nicht damit zusammen, wen ich liebe. Es hindert mich nicht daran, notleidenden Menschen zu helfen oder nett zu jemandem zu sein, der einen scheußlichen Tag hinter sich hat. Anscheinend war Oma nach unserem Gespräch noch nicht ganz überzeugt. Sie fragte, ob ich mich nicht ihr zuliebe ändern will. Ich soll versuchen, Mädchen nett zu finden. Meine Gefühle für immer verdrängen. Sie hat mich so flehend angesehen, daß ich es einfach sagen mußte: »Ja, ich versuche mich zu ändern.«
Oma nickte. Ihr ging es ein bißchen besser, und ich war ein bißchen enttäuscht. Wenigstens ist unser Verhältnis jetzt weniger gespannt.
14. Juni
    Duff hat mich heute in sein Büro gerufen. Er wollte wissen, wie es bei mir läuft. Ich antwortete, daß ich nicht klagen kann, was nicht unbedingt gelogen war. Manchmal ist es immer noch übel. Ich werde im Durchschnitt dreimal am Tag «Schwuchtel« genannt, aber das geht den meisten nicht anders. Hin und wieder finde ich schmutzige Zeichnungen an meinem Spind. Ich gebe sie Mag, und die nimmt sie mit heim und zeigt sie ihrer Mutter. Die findet so was geil.
Im Sport wird es ein bißchen besser. Wenigstens besser als vorher. Eine Zeitlang war meine Gesundheit in der Umkleide ernsthaft gefährdet. Die anderen sind nicht damit klargekommen, sich in einem Raum mit mir nackt auszuziehen. Seit dem Vorfall denken sie, daß ich sie angaffen werde. Reines Wunschdenken.
Die meisten sind so häßlich, daß es sich gar nicht lohnt, sie anzugaffen. Aber das kann ich ihnen einfach nicht begreiflich machen, nachdem ich zum drittenmal zusammengeschlagen worden bin, hat Mr. Nolier mir erlaubt, früher zu gehen, damit ich fertig bin, bevor die anderen kommen, normalerweise schaffe ich es, mich schnell genug anzuziehen, doch manchmal auch nicht. Dann schaue ich weder nach rechts noch nach links und stelle mich blind, taub und stumm. Ich höre nicht, wenn sie mich Schwuchtel nennen. Das alles ist so dämlich und überflüssig. Aber es ist weniger gefährlich.
Ich esse mit Mag, Ralph und Lesly. Weil wir in denselben Kursen sitzen, funktioniert das recht gut. Vorgestern ist Ralph mit einer neuen Brille mit Drahtgestell in die Schule gekommen. Mag und Lesly haben ihn damit aufgezogen, daß er jetzt aussieht wie Mr. Hopper aus der Sesamstraße. Ich habe nicht mitgemacht. Von Verarschungen habe ich zur Zeit die Nase voll.
Mrs. King schaut mich immer noch böse an, wenn ich in die Nähe ihres Schreibtisches komme. Die alte Sängerin ist spitze. Letztens haben wir darüber geredet, daß ich für ein Jahr als Austauschschüler nach Frankreich gehen soll. Sie findet, daß ich sprachbegabt bin. Ich weiß, meine Chancen, nach Frankreich zu gehen, sind etwa so hoch wie die auf einen Lottogewinn. Aber es hat mich gefreut, daß die alte Sängerin mir das zutraut und mich für so intelligent hält. Ich habe ihr gesagt, daß ich es mir überlegen werde. Und das tue ich auch.
Mr. Mariner ist weiter Mr. Mariner. Hübsch anzusehen, doch unerreichbar. Eine Erleichterung.
Duff und ich haben uns etwa eine halbe Stunde unterhalten. Ich hätte ihm erzählen Können, wie toll ich es an der Chappaqua Highschool finde. Aber das wäre eine Lüge gewesen. Ich hätte ihm auch erzählen Können, wie beschissen ich es an der Chappaqua Highschool finde. Aber das wäre ebenfalls eine Lüge gewesen. Also habe ich gesagt, daß das Leben weitergeht, mal

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