Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
Risiko eingegangen und hat es mir erzählt. Ich wollte ihm schon sagen, wie sehr ich seinen Mut bewundere, doch es ist alles nur so aus ihm herausgesprudelt. Deshalb habe ich ihn erzählen lassen.
Im Moment ist Peter schrecklich durcheinander. Er weiß nicht, ob er mehr auf Mädchen oder mehr auf Jungs steht. Manchmal träumt er von Kim Basinger. Manchmal von Richard Gere. Er tut mir leid. Es muß scheußlich sein, wenn man so wirr ist.
Es ist die Hölle ...
Ich habe ihm geraten, sich Zeit zu lassen. »Aber egal, was du bist, laß dir nicht einreden, daß mit dir was nicht stimmt.«
Es hat mich überrascht, wie überzeugt ich Klang. Ich habe mich auch so gefühlt. Dann fiel mir ein, von wem ich diesen Satz zum erstenmal gehört habe, und nun wußte ich, warum es mir so ging. Peter war sich nicht so sicher. »Es ist so schwer«, sagte er.
Ich schwieg, obwohl ich seiner Meinung war. Es ist schwer. Alles daran ist schwer. Doch es Kann auch ganz toll sein.
Da hat Simon nach uns gerufen. Wir sprangen auf und weckten Trip. Simon kam und sagte, daß es Zeit zum Essen ist. Als Simon wieder zwischen den Bäumen verschwand, hat Peter laut geseufzt. Ich wußte, was er empfand.
27. Juli
Heute morgen hat Onkel Lloyd Trips »Playboy« gefunden, und wir alle haben deshalb furchtbar Streß gekriegt. Er hat die Zeitschrift zerrissen und uns einen Vortrag über sündige Lust gehalten. Er sagte, jemanden mit Lüsternheit im Herzen anzuschauen wäre dasselbe wie Ehebruch.
Ich fragte Onkel Lloyd, warum Gott uns Hormone gegeben hat, wenn wir keine Lust empfinden dürfen. Trip lachte, aber ich habe es ernst gemeint. Onkel Lloyd behauptete, daß Gott uns Hormone gegeben hat, damit wir Bärte und eine tiefe Stimme kriegen. Da mußte ich lachen. Onkel Lloyd hat uns böse angeschaut und uns zum Frühstück geschickt. Ich glaube, meine Fragen gefallen ihm nicht.
Anscheinend hat seine Standpauke nicht viel gefruchtet. Wenn ich mir das Gekeuche um mich herum anhöre, klingt es, als würden alle wichsen wie die Wilden. Heute nacht fliegt die Lust durch die Luft wie ein Feuerwerk.
Trip stellt sich wahrscheinlich Candy Dandy vor. Peter bestimmt Simon. Oder Richard Gere. Oder Kim Basinger. Wer weiß? Ich werde an Miles im Kraftraum denken. Der alten Zeiten zuliebe.
28. Juli
Großer Skandal in der Zeitung. Timmy Will ist in einem mexikanischen Puff erwischt worden. Er behauptet, er wäre dort gewesen, um »Seelen zu retten«. Er wollte alle Prostituierten zum Christentum bekehren. Wahrscheinlich hat er es mit der Bekehrung ein bißchen übertrieben. Jemand hat ihn bei einem mexikanischen Tanz mit einer Señorita fotografiert, die als Luxusnutte bekannt ist. Das Foto ist ziemlich lustig. Timmy hat einen Sombrero auf. In der einen Hand hält er eine Flasche Tequila, den anderen Arm hat er um die Nutte gelegt. Die Zeitung lag auf Pias Veranda. Ich las den Artikel und habe mich fast totgelacht, als ich das Bild gesehen habe.
Ich frage mich, wie Oma damit klarkommt. Und wie all die anderen Anhänger von Timmy Will es verkraften werden. Was wird Gott dazu sagen? Lacht er, weint er oder brüllt er rum? Onkel Lloyd tat, als wüßte er von nichts. Vielleicht interessiert es ihn ja auch nicht. Vielleicht hält er Timmy Will auch für einen Clown. Beim Mittagessen wollte ich ihn fragen, wie er das findet, aber ich habe es mir anders überlegt. Er schien heute nicht in der richtigen Stimmung für Fragen. Besonders nicht für meine.
29. Juli
Habe heute einen Brief von Jeff gekriegt. Kurz und knapp. Er schreibt, die Grundausbildung wäre »zum Kotzen« gewesen, aber er hätte es überstanden. Sein Captain ist ein Arschloch und kann Jeff nicht ausstehen. Am zweiten Tag im Ausbildungslager hat Captain Strang Jeff den Latrinenboden scheuern lassen, weil er ihm widersprochen hat. Jeff schreibt, danach hätte er gewußt, wann er besser den Mund hält.
Er vermißt uns alle. Am meisten Marsha. Morgen erfährt er, wo er als nächstes stationiert wird. Ich habe mich gefreut, weil er mir ein Foto geschickt hat. Er steht mit zwei anderen Typen vor einer Kaserne. Er ist ganz kahlrasiert und sieht aus wie ein Schimpanse. Bin neugierig, was Marsha dazu sagt.
Peter fragte, was ich da lese. »Einen Brief von meinem Bruder«, sagte ich und zeigte ihm das Foto. Peter findet, daß ich Glück habe, weil mein Bruder lebt. Er würde alles dafür geben, noch einmal mit seinem Bruder sprechen zu können. Ich habe mir das Foto angeschaut und fand auch, daß ich Glück habe. Und ich
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