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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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besitzen würde, dann wäre seine Zukunft gesichert. Archie hatte gesehen, wie sich dem Earl die Tore geöffnet hatten, die geringeren Sterblichen versperrt waren, wie Männer sich ihm beugten, wie Frauen ihm schmeichelten – und all das nur aufgrund seines Titels, der ihm vorausging, wohin auch immer er kam, und der ihm seinen Weg durch die Welt ebnete. Trüge Archie einen Titel, würden ihm allein aus diesem Grund sowohl Kunden als auch Lieferanten vertrauen.
    Während seine Kenntnisse über den Antiquitätenhandel wuchsen, bildete sich ganz allmählich ein Entschluss in ihm aus: In seinem Kopf begann sich eine Vision von seiner Zukunft herauszukristallisieren. In der Zwischenzeit gab er sich damit zufrieden, seinem Wissensschatz immer wieder etwas Neues hinzuzufügen. Wie ein gieriger Schwamm würde er alles aufsaugen, was Lord Gower ihm zu bieten hatte. Wenn dann der Tag für ihn kam, dass sich seine Wege von denen des Earls trennten, würde Archie wissen, was er zu tun hätte und wie er vorgehen müsste, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

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DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

    S ind Sie sicher, dass Sie nicht mit uns kommen wollen?«, fragte Kit. Wieder einmal standen sie im frühmorgendlichen Licht am Ende der Sphinx-Allee. Sowohl Thomas als auch Khefri blickten besorgt die lange Reihe von Statuen hinunter, die auf den Tempel zuführte, der in die blanke Felswand hinein errichtet worden war.
    »Ich habe meine Entscheidung getroffen«, antwortete der Arzt ein wenig wehmütig. »Jemand muss zurückbleiben, um auf die Schätze aufzupassen, die wir aus Anens Grabmal hervorgeholt haben.« Er legte eine Hand auf die Schulter des Ägypters. »Mein junger Freund und ich haben nun mehrere Jahre Arbeit vor uns liegen, und zwar dank Ihnen. Diese Erfahrung ist äußerst aufschlussreich gewesen. Ich stehe in Ihrer Schuld.«
    »Nicht im Geringsten«, widersprach Kit. »Wenn überhaupt, dann ist es genau anders herum.«
    »Werden Sie zurückkommen?«, wollte Khefri wissen. »Wenn Sie gefunden haben, wonach Sie suchen – werden Sie dann nach Ägypten zurückkehren?«
    »Das werde ich«, versprach Kit. »Wenn es überhaupt möglich ist, werde ich schneller zurück sein, als es Ihnen richtig klar wird.«
    Wilhelmina holte die messingverkleidete Ley-Lampe aus der Tasche ihres Overalls. Im frühmorgendlichen Licht erschien ein winziges blaues Funkeln. »Wir sollten jetzt gehen«, mahnte sie und steckte das seltsame Instrument in die Tasche zurück. Sie trat auf Young zu und streckte ihm die Hand entgegen. Als er sie ergriff, umarmte Mina ihn. »Herzlichen Dank für alles, Thomas. Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen konnte. Und Kit hat recht – wir werden so bald wie möglich zurückkommen.«
    »Seien Sie versichert, dass ich mich in Ihrer Abwesenheit bemühen werde, weitere Nachforschungen über die philosophischen Folgen des Ley-Reisens anzustellen«, erklärte Thomas, der sich sanft aus ihrer Umarmung löste. Er streichelte die Kopie der Meisterkarte, die er mit größter Sorgfalt erstellt hatte und nun unter seinem Hemd direkt auf seiner Haut trug. »So Gott will, werde ich vielleicht sogar in der Lage sein, die Chiffren zu übersetzen.«
    »Dann überlassen wir Sie jetzt dieser Aufgabe«, verkündete Kit.
    »Wenn Sie zurückkehren, werde ich Sie mit größter Freude begleiten, wohin auch immer Ihre weiteren Reisen Sie führen«, fügte der Arzt hinzu. »Darauf haben Sie mein Wort.«
    »Also bis dann«, sagte Kit und presste seine Hände ineinander.
    Mina fasste ihn am Arm. »Es wird Zeit.«
    Am Abend zuvor waren Wilhelmina und Giles mitten in das Fest hineingeplatzt, das die Ausgräber anlässlich des gefundenen Teilstücks der Meisterkarte gefeiert hatten. Kit, der sich in bester Weinlaune befand, führte zusammen mit Thomas die beiden ins Grabmal hinunter und zeigte ihnen die Wandbilder.
    »Seht her!« Er wies auf das dritte bemalte Wandfeld. »Zuvor hatten wir ja nicht genügend Zeit, um uns alles genau anzusehen. Aber hier ist unser Mann höchstpersönlich – Arthur Flinders-Petrie. Er trägt ein gestreiftes Gewand, das an der Brust geöffnet ist und so die Tattoos enthüllt.«
    »Wie außergewöhnlich!«, rief Wilhelmina aus. »Das ist wahrscheinlich das erste – wenn nicht gar das einzige – Porträt des Mannes und seiner Karte.«
    Giles, der den Raum zuletzt als Gefangenen gesehen hatte – eingesperrt mit dem Leichnam seines Herrn und verurteilt zum Tod durch Verdursten –, richtete die Augen langsam

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