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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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auch Kit, der dabei versuchte, die Laute dieses Worts so getreu zu wiederholen, wie es ihm nur möglich war.
    Die Augen von Großer Jäger weiteten sich vor Verblüffung und Freude. Er rief die beiden anderen Urmenschen, und als sie zurückgekehrt waren und sich wieder zu ihm gesellt hatten, sprach er das Wort ein weiteres Mal aus und blickte dabei voller Erwartung auf Kit.
    Kit entsprach bereitwillig dem Wunsch. »Gangor.«
    Das Wort hatte eine elektrisierende Wirkung. Alle drei Urmenschen begannen gleichzeitig zu schwatzen und tätschelten ihn: Sie streichelten ihn wie einen Hund, der gerade einen neuen Trick gelernt hatte.
    Kit ertrug gelassen dieses begeisterte Stoßen. »Nein, wirklich; das war doch gar nichts«, erklärte er ihnen. Dann wandte er sich Großer Jäger zu und drückte ihm die Hand. »Danke schön.« Er blickte in die bärtigen Gesichter um ihn herum, und mit der größten Ernsthaftigkeit, die er aufbringen konnte, sagte er: »Ein Dankeschön an euch alle, dass ihr mich gerettet habt.«
    Damit war der feierliche Moment zu Ende, und die Urmenschen machten sich auf den Weg zurück zur Siedlung. Durch Stupsen und andere Gesten gaben sie Kit zu verstehen, dass sie erwarteten, er würde sich zu ihnen gesellen. Doch Kit hatte eine bessere Idee.
    »Nein, wartet!«, rief er beharrlich und stemmte die Füße in den Boden, als sie ihn mit sich zerren wollten. Dann schritt er rasch hinter den nächsten Busch, entledigte sich seiner schmutzigen Unterwäsche und ließ sie mit einigem Bedauern zurück. Er wusch sich, so gut er es vermochte, in dem flachen Fluss und tauchte hinter dem Busch wieder hervor, um sich den dreien wieder anzuschließen. Er zeigte mit dem Finger das Tal hoch, wies auf die gestaffelten Felsvorsprünge der Schlucht und erklärte: »Ich muss da etwas überprüfen.« Er wusste nur allzu gut, dass es nicht die geringste Chance gab, von irgendeinem der anderen verstanden zu werden. Doch das Sprechen war eine Erleichterung; zudem hegte er die freilich geringe Hoffnung, dass es ihm vielleicht gelingen würde, sie dazu zu bringen, ihn zu verstehen: etwa in der Art britischer Touristen im Ausland, die die Sprache der Einheimischen nicht kannten und einfach Englisch redeten – nur eben laut. »Da oben. Ich muss dorthin gehen. Es wird nicht mehr als eine Minute dauern.« Kit breitete seine Arme aus und beschrieb mit ihnen einen Kreis, der sie alle umschloss. »Ihr könnt mit mir kommen. Ich hoffe wirklich, dass ihr euch dazu entschließt.« Er drehte sich um und zeigte ihnen pantomimisch, wie er aufbrach. »Los!« Er bewegte seinen Arm in einem weiten Bogen, als ob er den Start zu einem Marathonlauf verkünden würde. »Auf geht’s, Burschen!«
    Er ging ein halbes Dutzend Schritte und blickte dann zurück: Die anderen standen immer noch dort und beobachteten ihn. Plötzlich hatte er einen Gedankenblitz, und Kit vollführte die seltsame Geste, die gestern Großer Jäger ihm gegenüber gemacht hatte – die »Komm mit!«-Bewegung mit der gebogenen Hand. Großer Jäger gab einen einzelnen grunzenden Befehlston von sich und begann, Kit zu folgen, und die beiden anderen kamen hinterher. Während sie spazierten, hellte sich der Himmel auf. Kit war froh, als er feststellte, dass er sich an diesen Abschnitt der Schlucht erinnern konnte. Das Ziel vor Augen, ging er weiter, und jedes Mal wenn er sich umdrehte, trieb er seine neuen Freunde an.
    Die Sonne ging auf, als sie die Schneise erreichten, die Kit als den Ley-Pfad wiedererkannte, der hinab ins Tal führte. »Hier ist es!«, rief er aus und zeigte wie wild auf den langen, schrägen Hang. »Dies ist der Ort!«
    Er inszenierte eine solche Show, um seine Aufregung zu zeigen, dass die Urmenschen angesichts seines merkwürdigen Verhaltens verwirrt dastanden und sich murmelnd miteinander unterhielten. »Wartet hier!«, wies er sie an, streckte die Hände vor sich aus und senkte sie nach unten. »Wartet nur direkt hier.«
    Nach diesen Worten drehte er sich um und begann, den Pfad hochzumarschieren. Doch sein Gefolge schritt hinter ihm her, und so musste Kit die »Sich nicht vom Fleck rühren«-Geste so lange wiederholen – so wie man sie für einen Hund machen würde, der entschlossen war, seinem Herrn zu folgen –, bis die anderen zu guter Letzt die Botschaft verstanden. Sobald er sich von ihnen abgewandt hatte, nahm er die Ley-Lampe aus der Tasche und überprüfte rasch den Ort. Die Vorrichtung war tot. Keine Wärme. Keine kleinen Lichter. Überhaupt

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