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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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der Flüstermann, der da sprach – es war König Dampf. Der Dampfmann war übel zugerichtet worden, die rechte Seite seines Körpers war unter der eingebeulten Pilotenkanzel zerquetscht worden, die linke von den Hieben der Knochenschwerter zerfetzt und von Säurespuren zernarbt.
    »Euer Majestät, Eure Ritter kommen, um Euch zu holen.«
    »Der schwerste Teil am Königsein ist es, die Zeit des eigenen Todes zu kennen«, stöhnte König Dampf.
    »Euer Volk kann Euch retten.«
    Der König hörte Oliver kaum. »Wie sonst könnte der Weg für den neuen König bereitet werden?«
    Oliver zog an dem Gestell, aber es war zu stark beschädigt; hätte man es mit Gewalt entfernt, hätte man den Dampfmann auseinandergerissen.
    »Hör auf damit, mich retten zu wollen«, flüsterte König Dampf. »Rette lieber unsere beiden Völker. Die Wildcaotyl nähren sich von Seelen und von der Anbetung ihrer Rasse, vom tiefsten Leben der Erde. Die Seelen sind von Jackals und vom Freistaat, und für die Wildcaotyl müssen die Knochen der Erde sie leersaugen; wenn du den Zirkel voranschreitest, dann bewegst du dich durch die Knochen der Erde. Wir sind die Lieder des Sternenstaubs, Oliver, und wie alle Insekten werden auch die Wildcaotyl von unserer Flamme angezogen. Lösche diese Flamme …«
    Lösche diese Flamme!
    Hauptmann Flare war von einem Meer aus Tzlaylocs Teufeln umringt, mehr und mehr quollen aus dem deformierten Leib hervor. Flare zerschmetterte und zerquetschte diese Kreaturen und war bald so vom Blut und dem pervertierten Fleischbrei der Insekten beschmiert, dass er wie ein karmesinroter Golem wirkte, der gerade aus dem Ofen kam. Zerstörte Wildcaotyl lagen verstreut auf dem Feld, Schwärme ihrer Brüder erklommen den Wall aus Leichen und griffen den Sondergardisten ihrerseits an.
    Hauptmann Flare war nur ein einzelner Mann. Schon bald begann sein irrvernebeltes Fleisch zu ermüden. Seine Schläge wurden immer langsamer, während mehr und mehr Wildcaotyl seinen eisernen Körper mit ihren Krallen durchbohrten und zerkratzten.
    Lösche die Flamme!
    Oliver streckte seine Sinne über das ganze Schlachtfeld, tastete nach den Knochen der Erde, doch es gab so viel Böses, das er dafür ausblenden musste. Das Heer des Parlaments wich allmählich zurück, als es auf die disziplinierte Formation der Dritten Brigade traf, da es über zu wenige erfahrene Soldaten verfügte und stattdessen zu viele ungeübte Straßenkämpfer und carlistische Rebellen in seinen Reihen hatte. Die Dampfritter klemmten inmitten der Horde der Wildcaotyl fest, während Kompanien aus Fleischmetallern und die zur Verstärkung herbeigeeilte Erste Brigade sämtliche versprengten Sondergardisten erledigte, die nicht von den Feldern von Rivermarsh geflohen und ihre Freiheit gesucht hatten. Aber unter all diesem Durcheinander pulsierte immer noch das Kraftliniennetz der Erde, ganz dünn und schwach, nachdem es von den Weltensängern beider Seiten beständig angezapft worden war.
    Rund um Tzlaylocs missgestalteten Körper waren die Linien gestört und diffus; die Macht der Wildcaotyl stellte ein Gewicht für die Erdoberfläche dar, das die Welt kaum tragen konnte. Nun sah Oliver es, er erkannte, wie der Schmerz und das Entsetzen des Schlachtfelds durch die Knochen der Erde geleitet wurden, als sei die Erde ein Schwamm, der das Blut und die Seelen aufnehmen konnte, damit sich die Wildcaotyl von ihnen nährten, und jede neue Krume gab weiteren Ungeheuern die Möglichkeit, sich durch die Risse der Welt zu zwängen. Die Substanz der Jackalianer wurde zerstört wie Koks, den man in einen Brennofen wirft, als sei die Welt der Kessel der Insekten, eine Maschine, die ihre verrückte Mission vorantrieb, ihre unheiligen hohen Götter herabzurufen.
    »Oliver«, zischte der Flüstermann. »Hüte dich vor dem Feind.«
    Vom Fuß des gefallenen Kriegsgehäuses kroch eine Welle von WildcaotylDämonen hinauf, aber Oliver hörte die Warnung des Flüstermanns nicht – seine Aufmerksamkeit war auf das Netz der Kraftlinien gerichtet, das unter den Knochen der Erde verlief.
    Der Flüstermann fluchte. Diese Geschöpfe waren schwer zu täuschen, sie waren nicht menschlich, und ihr Verstand war verdrehtes Fleisch, das sich auf unnatürliche Weise von Tzlaylocs Körper abgespalten hatte. Ihre Träume waren kalte, fremde Welten. Er konzentrierte sich. Mit einem Knurren fielen die Wesen übereinander her, da sie Sondergardisten vor sich sahen statt ihrer eigenen hässlichen Umrisse, und sie verbissen

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