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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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von Jahren stand Jackals unter der Regentschaft des alten Imperiums, Chimeca. Diese Ruinen sind sein Vermächtnis.«
    Chimeca. Das war wirklich uralte Geschichte, aber Molly erinnerte sich dunkel an Unterrichtsstunden, in denen es um Insektengötter, Heuschreckenpriester und Menschenopfer gegangen war. »Ich dachte, die Unterstadt sei nur eine alte Ebene von Middlesteel unterhalb der Kanäle, über die man neu gebaut hätte.«
    Schleichrad schüttelte den Kopf. »Nein, es war schon immer so. In der alten Zeit gab es eine Periode so großer Kälte, dass die Chimecaner die Erde untertunnelten, um unterirdisch zu überleben. Es heißt, die ersten Dampfo-Loas stammten aus jener Zeit. Heilige Maschinen.«
    Molly starrte zu den Vogelfledermäusen empor, die als kleine schwarze Punkte unter der Decke kreisten. »Ich habe mich immer gefragt, wieso die Politpolizei die Geächteten nicht einfach mit Dreckgas tötet. Die Presser könnten eine ganze Legion Polizeimiliz hier unten verlieren.«
    »Nur ein kleiner Teil der Gänge sind uns bekannt«, sagte Schleichrad. »Vieles davon wurde im Lauf der Zeit verschüttet. Was du hier siehst, erstreckt sich weit in die Tiefe und in die Ferne. Ganze Nebenstädte sind zerfallen, als sich die Erde auf ihrer Reise entlang dem großen Plan drehte und wandelte.«
    Molly sah zu dem großen Mauerstück hinüber, das eine halbe Meile entfernt am Abhang eine Treppe unter sich begraben hatte. »Solange nichts zusammenbricht, während wir hier sind …«
    »Diesen Ausgang hat Rotrost einerseits wegen seiner Stabilität gewählt, andererseits, weil er möglichst weit von Grimhope entfernt ist«, sagte Schleichrad. »Hier sollte es keine Wachposten geben. Nur die Arbeiter der Atmosfährbahn kennen ihn.«
    »Dann ist die Stadt der Geächteten noch hier unten?«, fragte Molly.
    »Das vermute ich, jedenfalls gibt es sie noch, wenn sich ihr Geist auch verändert haben mag«, antwortete Schleichrad. Seine Radachsen arbeiteten sich spinnenartig die Stufen hinunter, die, verborgen hinter einer der Statuennischen, zu einer schmaleren weiteren Treppe führten. »Dieser Gang führt zu den Ausläufern der großen Höhle der Duitzilopochtli-Klüfte, und Grimhope erhebt sich dort inmitten des Pilzwaldes, einen Tag und eine Nacht von unserem jetzigen Aufenthaltsort entfernt.«
    Molly und Schleichrad stiegen stundenlang den Seitengang hinab, und das Flechtenlicht brannte hin und wieder nur flackernd, so dass sie streckenweise ganz im Dunkeln dahingingen. Gelegentlich verbreiterten sich die Treppen zu alkovenartigen Ruheräumen, in denen man steinerne Betten aus den Felswänden herausgeschlagen hatte. Wären sie aufwärts statt abwärts gegangen, hätten sie solche Rastplätze sicher sehr zu schätzen gewusst. Aber nun hatte Schleichrad bereits verkündet, dass sie erst im Pilzwald länger innehalten würden. Schließlich gabelte sich der Weg vor ihnen in vier Richtungen, und Schleichrad führte sie den Gang ganz links weiter hinunter.
    Der Ausgang war zwei Stunden später nur noch als heller Fleck in der Ferne zu erkennen. Molly schmerzten nach dem langen Treppenabstieg die Beine, und ihre Wadenmuskeln waren angespannt und verkrampft. Dann trat sie aus dem Tunnel.
    Einen Augenblick dachte Molly, dass etwas nicht stimmte, dass sie – vielleicht durch einen Trick der Schwerkraft – wieder an die Erdoberfläche zurückgekehrt waren und der grüne Flechtenschimmer hellem Tageslicht gewichen war. Ihre Augen tränten nach der dämmrigen Dunkelheit des Seitenganges. Sie blinzelte die Tränen weg und stellte fest, dass sie am Fuße einer Klippe stand, einer Felswand, die sich tausend Fuß hoch in den Nebel über ihren Köpfen reckte. Der Nebel war von rotem Licht durchdrungen und knisterte gelegentlich, wenn sich heftige, blitzartige Energieschübe entluden.
    Unter dem Nebel breitete sich, so weit sie sehen konnte, ein Wald von Pilzen aus, die so dicht und hoch wie Eichen standen. Viele der Gewächse waren schwarz wie Ebenholz, aber es gab auch Farbflecken dazwischen, spitz zulaufende Pilzhütchen mit hellen Markierungen in Scharlachrot, Gold und Jade.
    »Beim großen Zirkel«, staunte Molly. »Das ist wunderschön. Als ob es hier unten eine Sonne gibt.«
    »Sieh her.« Schleichrad deutete auf eine Lücke in der nebelverhangenen Decke der Höhle. »Nicht nur eine Sonne, sondern viele. Kristalle, die von den Zauberern des Chimeca-Imperiums hier zurückgelassen wurden. Sie nutzten die Kristallmaschinen auf ähnliche Weise

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