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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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und Militärlager etwas aufzuweichen, aber trotz aller Blumenampeln und mit Efeu berankten Gitter war der ursprüngliche, strenge Zweck des Bauwerks nicht zu übertünchen.
    Quest führte Cornelius an mehreren Servierwagen vorüber, mit denen die Speisen von der Küche zur Gesellschaft gerollt wurden. Die Wagen hielten an einem kleinen Tresen, an dem das Essen nach dem Zufallsprinzip auf Gift untersucht wurde. Quest war am heutigen Abend nicht der einzige mächtige Mann von Rang und Einfluss, und es hätte nicht gut ausgesehen, wenn ein
Hüter oder Handelsfürst auf seinem Grund und Boden tot umgefallen wäre.
    Es war jedoch nicht das Essen, das Cornelius’ Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern die Frau, die damit beschäftigt war, die Überprüfung der Speisen zu organisieren. Sie blickte kurz auf, sah Quest und nickte ihm zu, wobei sie den neugierig dreinschauenden Gast an der Seite des Fabrikbesitzers völlig unbeachtet ließ. Natürlich hätte sie Cornelius auch nicht wiedererkennen können, denn als sie sich das letzte Mal getroffen hatten, war sein Gesicht von der Maske des Feueratem-Nick verdeckt gewesen. Es war Roburs angebliche Tochter, die nun nicht mehr mit dem neckischen Mützchen eines Mädchens, das verzweifelt auf der Suche nach seinem Vater ist, angetan war, sondern die rote Offiziersuniform von Quests Fechtertruppe trug.
    »Ich freue mich zu sehen, wie sehr Sie um das Wohlergehen Ihrer Gäste bemüht sind«, sagte Cornelius, der Roburs Tochter und die Giftuntersuchungen genau beobachtete.
    »Ich wäre ein schlechter Gastgeber, wenn ich das nicht täte«, sagte Quest. Ein Aufzug mit Glasfront senkte sich an einem Eisengeländer ins Atrium hinab. Quest deutete auf den kleinen Tresen. »Ich nehme an, dass Sie auf Ihrer Insel nicht zu solchen Maßnahmen greifen müssen ?«
    »Ich muss mich nur den Kochkünsten meiner Haushälterin ausliefern«, sagte Cornelius, »aber sie ist wirklich ziemlich gut.«

    Sie stiegen in den Aufzug, und Quest schob einen Schlüssel in ein dafür vorgesehenes Schloss, um zur privaten Gartenebene hoch oben auf dem Herrenhaus zu gelangen. »Von hier haben Sie alles im Blick.«
    Cornelius sah auf die vielen deaktivierten Wurfarme alter Katapulte, deren Mulden offen und still dalagen, wie die Klauen schlafender Raubvögel. In alter Zeit reichten sie bis zum Dach und schleuderten Fässer mit brennbarem Öl aus verborgenen Luken, um das Gelände, auf dem sich heute der Formschnittgarten befand, in eine lodernde Hölle zu verwandeln, die mögliche Angreifer nur schwer überwinden konnten. Es war ein schöner Ausblick, aber nein, er hatte nicht alles im Blick. Der Ort, an dem die toten Dampfmänner gelagert wurden, die von den Verbrecherbanden abgeliefert wurden, war zweifelsohne gut versteckt. Quest hatte auf den ersten Blick keine Verwendung für ihre gruseligen Überreste, aber er hätte ebenso wenig einen Nutzen davon gehabt, Feueratem-Nick dafür anzuheuern, den HofMechomaniker von Quatérshift aus dem revolutionsgeplagten Land zu bringen. Quest hatte bei der letzten Wahl den Gleichmachern an die Macht geholfen, unter dem Vorsitz von Ben Carl – dem Vater des Carlismus. Aber der alte Ben Carl war nicht mit den Komiteemitgliedern der Shifter zu vergleichen; er hatte seine Integrität in dieser Hinsicht gründlich unter Beweis gestellt, als er die Invasion aus Quatérshift zurückgeschlagen hatte.
    Cornelius sah seinen Gastgeber an und verbarg sein
Misstrauen. War Abraham Quest vielleicht unzufrieden mit den Fortschritten der Gleichmacher im Haus der Hüter? Hatte er insgeheim auf ein Blutbad gehofft, auf einen Einparteienstaat und die Ausrufung des jackalianischen Gemeinwesens? Sicherlich nicht, denn trotz all seiner modellhaften Arbeiterdörfer und vorbildlichen Arbeitsbedingungen war Quest nach wie vor der Mann, der mit seiner ungewöhnlichen Intelligenz beinahe das ganze Land aufgekauft hatte. Hätten die Radikalen ihre Gideonskragen in Jackals aufgebaut, dann wäre Cornelius’ exzentrischer Gastgeber vermutlich einer der Ersten gewesen, die man in die hässlichen dampfbetriebenen Tötungsmaschinen geführt hätte.
    Die Türen des Aufzugs öffneten sich, und ein Schwall Hitze drang herein; sie standen in einem Miniaturdschungel unter riesigen Flächen von Gewächshausglas. Die Umgebung war geordneter, als es auf den ersten Blick erschien, geschwungene Pflanzkästen schmiegten sich an sorgsam geplante Wege, ein Aufruhr von Farben erstreckte sich bis in die Ferne. Es gab

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