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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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meines Lebens genug gehört. Wie Grillen auf einer Wiese knistern sie sich die ganze Nacht an. Was für eine verdammte Verschwendung. Ich hätte reich werden können. Quest hätte die Hälfte des Silbers in seinem ganzen Rechenkontor für das bezahlt, was wir vom Grund des Sees hätten bergen können.«
    Amelia verzichtete darauf, Kammerlan darauf aufmerksam zu machen, dass seine Träume vom Reichtum so unerfüllbar waren wie ihre Hoffnung, die Position von Camlantis am Himmel zu entdecken. Mit einem lauten Knall öffnete sich eine der vorderen Luken, und Amelia blinzelte ins helle Sonnenlicht. Nachdem sich ihre Augen daran gewöhnt hatten, stellte sie fest, dass sie am Ufer eines großen Meeres festgemacht hatten. Nein, es war kein Meer. Sie konnte gerade eben die grün bewachsenen Berge auf der anderen Uferseite erkennen. Der Ataa-Naa-Nyongmo-See. Hinter ihr duckte sich die Neststadt der Daggischten mit ihren vielen Türmen, die wie Flöten geformt, nach den Plänen eines Verrückten zum Leben erweckt und gedeihend dastanden, mit Neigungen und Winkeln, die kein Architekt aus Jackals je hätte nachbauen können, und alles war überwachsen – oder vielleicht vermischt – mit üppiger, smaragdgrüner Vegetation.
    Aber es war nicht die bizarre Stadt, die Amelias Blick
einfing, es war die Bergkette hinter dem Dschungel und den Ruinen, zwischen den beiden Bergkegeln, auf die sie nun starrte. »Sehen Sie das? Kein Wunder …«
    Bull folgte ihrem Blick, konnte aber nichts Bemerkenswertes entdecken. »Was denn?«
    »Sehen Sie doch, da zwischen den beiden Bergspitzen. Dort befinden sich die Überreste eines Damms. Haben Sie nicht schon einmal etwas Ähnliches gesehen?«
    »Das ist von Menschen gemacht?«, staunte Bull. »Niemand kann einen so riesenhaften Damm bauen.«
    »Das sagen die Leute doch auch über den hohen Deich bei Hundred Locks zu Hause in Jackals. Eine Laune der Erdgeschichte, von den alten Stürmen geglättet, bis es an eine von Menschen gebaute Konstruktion erinnert. Sehen Sie sich doch nur die Form an, es ist genau dieselbe!«
    »Hier gibt es aber kein Wasser, das zurückgehalten werden muss«, erwiderte Bull.
    »Jetzt nicht, aber vor Tausenden von Jahren, bevor sich die Haut der Erde wandelte, da gab es hier Wasser. Die Camlantiker waren Seefahrer, Entdecker. Ihr Land wäre nicht inmitten einer grünen Hölle eingeschlossen gewesen.«
    Ihre Daggischten-Eskorte schubste sie zu einer Planke und von dort aus auf einen Anleger, der möglicherweise aus den Sekreten einer riesigen Schnecke geformt worden war.
    »Tja, inzwischen ist dieser verdammte Ort allerdings unter neuer Leitung«, sagte Bull.

    »Kein Wunder, dass sich hier ein See gebildet hat«, überlegte Amelia weiter. »Als die Camlantiker das Schwebbeben herbeibeschworen, um ihre Stadt in den Himmel zu schleudern, wurde der Deich zerstört, und das Wasser, das vorher gestaut worden war, floss über die Ruinen von Camlantis.«
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, diese Uralten wären so friedliebend gewesen«, brummte Bull. »Klingt für mich jetzt nicht besonders nett, Süße, die Invasoren des Heimatlandes beim eigenen Selbstmord gleich mit zu ertränken.«
    »Sie hatten beschlossen, die Reichtümer ihrer hoch entwickelten Wissenschaft auf keinen Fall in den Besitz der Schwarzöl-Horde geraten zu lassen«, sagte Amelia. »Ich vermute, was dann sonst noch geschah, war eher ein Unfall. Großer Zirkel, ich wünschte, diese Idioten an der Hohen Tafel könnten das hier sehen. Ein unanfechtbarer Beweis, dass ihr kostbares ›Naturphänomen‹ da in Hundred Locks absolut nichts Natürliches ist. Es entstand nicht nur künstlich, sondern wurde noch dazu von derselben Zivilisation geschaffen, deren Existenz sie so vehement über all die Jahre bestritten haben. Es gab Camlantiker in Jackals, anders ist es einfach nicht möglich.«
    »Ich würde diese Idioten, von denen Sie da sprechen, jetzt auch nur allzu gerne sehen«, nickte Bull. »Denn das würde bedeuten, dass ich nicht auf Gedeih und Verderb einem Haufen laufender Bäume ausgesetzt wäre, die mich durch irgendeine verdammte Dschungelstadt treiben.«

    »Sie haben die letzten Jahre damit zugebracht, jeden wilden Craynarbier, den Sie erwischen konnten, an die Leute des Kalifen zu verkaufen«, bemerkte Amelia. »Ich würde sagen, es liegt eine gewisse Gerechtigkeit in dem, was Ihnen nun bevorsteht. Vom Sklavenhändler zum Sklaven in nur einem kleinen Schritt.«
    »Ach, meinen Sie?«, fauchte Bull. »Nun,

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