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Das Königshaus der Monster

Titel: Das Königshaus der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
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Zimmer auf und ab, überlegte, schwankte, haute an den Fingernägeln und sah zu, wie der Zeiger der Uhr die 3 60 Grad rundum wanderte, ehe er erneut zum Telefon griff. Er tippte eine Nummer ein, und wieder schien das Klingeln kein Ende zu nehmen, doch dann hob jemand ab.
    Seine Frau klang außer Atem. »Wer ist da?«
    »Laetitia?«
    »Arthur? Bist du das? Wo bist du gewesen?«
    Seltsamerweise bildete Arthur sich ein, im Hintergrund eine männliche Stimme zu vernehmen. Seine Frau schien immer schwerer zu atmen. »Darling, was machst du denn?«
    »Nichts. Ich bin gerade aufgewacht.«
    »Nichts? Geht da irgendetwas vor, von dem ich nichts weiß?«
    »Natürlich nicht. Das sagte ich doch schon. Aber sollte nicht ich derjenige sein, der diese Frage stellt?«
    Arthur hörte ein knurrendes Geräusch am anderen Ende der Leitung. »Eigentlich habe ich angerufen, um dich um Hilfe zu bitten«, sagte er mit leichtem Unmut in der Stimme.
    »Tut mir so leid, Arthur, aber das ist wirklich kein guter Zeitpunkt. Ich fühle mich gar nicht gut. Ich muss jetzt auflegen.«
    Die Leitung war tot.
    Gezwungen, ohne Silverman zu einer eigenen Entscheidung zu gelangen, hatte der Prinz einen dunkelgrauen Anzug gewählt und trödelte nunmehr vor dem Spiegel herum, wo er alles versuchte, um seine Augen weniger blutunterlaufen und müde aussehen zu lassen. Da klingelte das Telefon.
    »Laetitia?«
    »Nein, hier spricht Beth, Sir.«
    »Beth?«
    »Wir haben vor Kurzem miteinander telefoniert, Sir. Ich rufe von der Schaltzentrale an.«
    »Beth! Natürlich!«
    »Ich habe nachforschen können, wo Mister Silverman sich im Moment aufhält.«
    Arthurs Miene hellte sich auf. »Großartig! Wo ist er?«
    Ein kurzes, aber wahrnehmbares Zögern. »Er befindet sich im Apartment der Prinzessin von Wales, Sir. Er ist bei Ihrer Gemahlin.«
     
    Arthur schlich den Korridor entlang, der zu der geräumigen Suite seiner Ehefrau führte; er war noch unschlüssig, was er sagen sollte, und kämpfte gegen die Wogen des Argwohns an, die ihn unaufhörlich überkamen. Der Prinz war kein Mann der offenen Konfrontation. Hätte das Folgende anders über die Bühne gehen können, hätte er wohl kein Wort verloren und sich nach Kräften bemüht, die verräterischen Hinweise zu ignorieren, um sich vielleicht in seine Gemächer zurückzuziehen und dort in Melancholie zu versinken. Doch wie Sie sehen werden, sollten die Dinge einen anderen Verlauf nehmen.
    Als die Tür zur Suite seiner Frau von innen aufgeschlossen wurde, zog sich Arthur hastig in eine Ecke des Korridors zurück, presste sich an die Wand und riskierte ein Auge.
    Die Tür ging auf, und Silverman trat heraus, gefolgt vom Lachen der Prinzessin. Arthur versuchte sich zu erinnern, wann er selbst zuletzt Laetitia zu einem solchen Lachen gebracht hatte, und kam zu der schmerzhaften Erkenntnis, dass er das noch nie geschafft hatte. Kein einziges Mal.
    Silverman sagte irgendetwas Undefinierbares – es war auf diese Entfernung schwer zu verstehen, und der Prinz verstand sich nicht aufs Lippenlesen, doch es sah aus wie eine Einladung! Eine Einladung und eine Verheißung, denn dazu kniff Arthurs Kammerdiener auf eine Art, die man nur als obszön beschreiben konnte, ein Auge zusammen.
    »Das muss unser Geheimnis bleiben«, rief Laetitia von drinnen.
    Silverman schnaubte verständnisinnig, zwinkerte wieder und schloss die Tür, ehe er sich mit festen Schritten in Arthurs Richtung in Bewegung setzte, worauf Letzterem keine andere Wahl blieb, als aus seinem Versteck hervorzutreten.
    Der Mann besaß nicht einmal so viel Anstand, um Verlegenheit zu zeigen. »Guten Morgen, Sir«, sagte er.
    »Was wollten Sie in der Suite meiner Frau, Silverman?«
    »Sie wünschte, meinen Rat zu hören. Sir.«
    »Ihren Rat?«
    »Ganz recht, Sir.«
    Der Prinz sah seinem alten Freund in die Augen und erkannte kein Falsch darin, keine Lüsternheit, keinen Betrug. »Ich benötigte Hilfe beim Ankleiden, und Sie waren nicht da!«
    »Ich bitte um Vergebung, Sir, ich war schon auf dem Weg zu Ihnen. Aber für gewöhnlich sind Sie zu dieser frühen Stunde noch nicht wach.«
    »Wie spät ist es denn?«
    »Kaum sieben, Sir.«
    »Kaum sieben? Du lieber Himmel!’«
    »Ist alles in Ordnung, Sir? Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    »Natürlich ist nichts in Ordnung!«, fuhr Arthur ihn an. »Wie könnte es das sein? Ich brauchte Sie zum Ankleiden, und wie Sie sehen, musste ich allein zurechtkommen!« Ohne dem Diener die Chance auf eine Antwort einzuräumen, drehte

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