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Das Königshaus der Monster

Titel: Das Königshaus der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
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Prinz. »Ich war mir im ganzen Leben noch nie so sicher.«
    Silverman verließ die Suite mit der schrecklichen Gewissheit, dass die Situation soeben den Punkt überschritten hatte, an dem es noch möglich gewesen wäre, sie zu beherrschen. Unschlüssig, an wen er sich wenden konnte, jedoch in dem verzweifelten Wunsch, irgendetwas zu unternehmen, eilte er in sein Arbeitszimmer, wo er sich einen großzügigen Gin Tonic genehmigte und daranging, eine dringliche Zusammenkunft mit der Prinzessin von Wales in die Wege zu leiten.
     
    Sobald sein Kammerdiener die Tür hinter sich geschlossen hatte, stieß der Prinz einen tiefen Seufzer aus.
    Streater tätschelte ihm die Schulter. »Nicht schlecht, Chef. Sie sind nicht ausgeflippt. Hätten die meisten getan. Ich persönlich hätte ihm eine gewischt. Hätte ihm das schmierige Grinsen aus der Fresse gebügelt. Der lacht Sie doch nur aus, Chef! Die ganze Zeit! Dieser Kerl und Ihre Alte, Chef, die lachen sich krumm über Sie!«
    »Es ist mir unbegreiflich …«, murmelte Arthur. »Silverman und Laetitia …«
    Streater hob die Schultern. »Sie haben den Kerl ja selbst gesehen. Wie der keuchte! Sah aus, als hätte er sich in aller Hast angezogen. Steckte vermutlich noch bis an die Eier im Dampf, als wir zurückkamen.«
    Der Prinz starrte mit düsterer Miene hinab auf das komplizierte Muster seines Teppichs, das Geschenk irgendeines Scheichs, dessen vielsilbiger Name Arthur im Moment entfallen war. »Ich kann das Bild dieser armen Frau nicht aus dem Kopf bekommen.«
    »Welcher Frau?«
    Der Prinz ließ ein klägliches kleines Aufstöhnen vernehmen. »Auf dem Bahnhof.«
    »Ach, die. Na ja, so kann’s gehen im Leben. War ihre Entscheidung.«
    »Sie hat sich gewiss nicht dafür entschieden, so zu sterben!«
    »Schicksal, Arthur, Schicksal.«
    »Kann Ampersand das bei jedem anrichten?«
    »Nur wenn man zu viel davon nimmt. Hören Sie, Kamerad, Ampersand ist was ganz Besonderes. Es macht die Bevölkerung bereit. Schafft alle Voraussetzungen.«
    »Wofür?«
    »Für Leviathan. Nicht nachlassen, Chef! Es ist mehr als bloß ’ne Droge. Nachdem ich sie zum ersten Mal bei ’ner Gig von Pete gekauft hatte, veränderte sie mein ganzes Leben. Da hatte ich schon ’ne Menge durchprobiert, aber das war doch was völlig Neues. Lichter! Farben! Wie bei LSD, bloß mehr davon. Ich hörte ’ne Stimme!«
    »Ich habe keine Stimme gehört.«
    »Nur Geduld. Bei mir – also, ich konnte sie gar nicht stoppen! Sagte mir, ich würde zu den Auserwählten gehören …«
    »Ich mache das nicht mehr mit«, sagte der Prinz. »Ich glaube bereits zu ahnen, wohin das alles führen soll, und ich kann den Gedanken daran nicht ertragen.«
    »Ich weiß, was Sie gleich aufheitern wird«, nickte Mister Streater. »Das verschafft Ihnen neuen Schwung.« Seine Hände verschwanden in den Jackentaschen und tauchten wie erwartet mit dem ekelhaften Rüstzeug der Drogensucht wieder auf: Aderpresse, Phiole, Spritze.
    »Nein«, murmelte Arthur. »Stecken Sie das wieder weg. Für heute reicht das alles schon.«
    Streater wechselte über zum schmeichlerischen Tonfall der Überredungskunst. »Kommen Sie, Arthur, nur ein ganz klein wenig! Es muss Ihnen doch schon längst abgegangen sein!«
    Der Prinz brachte einen letzten Pro-forma-Einwand hervor: »Unter diesen Umständen halte ich es für unangebracht …«
    »Schsch.« Streater legte sich den Finger an die Lippen. »Kein weiteres Wort, Chef. Keinen Pieps mehr. Geben Sie mir nur einfach Ihren Arm.«
    Arthur machte sich an der Manschette des linken Hemdärmels zu schaffen.
    »Den anderen. Ich brauch ’ne neue Vene.«
    Der Prinz tat, wie ihm geheißen.
    »So ist’s gut. Und jetzt legen Sie sich zurück …«
    Arthur streckte sich auf dem Bett aus und ließ geschehen, was Streater mit ihm anstellte. Er genoss das Prickeln freudiger Erwartung, den neckenden kleinen Stich der Nadel, die anheimelnde Wärme, als das Ampersand in seinen Blutkreislauf strömte. Er schloss die Augen und ließ sich in den Schlaf gleiten. Und da war der Traum wieder – von dem kleinen Jungen und dem grauen Kätzchen.
     
    Er erwachte, als der Schweiß auf seiner Haut unangenehm kalt zu trocknen begann. Streater war verschwunden, und das Telefon auf dem Nachttisch schrillte laut.
    Der Prinz rieb sich die Augen und tastete nach dem Hörer.
    »Wer spricht, verdammt noch mal?«
    »Hallöchen, General.« Eine tiefe, ruppige Stimme, unterlegt mit einem fettigen, freudlosen Lachen.
    »Mit wem spreche

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