Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
Vom Netzwerk:
Vater. Nur ein natürlicher Tod oder ein Mord konnte sie zu ihrem geliebten Mann bringen.
    Briars Gesicht war schmerzverzerrt, als er weitersprach. Er grub seine Finger so fest in seinen Arm, dass ich dachte, seine Nägel würden die Haut zerreißen. Er brauchte jemanden, der ihm Halt gab, doch ich schwankte und konnte mich kaum beherrschen.
    »Lilia, ich wollte es nicht. Einen kurzen Moment habe ich überlegt und mein Schwert gezogen …«
    Ohne es zu merken, hielt ich eine Hand auf meinen Mund, als wollte ich den Schrei ersticken, der in meinem Hals lauerte. »Doch dann wurde mir klar, dass du nicht gewollt hättest, dass deine Mutter stirbt, nicht für dein Leben. Und ich wollte die Klinge wirklich gerade runter nehmen – bitte glaub mir Lilia, ich wollte deiner Mutter nichts tun.«
    Tränen stiegen in meinen Augen empor, mein Magen krampfte und ich hielt die Luft an. Ich verlor meine Kraft und Briar zog mich zu sich, damit ich nicht nach hinten kippte.
    Er zitterte und auch ich stimmte nun in sein Zittern ein.
    »Du hast meine Mutter getötet?«
    Ich keuchte es nur, denn zum Sprechen war ich nicht in der Lage. Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Lilia. Ich wollte das nicht. Aber plötzlich schrie sie laut den Namen deines Vaters und dann rannte sie geradewegs in die Klinge hinein. Ich hatte in diesem Moment zur Pforte geschaut, um zu gucken, ob die Wachen sie gehört hatten, da ….«
    Er schüttelte mich. »Lilia, ich hätte ihr nie etwas angetan! Ich stand einfach nur da und war so erschrocken. Da habe ich an dich gedacht und …«, seine Stimme versagte. »Lilia, ich dachte nur, dass du leben musst. Ich entriss deiner Mutter den Stein und dann bin ich so schnell gelaufen, wie mich meine Füße trugen. Immer wieder rief sie den Namen deines Vaters. Er hallte durch die Kapelle.«
    Er nahm mein Gesicht in seine Hände und schaute mir tief in die Augen. »Lilia, ich habe deine Mutter stark verwundet und es tut mir sehr leid, dass es so gekommen ist. Aber ich habe es nicht gewollt. Bitte, du musst mir glauben. Das hätte ich dir niemals angetan.«
    In seinen Augen konnte ich Scham und Selbstvorwürfe lesen. Mir schossen Bilder meiner Mutter durch den Kopf, Bilder aus glücklichen Zeiten, als sie und mein Vater noch zusammen waren.
    Nach dem Tod meines Vaters war sie nicht mehr die Gleiche gewesen – und das würde sie auch nie wieder sein. Und da überlegte ich, ob meine Mutter jetzt nicht vielleicht besser dran war. Vielleicht war der Tod die bessere Wahl für sie, auch wenn es mir die Kehle zuschnürte. Und so überkamen mich die Tränen, doch ich klammerte mich an Briar. Es war, als wäre er der Letzte, den ich noch hatte. Er streichelte mich, um mich zu beruhigen.
    »Vielleicht heilt ihre Wunde, Briar. Vielleicht hast du sie nicht schlimm verletzt.«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Aber ich muss zum Tempel, ich muss sie sehen.«
    Er nickte. »Es tut mir leid Lilia, ich wollte das nicht.«
    Ich umarmte ihn. »Ich weiß.«
    Nach einer Ewigkeit kam Helaku, um uns abzuholen. Es war schon dunkel, als wir aus der Höhle kamen und ich war gespannt, wo wir hingeführt wurden.
    Doch egal wohin es ging, mit Briar an meiner Seite fühlte ich mich wesentlich besser. Man gab uns zwar Pferde, doch wiesen sie auch auf die Bogenschützen in unserer Nähe hin. Eine Flucht war also zwecklos und ich verwarf den Gedanken schnell wieder.
    Akash hatte an alles gedacht. Ich hoffte, dass man den Schein der Fackeln in der Ferne sah und Krieger unseres Volkes herkommen würden. Schließlich wurden die Jiri um den heiligen Stein bestohlen und mussten alles versuchen, um ihn wieder zurückzuerlangen.
    Der Wald war riesig und auch wenn wir uns hier besser auskannten, so war er nachts gefährlich. Da die Fackeln nicht viel Licht schenkten und der Mond schwach leuchtete, bewegten wir uns nur langsam vorwärts.
    Nach einer schier endlosen Zeit hatten wir den Wald durchquert und ich konnte den Berg des Kwarr Marrh sehen. Im Dunkeln wirkte er noch bedrohlicher und die Schneehänge leuchteten auf dem dunklen Felsen. Nun erkannte ich auch unser Ziel, wir waren auf dem Weg zu Briars und meiner Höhle. Warum wollte Akash dorthin?
    Akash und Noah stritten ganz vorne, doch sie waren zu weit weg, als dass ich sie hätte verstehen können.
    Nacheinander stiegen alle vom Pferd ab, Helaku half mir dabei.
    »Den restlichen Weg bestreiten wir zu Fuß«, sagte er ruhig.
    Alle kletterten den steilen Hang hinauf zur Höhle und ich musste daran denken,

Weitere Kostenlose Bücher