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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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die erstaunlichsten naturalia und artificialia aus: Kunstwerke aus Gold, Silber und Diamanten, Bergkristalle, Bernstein, Schnitzereien aus Alraunen, Muskatnuss oder Kirschkern, Korallenskelette, Perlmut, Pokale aus Nautilusschnecken, Haifisch- und Walrosszähne, Schildpatt. Ein eigenes Universum, das Staunen und Verwunderung hervorrief.
    In einer besonderen Kammer, in die sie der Gelehrte ganz zuletzt geführt hatte, befanden sich Einhörner, Drachen und Basilisken, Nixen und furchterregende Missgeburten. Christian war tief beein- druckt gewesen und hatte Worms zum Reichsantiquar von ganz Dänemark ernannt. Gemeinsam planten sie, alle Zeugnisse der alten, heidnischen Dänen zu sammeln und zu beschreiben. Sie selbst hatte sich an der silbrig glänzenden Nixe kaum sattsehen können, und als die Männer in ein Gespräch über ihren Plan vertieft waren, hatte sie nicht widerstehen können und eine Schuppe aus ihrem Schwanz herausgebrochen.
    Sie hatte das schimmernde Stück in einem Kistchen versteckt, doch einen Tag nach dem Besuch wurde ein Paket für sie im Palast abgegeben. Worms hatte ihr die Nixe zum Geschenk gemacht, und sie war außer sich vor Freude gewesen. Als sie jedoch das Stück mit Christian genauer studiert hatte, stellten sie fest, dass es eine geschickte Montage aus einem Affenleib und einem Fischschwanz war. Christian hatte gelacht, sie selbst jedoch hatte das Geschöpf enttäuscht in den hintersten Winkel ihrer Sammlung verbannt.
    „Ich komme zurück, meine Schätze“, flüsterte sie, und ihr Versprechen an die Zukunft vibrierte in der kalten Luft. Sie wusste, dass sie nicht hier draußen im Nichts sterben würde. Ich werde dieses Leben nicht verlassen, ohne dass ich Rache genommen habe, schwor sie sich. Ich werde nach Kopenhagen zurückkehren. Ich werde wieder im Palast leben. Und ich werde, und diesen Gedanken dachte sie so tief in ihrem Innersten, dass Gott ihn gewiss nicht aufspüren konnte, ich werde dort mit jedem Mann schlafen, der mir gefällt.
    Dann ließ sie sich von dem Mädchen Feder, Tinte und Papier bringen und begann einen langen, zärtlichen, um Verzeihung bittenden Brief an ihre ältesten Töchter zu schreiben. Wenn ich das Herz der königlichen Lieblinge erobere, dachte sie, sollte auch Christians Vergebung möglich sein.

     
Johanna von Krabbe, erste Hofdame am Hof Christians IV.: Aus ihren geheimen Aufzeichnungen
    Ulrich Christian Gyldenløve wurde am 7. April anno 1630 im Marmorzimmer auf Schloss Rosenborg geboren. Er war ein kräftiger Junge, rosig und mit spärlichen blonden Haaren, die seinen runden Kopf umkränzten. Die Hebamme wusch ihn in einem Becken, in dem schon König Christian vor mehr als einem halben Jahrhundert zum ersten Mal gebadet hatte, wickelte ihn stramm in drei Lagen Tücher und legte ihn zu seiner Mutter ins Bett.
    Wiebke war erschöpft. Sie hatte fast zwanzig Stunden in den Wehen gelegen, und zuletzt hatte sie mehr die Hoffnung auf ein glückliches Ende als körperliche Kraft bei Bewusstsein gehalten. Immer wieder hatte die Hebamme, eine erfahrene Frau, die schon Kirsten Munk zur Seite gestanden hatte, sie während der schlimmsten Wehen in den Armen gewiegt, ihr schmerzlindernde Kräuter und Tee eingeflößt. Trotzdem drohte die Geburt am Ende ganz zum Stillstand zu kommen. In diesen bedrohlichen Momenten musste ich an Wiebkes Erzählungen vom Tod ihrer Mutter denken. Sollte sich die Tragödie wiederholen?
    Meine Angst war schrecklich, und ich war froh, dass ich mich nützlich machen konnte. Immer wieder fettete ich die Hände der Hebamme mit Rosenöl ein und bereitete einen Trunk aus Leinsamen zu, mit dem sie Wiebkes Gewebe geschmeidiger machen wollte. Ich reichte ihr das Hörrohr, und sie lauschte nach den Herztönen des Kindes. Im Kamin ließ ich Holz nachlegen, damit wir Wiebkes schmerzendem Kreuz mit heißen Güssen Linderung verschaffen konnten. Zwischendurch hielt ich immer wieder ihre Hand und sprach ihr Mut zu.
    Es war Mittag gewesen, als die Wehen eingesetzt hatten, und in der Zwischenzeit war es vor den Fenstern dunkel und wieder hell geworden. Ein klarer Himmel stand über der Stadt, und kalte Luft zog vom Meer her durch die Straßen. Als endlich das ungewöhnlich große Köpfchen des Kindes zu sehen war, begriffen wir, warum Wiebke so gelitten hatte. In einer letzten, heftigen Wehe presste sie das Kind heraus, und sein empörtes Schreien zeigte uns, dass es gesund war.
    „Ein Gyldenløve“, flüsterte Wiebke, und Tränen der Freude und

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