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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Landstriche ihrer Heimat verwüstet hatten.
    Sobald sich das Kabinett um die Karten gruppiert hatte, jeder an seiner seit Wochen angestammten Position, eröffnete Christian die Sitzung. Er legte den Männern ein Schreiben Tillys vor, das bereits am Morgen eingetroffen war und sich vor allem durch seine beleidigende Wortwahl auszeichnete, die den König provozieren wollte. Der Däne solle sich endlich erklären, forderte der General, und sich nicht feige hinter der Elbe verschanzen. Die Wirkung auf die Männer war entsprechend.
    „Wenn Ihre Majestät mich mit der Beantwortung des Briefes beauftragen, werde ich dem respektlosen Kerl zeigen, wie man sich einem König gegenüber benimmt“, knurrte Christian von Braunschweig und schlug mit seiner klappernden Linken auf die Karten.
    „Ich bin der Meinung, dass wir auf dem Feld antworten sollten“, sagte Philipp Fuchs, dem die Kampfpause schon viel zu lange dauerte. „General Tilly weiß, dass die Protestanten allein den Niedersächsischen Kreis schützen. Er hat keinen Grund, Rechenschaft vom König zu verlangen. Eine Antwort mit Kanonen und Musketen scheint mir angebracht.“
    Doch Christian hatte noch eine weitere Nachricht zu verkünden. Reiter aus Braunschweig hatten gemeldet, dass ein Heer von Osten her durch ihr Gebiet zog, um sich mit Tillys Männern zu vereinigen. Wahrscheinlich waren es die Truppen Wallensteins. Tilly selbst sollte Richtung Hameln vorrücken. Sofort blickten alle auf die Karten, um die veränderte Lage einzuschätzen.
    „Wenn wir Tilly nicht in nächster Zeit in die Quere kommen, steht er bald vor unserem eigenen Lager“, sagte Buchwald seufzend und maß mit der Hand die Distanz zwischen den beiden feindlichen Heeren. „Er lässt seine Männer fast schon vor unserer Nase tanzen.“
    „Soll er sich nur heranwagen“, erklärte Pogwisch. „Wenn Tilly furzt, legen wir gern ein wenig Zunder nach. Das wird ein Feuerwerk geben.“
    Die Männer lachten, doch Christian brachte sie mit einer unwirschen Handbewegung zum Schweigen.
    „Wir sollten bedenken, dass wir uns mit einem Angriff aus unserer defensiven Stellung herausbewegen“, mahnte er. Er wusste, dass die Runde Blut geleckt hatte und sich nicht länger provozieren lassen wollte. Doch das Risiko erschien ihm groß, zudem hatte die Kirche dem Krieg sittliche Regeln auferlegt: Nur der Verteidigungskrieg war dem Christen erlaubt. „Wenn wir als angreifende Partei die Feindseligkeiten eröffnen, laden wir große Verantwortung auf uns“, erinnerte er die Männer.
    „Die Feindseligkeiten haben begonnen, als der erste Tropfen protestantischen Bluts bei einem kaiserlichen Angriff geflossen ist“, polterte sein Neffe. „Die Verhältnisse selbst klagen an. Jetzt ist der Moment gekommen, sich wie ein Mann zu wehren.“
    „Was denkt die Runde?“ Der König blickte seinen Männern prüfend in die Augen. Die Herzöge von Mecklenburg schwiegen. Sie wussten, dass es um ihre Truppenstärke nicht gut bestellt war. Wenn jetzt noch ein weiteres Heer die Soldaten Tillys unterstützte, verschlechterten sich die Mannschaftsverhältnisse weiter zu ihren Ungunsten. Auf einen protestantischen Söldner kämen dann mindestens drei Kaiserliche.
    Auch der Magdeburger hatte Bedenken. „Bei einem Angriff haben wir zwar das Überraschungsmoment auf unserer Seite, aber wir geben unsere Deckung hinter der Elbe auf“, warnte er.
    Der Rest des Kabinetts plädierte jedoch vehement für den Angriff. Buchwald und Pogwisch, Penz und Fuchs und auch der heißblütige Braunschweiger redeten auf den König ein, die günstige Stunde zu nutzen und den Soldaten den Marschbefehl zu erteilen. Bis die Truppen aufeinanderstießen, würden noch einige Wochen ins Land gehen, und im Winter mussten die Kämpfe ruhen. Wollte man die entscheidende Schlacht wirklich in das nächste Frühjahr hineinschleppen?
    Dieser Gedanke quälte auch Christian. Im Geiste hatte er die Summen errechnet, die es kosten würde, die Männer noch einen ereignislosen Winter zu verpflegen. Unendliche Zahlenkolonnen hatten sich zu einem schrecklichen Ergebnis summiert, das ihm fast mehr Angst machte als der ungewisse Ausgang des Feldzugs. Nachdem auch die Mehrheit seiner Mannschaft für den Kampf eintrat, war seine Entscheidung gefallen. Besser ein tapferer Versuch, als sich weiter zu verstecken. Und Gott würde die rechte Seite auf dem Schlachtfeld wohl finden und ihre Waffen führen.
    „Wir ziehen hinunter zur Weser und dann gegen Hameln“, sagte er und

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