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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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dir sehen.“
    Empört und ohne anzuklopfen platzte er kurz darauf in Kirstens Zimmer.
    „Was fällt dir ein?“, schrie er unbeherrscht, und seine Stimme zitterte vor Zorn. „Das Mädchen blutet und ist ganz blass.“
    Dann erst bemerkte er das Chaos um sich herum. Verstört ließ er sich auf das Bett fallen.
    „Was ist los, Kirsten? Warum schlägst du Wiebke mit der Bürste? Und warum herrscht in deinen Gemächern die Unordnung einer Wahnsinnigen?“, fragte er erschöpft.
    Kirsten war erschrocken hochgefahren. Leidend blickte sie den König an, dann schmiegte sie sich wie eine Katze an ihn.
    „Es war falsch, entschuldige“, schnurrte sie in sein Ohr. „Aber es war kein guter Tag heute, du hast mich am Nachmittag so schnell verlassen, und auch am Abend habe ich dich bei Tisch nicht gesehen. Ich bin einsam, Christian. Und du weißt, dass ich das Alleinsein nicht vertrage. Ich trinke zu viel Wein und werde launisch. Verzeih mir, ich werde mich morgen bei dem Mädchen entschuldigen.“
    „Und was ist hier drinnen passiert?“, setzte Christian nach und zeigte auf das Durcheinander von Kissen, Tüchern, Federn und umgeworfenen Stühlen.
    „Ich habe mich über mich selbst geärgert, als ich sah, dass ich die Zofe verletzt hatte“, versuchte Kirsten ihren Tobsuchtsanfall zu entschuldigen.
    Christian schüttelte mit dem Kopf und betrachtete seine Frau mit einem skeptischen Blick. Was für ein verzogenes Biest sie doch sein konnte. Doch als sich ihre Augen mit Tränen füllten, merkte er, wie sich sein Zorn in den salzigen Tropfen auflöste und zerrann. Sanft legte er seine Arme um Kirsten, und seine Hände glitten an ihrem Haar hinab unter die Decke, wo ihn nackte, warme Haut empfing.
    Und Kirsten ließ es geschehen, dass er sie berührte und sich an sie drängte. Ermutigt legte er sich zu ihr und begann, sie zu küssen. Sie blieb zurückhaltend, wies ihn jedoch auch nicht ab. Gierig suchten seine Lippen ihre Brüste. Als er merkte, dass ihnen noch immer süße Milch entströmte, stöhnte er auf vor Lust. Hastig öffnete er seine Hose und drang in sie ein. Er nahm sie mit heftigen, ungeduldigen Stößen, doch Kirsten schien Gefallen daran zu finden. Bereitwillig schob sie sich ihm entgegen und passte sich seinem Rhythmus an. Als er seinen Höhepunkt erreichte, schrie auch sie auf und fand ihr Vergnügen.
    Danach atmeten sie beide schwer und lagen still und überrascht nebeneinander, so wie in der herrlichen Anfangszeit ihrer Ehe. Damals hatte keiner ein Wort zu sprechen gewagt, um den Rausch der Liebe, der langsam in ihren Körpern verebbte, möglichst lange auskosten zu können.
    Schließlich setzte sich Christian auf und deckte Kirsten wieder
    zu.
    „Ich muss gehen, wir brechen morgen bei Sonnenaufgang auf und ziehen gegen den Kaiser.“
    „Und was wird aus uns?“, fragte Kirsten beherrscht, und ihre kühle Stimme verriet ihm, dass sich der Liebeszauber wieder verflüchtigt hatte.
    „Der Haushalt folgt dem Heer, wir werden in Hameln das Hauptquartier aufschlagen. Lass deine Hofdamen morgen alles packen.“ Dann gab er ihr einen Kuss und stand auf.
    Bevor Christian in den Flur trat, drehte er sich noch einmal um.
    „Was hat dir heute so gefallen?“, fragte er, um ihrer Lust auf die Spur zu kommen.
    „Du hast deine Stiefel anbehalten“, antwortete Kirsten, und das rätselhafte Lächeln einer Sphinx umspielte ihre Lippen.
    Ratlos kopfschüttelnd verließ Christian den Raum.

     
Johanna von Krabbe, erste Hofdame am Hof Christians IV.: Aus ihren geheimen Aufzeichnungen
    Es war ein Moment der Schwäche, der Wiebke und mich für immer miteinander verbinden sollte. Es geschah vor vielen Jahren, an einem merkwürdigen Abend auf der Steinburg, der zunächst mit allerlei Gewöhnlichem begann. Ich hatte die Gräfin für die Nacht entkleidet, sie aus Röcken und Verschnürungen geschält, ihre Haare gelockert und ihre Haut mit Rosenöl eingerieben. Das Bett war bereitet, und die Gräfin wies mich an, eine Schale mit den duftenden Essenzen an ihre Seite zu stellen, damit sie der modrige Geruch der alten Mauern nicht bis in ihre Träume verfolgte. Sie beharrte darauf, dass sich die gespenstische Last der Zeit über Nacht in alte Männer verwandelte, die mit gierigen Händen an ihr zerrten und sie mit geflüsterten Versprechungen zu sich locken wollten.
    „Ich weiß nicht, was hier sein Unwesen mit mir treibt, Johanna“, erklärte sie. „Manchmal kann ich sie geradezu spüren, die Krallen der Steinburger Ahnen,

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