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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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spricht“, hatte dieser ihn in seinem Hoffen bestätigt. „Kein vernünftiges Wesen sieht noch einen Sinn in den Feldzügen – geschweige denn einen göttlichen Auftrag.“
    Doch der Sieg über den Dänenkönig hatte Ferdinand nur noch kriegerischer gestimmt. Schnell war ihnen deutlich geworden, dass der Kaiser weiter voranmarschieren wollte.
    „Mit Hilfe von Wallensteins Heer könnte er sogar die nördlichen Bistümer besiegen und die Herrschaft über die Ostsee erlangen“, hatte Buchwald den König gewarnt. „Er wird eine Flotte ausrüsten und die Hansestädte für sich gewinnen. Eine neue Handelsmacht soll entstehen – ohne Dänemark und ohne Schweden. Ein neues Machtgefüge, eine neue Welt.“
    Christian stöhnte auf, und Ellen Marsvin sah ihn fragend an.
    „Wallenstein …“
    Er musste nicht weitersprechen, sie verstand ihn auch ohne Worte. Im neuen Jahr hatte Wallenstein, der mittlerweile fast ein- hundertvierzigtausend Mann unter Waffen hatte, seine Werbeoffiziere bis ins Rheinland entsandt. Aufgeregte Depeschen gingen beim Dänenkönig ein, Gesandte sprachen vor, und bald wurde deutlich, dass der Friedländer bereit war, den Ostseeplan des Habsburgers auszuführen.
    „Habt Ihr neue Nachrichten?“ Ellen Marsvins Stimme klang besorgt.
    „Nein, nein, ich grübele über alles, was geschehen ist.“ Tatsächlich hatte der Condottiere im Frühjahr einen nächsten Feldzug eröffnet und war gegen den neutralen Georg Wilhelm von Brandenburg gezogen. Der brave Kurfürst, behäbig und immer noch auf ein glückliches Ende des Krieges hoffend, war sein nächstes Opfer geworden. Seine Länder lagen zwischen den Resten des Mansfeldschen Heeres in Schlesien und dem Hauptquartier der Dänen. Wallenstein wollte um jeden Preis verhindern, dass sich die beiden Heere vereinigten. Außerdem ging das Gerücht, dass der Schwedenkönig vielleicht König Christian zu Hilfe kommen könnte. Falls er das tat, musste auch er durch Brandenburg marschieren – ein Grund mehr für das kaiserliche Heer, sich das Grenzland zu Polen zu sichern und den Kurfürsten zu vertreiben.
    Plötzlich wünschte sich Christian, seine Gedanken mit Ellen Marsvin zu teilen. Leise begann er zu sprechen.
    „Georg Wilhelm von Brandenburg musste mit ansehen, wie die kaiserlichen Söldner sein Land überschwemmten, das er bislang aus allem Kriegsgeschehen herausgehalten hatte.“
    Ellen Marsvin nickte. Sie wusste, dass der Kurfürst selbst nach Ostpreußen geflohen war, wo ihn die verzweifelten Klagen seiner Brandenburger erreichten, die von Wallensteins Söldnern übel drangsaliert wurden. „Sind wir denn so ganz verlassene Schafe?“, schrieben sie an ihren Landesherrn, der eilig seinen Botschafter nach Wien sandte, um Gnade zu erbitten.
    „Der Kaiser scheint dem wüsten Treiben seines Feldherrn tatenlos zusehen zu wollen“, antwortete sie, und Christian nickte erleichtert, weil sie ihn verstand. „Seine Verbündeten fragen sich inzwischen, ob Ferdinand womöglich zu schwach sein könnte, um Wallenstein die Stirn zu bieten.“
    Christian selbst hatte den Winter mit einigen vergeblichen Versuchen verbracht, von Stade aus neue Hilfe aus dem Ausland einzufordern. Die englische Regierung, sein letzter Hafen, als Richelieu ihn endgültig im Stich lassen musste, gab ihm weder Schiffe noch Geld. Und Friedrich von der Pfalz hatte nichts mehr zu geben. Das Haus des Winterkönigs in Den Haag sollte bereits von wütenden Kaufleuten umstellt sein. Es hieß, er schulde ihnen Geld für Tee, Tabak, Wein und andere Annehmlichkeiten, denn die Holländer zahlten ihm nur widerwillig die vereinbarte Pension, die Engländer hatten die Zahlungen bereits eingestellt.
    In seiner Verzweifelung hatte sich der Pfälzer an den König von Schweden gewandt, der ihm plötzlich als strahlender Retter erschien. In diesen Jahren kursierte eine Prophezeiung, von der die Flugblätter berichteten: Ein „Löwe aus Mitternacht“ – also aus dem Norden – werde kommen, um „den Adler“ – den Kaiser – zu bekämpfen. Und als Löwe konnte man sich den blonden, vor Kraft strotzenden König Gustav Adolf wunderbar vorstellen. Nun gilt er dem Volk als kommender Retter des protestantischen Glaubens, dachte Christian. Alle Herzen flogen ihm zu. Auch die Herzöge von Mecklenburg, die Christian als letzte Verbündete geblieben waren, dienten sich inzwischen dem Schwedenkönig an, und die Hilfsgelder, die sie dem Dänen noch für sein Heer schuldeten, blieben aus.
    „Mir ist keiner

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