Das Komplott der Senatoren (German Edition)
Art schilderte sie das politische Erdbeben, das die Festnahme des Gangmitglieds und das Aufspüren des Kaptan auf Malta ausgelöst hatten. Die Nachwirkungen erschütte r ten Valletta offenbar bis in die höchsten Regierungskreise.
Lieber Lee,
unser kleiner Ausflug hat sich gelohnt, wie du vermutet hast. Gestern Mittag wurde Staatsanwalt Dr. Matthew Turner mit sofortiger Wirkung gefeuert. Man hat ihm Ko r ruption und Verbindungen zur kriminellen Moto-Gang nachgewiesen. Er war es wohl, der den Kaptan zum Schweigen bringen wollte. Man vermutet, er habe ihn e r presst. Aber all die pikanten Details kannst du im Artikel nachlesen, den ich beifüge, da ich davon ausgehe, dass die amerikanischen Medien diese schöne Insel noch nicht kennen. Turners Stellvertreter Dr. Ba l zan übernimmt nun seinen Laden und beginnt bereits aufzuräumen. Luca meint, dass wir die Betriebsbewilligung in einigen Tagen erhalten werden. Wie du im Artikel siehst, musste auch Justizminister Mattocks gle i chentags seinen Hut nehmen. Ich frage mich ernsthaft, ob die einen wie dich n o chmals auf die Insel lassen.
Gruß,
Kiera
Mit breitem Grinsen leitete er die Mail an alle Mitarbeiter weiter und wartete auf das Echo. Nur wenige Sekunden dauerte es, bis das Trommeln und Pfeifen an den Schreibtischen losging und man ihm mit Plastikflaschen und Kaffeetassen enthusia s tisch zuprostete. Er erhob sich, verneigte sich feierlich nach allen Seiten und sagte laut genug, dass es die ganze Belegschaft hörte:
»Das Lob gebührt ganz allein Kiera. Ohne ihre Fahrkünste sähen wir jetzt alt aus.« Er achtete nicht weiter auf die verblüfften Gesichter, setzte sich wieder und begann mit der eigentlichen Arbeit.
San Diego machte Druck. Seine Firma musste jetzt liefern, doch das war schwierig ohne zusätzliche Produktionskapazität, sprich zusätzliche Investitionen, sprich Geld. Die Idee mit dem Börsengang hatte er durch die Ereignisse der letzten Tage etwas aus den Augen verloren, doch keineswegs abgeschrieben. Langfristig war das die Lösung. Kurzfristig Kapital bescha f fen konnte man damit nicht. Er öffnete die Mail seines Projektleiters für Kalifornien mit gemischten Gefühlen.
»Brillant«, murmelte er, während er den Text überflog. Er wusste, dass sein Mann in San Diego ein geschickter Vermittler war, aber dass er die schon beinahe arroganten Auftraggeber dazu gebracht hatte, diesen Deal zu akzeptieren, grenzte an ein Wunder. Die sturen Anwälte der Stadtverwaltung hatten bisher jede Vorauszahlung strikt abg e lehnt, doch nun war ein anständiger Vertrag unterschriftsbereit, der drei Geldflüsse vorsah: ein Drittel Vorauszahlung bei Vertragsabschluss, ein Drittel bei Lieferung, ein Drittel nach Abnahme, so wie es sich gehörte. Die sechs Millionen Vorauszahlung reichten gerade für die nötigen Investitionen.
Wunderbar, schon zwei hartnäckige Probleme gelöst an diesem schönen Morgen. Als er zum Fenster hinausschaute, brach er unwillkürlich in lautes Gelächter aus. Draußen zogen dunkle Wolken auf, und die ersten schweren Tropfen klatschten aufs Sims.
»Wieder Neues von den Kreuzrittern?«, rief es hinter Russ’ Bildschirmwand.
»Nein, aber mich würde trotzdem interessieren, wessen Auto das war heute Morgen.« Es blieb still hinter den Monitoren. Schmunzelnd schlenderte er an Russ’ Festung vorbei zur Kochnische, wo er für einmal keinen leeren Kaffeekrug vorfand. Alex, das stille Mädchen für alles in seiner kleinen Firma, stand mit dem Telefon am Ohr vor dem Kocher und trommelte ungeduldig auf den Tisch, um den Filter zu höherem Durchsatz anzuspornen. Sie sah ihn kommen, errötete und brach das Gespräch schnell ab.
»Die Mutter«, seufzte sie mit einem vielsagenden Blick, der offenbar erklären sollte, weshalb sie in ihrer Pause telefonierte. Die Frau hatte ein ernstes Problem. Lee lächelte beruhigend und bemerkte ironisch:
»Ja, die lieben Eltern, sie können einen manchmal ganz schön auf Trab halten.« Sie goss sich wortlos eine Tasse Kaffee ein, dann zog sie sich eilig an ihren Schreibtisch zurück.
Das Telefon erinnerte ihn an das Foto im Speicher seines Handys, zu dessen Auswe r tung die Zeit bisher gefehlt hatte. Er holte die Seite aus dem Adressbuch des Kaptan auf den Bil d schirm. Vier Nummern aus Chicago, die er mit der Suchmaschine im Internet nicht finden würde, wie er annahm. Er wählte die einfachste Methode, stellte sicher, dass die Rufnu m
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