Das Komplott der Senatoren (German Edition)
den Hahn der Dusche auf. Kaltes Wasser rieselte wohltuend über Gesicht und Körper, spülte sanft den Schweiß von seiner Haut und den Staub aus seinen G e danken. Ohne sich abzutrocknen legte er sich wie ein na s ser Sack auf einen der Liegestühle. Er sah jetzt in jeder Beziehung klarer, kannte den Weg der Subventio n smillionen, die Clearwater direkt an die Scheinfabrik in Fountain Hills weite r leitete, von wo sie umgehend wieder verschwanden. Er hatte den Beweis für Clearwaters Betrug mit eigenen Augen gesehen, glaubte zu wissen, dass der saubere Ehemann der Go u verneurin bis zum Hals in dieser Geschichte steckte, aber waren sie wirklich gescheiter als heute Morgen? Wer empfing letztlich die Staatsgelder und die noch viel höheren Summen, welche die Briefkastenfirmen umsetzten? Und wofür?
Marion gab nach ein paar Schwimmzügen im Pool auf, hüpfte unter die kalte Dusche und rieb sich prustend und zitternd trocken.
»Im Schwimmbecken kochen sie einen und aus der Dusche fließt Eiswasser«, murrte sie, während sie einen Stuhl heranzog und vergeblich versuchte, sich einigermaßen bequem d a rauf zu betten.
»Wie viel wusste mein Vater von diesem Schwindel?«, fragte er sich laut.
»Vielleicht – wurde es ihm zuviel, als er davon erfuhr«, antwortete sie zögernd. D a ran glaubte er keinen Augenblick. Sterben, weil er sich schuldig fühlte? Nicht sein Vater. Wenn er ihr fragendes Gesicht richtig deutete, glaubte sie auch nicht an diese Hypothese. Schon eher konnte er sich etwas anderes vorstellen.
»Oder er fürchtete, aufzufliegen«, murmelte er kaum hörbar. Eine Weile lagen sie schwe i gend nebeneinander. Der Himmel über den niedrigen Dächern jenseits des Gartens begann sich rot zu färben. Die wenigen übrigen Gäste des Hotels hatten sich ins Haus zurückg e zogen. Ein paar Krähen zankten sich in den Baumwipfeln. Es roch erfrischend nach Kiefer n harz. Eine blaue Stunde zum Träumen, doch Lee empfand nichts dergleichen. Sein Alptraum, der in Wirklichkeit nicht erst mit dem unerwa r teten Tod des Vaters begonnen hatte, war noch nicht zu Ende. Je tiefer er grub, desto mehr Fragen drängten sich auf.
»Wir müssen wohl doch diesem Herrn Martinez auf den Zahn fühlen«, sagte Marion zu den Krähen.
»Scheint so.« Obwohl er große Lust verspürte, den höchst unsympathischen Kerl in die Ecke zu treiben, machte er sich keine Illusionen. Diego Martinez auf etwas fest z ulegen dürfte so unmöglich sein, wie Pudding an die Wand zu nageln. »Juristisch ist wohl nicht viel zu m a chen«, dachte er laut nach. »Bens subversive Freunde bei der Republic können da schon eher etwas ausrichten, was glauben Sie?«
Das Telefon seiner Begleiterin summte. Verwundert bemerkte er die Veränderung in ihrem Gesicht, während sie zuhörte.
»Gute Neuigkeiten?«, fragte er neugierig, als sie auflegte. Sie blickte ihn triumphie r end an.
»Das war das Büro. Ich habe sie gebeten, mehr über die Transportfirma mit den blauen Lastern herauszufinden. Raten Sie mal, wem die Firma gehört.«
»Wenn Sie so fragen – AZ Technologies?« Sie schüttelte den Kopf und lächelte ve r schmitzt.
»Weit gefehlt. Halten Sie sich fest. Die Firma gehört Mamot SA. Und nicht nur das: Es ist keine Allerwelts-Transportfirma. Die blauen Lastwagen sind ausschließlich intern für Mamot unterwegs, wie mir meine Leute glaubhaft versichern.«
»Das – ist allerdings starker Tobak«, musste er zugeben. »Was macht Mamot um Gottes Wi l len mit all diesem Gips?«
»Eben«, grinste sie, schloss die Augen und legte sich wieder auf den Rücken. »Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich morgen noch ein wenig weiter schnüffeln.«
Garfield Park, Chicago
Zum zweiten Mal parkte Lee seinen Wagen vor dem noblen Gebäudekomplex des Nahrungsmittel-Multis. Er hatte Marion nur widerwillig allein in Flagstaff zurückg e lassen, aber seine Geschäfte in Chicago duldeten keinen weiteren Aufschub. Bens Hilfe wollte er Marion aufschwatzen, doch sie wies den Gedanken, wie erwartet, weit von sich. Schmunzelnd eri n nerte er sich an ihren kurzen, umso heftigeren Disput vor den schockierten Hotelgästen in der Lobby. Ihm war nicht wohl beim Gedanken an den Alleingang der forschen Anwältin, aber er gab die Hoffnung nicht auf, durch sie mehr über den Zusammenhang zwischen Mamot und Big Coal zu erfahren. Es konnte nicht schaden, das Problem von zwei verschiedenen Seiten gleichzeitig zu
Weitere Kostenlose Bücher