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Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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nicht zu übersehen, und ich frage mich, wie lange die Wärter dabei noch zuschauen wollen. Sein Gesicht ist entstellt von Schnitten, offenen Wunden und getrocknetem Blut. Die Oberlippe ist geschwollen und steht grotesk unter seiner Nase hervor. Das linke Auge ist komplett zugeschwollen, das rechte gerötet und aufgedunsen. Ein Schneidezahn fehlt. Die abgeschnittene Jeans und das lustige Hawaiihemd sind verschwunden, stattdessen steckt er in einem dreckigen weißen Overall, der mit verkrustetem Blut bedeckt ist.
    Wir beugen uns beide vor, bis unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt sind.
    »Helfen Sie mir«, sagt er, den Tränen nahe.
    »Der Stand der Dinge ist folgender, Nathan«, beginne ich. »Diese Gangster verlangen eine Million vom Eigentümer des Jets, und er hat sich bereit erklärt zu zahlen, die Drecksäcke bekommen also ihr Geld. Gegen mich wird nicht ermittelt, zumindest war das bis heute Morgen so. Für Sie wollen die eine halbe Million Dollar. Ich habe ihnen über Rashford erklären lassen, dass keiner von uns so viel Geld hat. Ich habe erklärt, dass wir nur Passagiere auf einem Jet waren, der uns nicht gehört, dass wir nicht reich sind und so. Die Jamaikaner nehmen uns das nicht ab. Jedenfalls ist das der aktuelle Stand.«
    Nathan verzieht das Gesicht, als könnte er nur unter Schmerzen atmen. So wie sein Gesicht aussieht, will ich mir gar nicht vorstellen, was mit dem Rest ist. Ich erwarte das Schlimmste und frage lieber nicht, was passiert ist.
    Er stöhnt. »Können Sie in die Vereinigten Staaten zurück, Reed?« Seine Stimme klingt schwach und heiser, noch nicht einmal die funktioniert richtig.
    »Ich glaube schon. Rashford meint, ja. Aber ich habe nicht so viel flüssig, Nathan.«
    Er runzelt die Stirn, stöhnt erneut und sieht aus, als würde er entweder ohnmächtig werden oder in Tränen ausbrechen. »Hören Sie, Reed. Ich habe Geld, viel Geld.«
    Ich sehe ihm in die Augen, vielmehr in das rechte, weil er das linke nicht öffnen kann. Der Schicksalsmoment, an dem alles hängt. Klappt es nicht, wäre das gesamte Projekt ein gigantischer Fehlschlag, und wir hätten uns auf grauenhafte Weise verzockt.
    »Wie viel?«, frage ich, als er zögert. Er will nicht weiterreden, aber er hat keine Wahl.
    »Genug, um mich herauszuholen.«
    »Eine halbe Million Dollar, Nathan?«
    »Das und mehr. Wir müssen Partner sein, Reed. Nur Sie und ich. Ich sage Ihnen, wo das Geld ist, Sie holen es, Sie bringen mich hier heraus, und wir sind Partner. Aber Sie müssen mir Ihr Wort geben, Reed. Ich muss Ihnen vertrauen können.«
    »Moment, Nathan.« Ich lehne mich zurück und hebe die Handflächen. »Sie wollen, dass ich nach Hause fahre, mit einem Sack voll Geld zurückkomme und die jamaikanische Polizei besteche? Machen Sie Witze?«
    »Bitte, Reed. Ich habe sonst niemanden. Ich kann niemanden zu Hause anrufen. Keiner versteht, was hier los ist, nur Sie. Sie müssen es tun, Reed. Bitte. Es geht um mein Leben. Ich stehe das hier nicht durch. Sehen Sie mich doch an. Bitte, Reed. Wenn Sie tun, worum ich Sie bitte, und mich hier rausholen, werden Sie ein reicher Mann.«
    Ich weiche zurück, als hätte er eine ansteckende Krankheit.
    »Bitte, Reed«, bettelt er. »Sie haben mir das eingebrockt, jetzt müssen Sie mir auch raushelfen.«
    »Dann erzählen Sie mir vielleicht mal, wie Sie so viel Geld verdient haben.«
    »Ich habe es nicht verdient. Ich habe es gestohlen.«
    Keine große Überraschung. »Drogenhandel?«, frage ich, aber ich kenne die Antwort.
    »Nein, nein, nein. Sind wir Partner, Reed?«
    »Ich weiß nicht, Nathan. Ich habe keine große Lust, die jamaikanische Polizei zu bestechen. Was, wenn ich auch im Knast lande? Dann geht es mir wie Ihnen.«
    »Dann kommen Sie eben nicht zurück. Schicken Sie Rashford das Geld, der soll die Übergabe machen. Ihnen fällt schon was ein, Reed, Sie sind doch clever.«
    Ich nicke, als würde mir der Vorschlag gefallen. »Wo ist das Geld, Nathan?«
    »Sind wir Partner, Reed? Fifty-fifty, nur Sie und ich?«
    »Von mir aus, aber ins Gefängnis gehe ich wegen der Sache nicht, klar?«
    »Klar.«
    Es folgt eine Pause, während wir uns gegenseitig mustern. Er atmet mühsam, und jedes Wort fällt ihm schwer. Langsam streckt er die rechte Hand aus, sie ist angeschwollen und verkratzt.
    »Partner, Reed?«, fragt er flehentlich. Langsam schüttele ich ihm die Hand, und er verzieht das Gesicht. Vermutlich ist sie gebrochen.
    »Wo ist das Geld?«, frage ich.
    »Bei mir

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