Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
zu Hause«, sagt er langsam und widerstrebend, als wäre es das kostbarste Geheimnis seines Lebens. »Sie waren selbst da. Hinten im Garten steht ein Schuppen mit Gerümpel. Unter dem Holzboden rechts, unter einem alten kaputten Rasenmäher, ist eine Falltür. Die sieht man erst, wenn man den Rasenmäher und das Gerümpel wegräumt. Passen Sie auf die Schlangen auf – da leben ein paar Königsnattern. Wenn Sie die Falltür öffnen, sehen Sie einen Bronzesarg.« Er atmet mühsam und ist schweißüberströmt. Es sind nicht nur die körperlichen Schmerzen – sein großes Geheimnis preisgeben zu müssen quält ihn.
    »Einen Sarg?«, frage ich ungläubig.
    »Ja, einen Kindersarg. Hermetisch versiegelt, luft- und wasserdicht. Am Fußende befindet sich ein versteckter Riegel. Wenn Sie den anheben, öffnet sich die Versiegelung, und der Sarg lässt sich öffnen.«
    »Was ist drin?«
    »Mit Isolierband umwickelte Zigarrenkisten. Achtzehn, glaube ich.«
    »Sie verstecken Geld in Zigarrenkisten?«
    »Kein Geld, Reed.« Er beugt sich vor. »Gold.«
    Ich tue so, als hätte es mir die Sprache verschlagen, also redet er, praktisch im Flüsterton, weiter. »Minibarren, jeder wiegt zehn Unzen, die reinste Qualität, die es auf der Welt gibt. Ungefähr so groß wie ein großer Dominostein. Wunderschön, Reed, einfach nur schön.«
    Ich fixiere ihn lange. »Okay. So schwer es mir fällt, ich werde mir die Fragen verkneifen, die sich aufdrängen. Ich soll also nach Hause fliegen, Gold aus einem Sarg holen, der von Schlangen bewacht wird, einen Händler finden, der das Gold in Bares umtauscht, und mir dann überlegen, wie ich eine halbe Million Dollar nach Jamaika schaffe, um Zoll und Polizei zu bestechen, damit Sie freikommen. Habe ich Sie richtig verstanden, Nathan?«
    »Ja. Und beeilen Sie sich.«
    »Sie müssen verrückt sein.«
    »Sie haben mir die Hand darauf gegeben. Wir sind Partner, Reed. Finden Sie einen Weg, und Sie sind ein reicher Mann.«
    »Wie viele Dominosteine sind es?«
    »Fünf- bis sechshundert.«
    »Und was ist Gold im Moment wert?«
    »Vor zwei Tagen wurde die Unze zu fünfzehnhundert Dollar gehandelt.«
    Ich rechne kurz. »Das sind siebeneinhalb bis acht Millionen Dollar.«
    Nathan nickt. Er rechnet sich das jeden Tag aus und behält den Kurs genau im Auge.
    An der Tür hinter mir klopft es laut, und ein Wärter erscheint.
    »Kommen Sie langsam zum Schluss«, sagt er und verschwindet wieder.
    »Das ist wahrscheinlich das Dümmste, was ich je getan habe«, sage ich.
    »Oder das Klügste«, erwidert Nathan. »Aber bitte beeilen Sie sich, Reed. Ich stehe das nicht mehr lange durch.«
    Wir schütteln uns zum Abschied die Hand. Mein letzter Blick auf Nathan zeigt mir einen gebrochenen Mann, der vor Schmerzen kaum stehen kann.
    Rashford und ich brechen sofort auf. Er setzt mich an meinem Hotel ab, ich gehe auf mein Zimmer und rufe Vanessa an.
    Sie ist auf dem Dachboden, wo es fünfzig Grad warm ist, und durchwühlt alte Kartons und kaputte Möbel.
    »Da ist es nicht«, verkünde ich. »Es muss draußen sein, im Schuppen.«
    »Warte«, sagt sie und klettert die ausziehbare Leiter hinunter. »Hat er es dir verraten?«, fragt sie atemlos.
    »Ja.«
    »Hier kommt jemand.« Über das Handy höre ich eine laute Türklingel.
    Vanessa duckt sich im Gang und greift nach der Glock.
    »Ich rufe dich gleich zurück«, flüstert sie ins Telefon und schaltet es aus.
    Es ist später Sonntagvormittag. Nathans Pick-up steht in der Einfahrt. Falls seine Freunde wissen, dass er über das Wochenende verreist ist, müssen sie sich wundern, dass das Auto da ist. Die Türklingel schrillt erneut, und jemand hämmert gegen die Tür.
    »Nathan, bist du da?«, brüllt eine Männerstimme. »Mach auf.«
    Vanessa duckt sich, rührt sich aber nicht von der Stelle. Das Hämmern geht weiter, dann klopft eine andere Person an die Hintertür und ruft nach Nathan. Es sind mindestens zwei, den Stimmen nach zu urteilen junge Männer, vermutlich Freunde von Nathan, die mal vorbeischauen wollten. Sie machen keine Anstalten, wieder zu verschwinden. Einer von ihnen klopft an das Schlafzimmerfenster, aber der Raum ist von außen nicht einsehbar. Vanessa huscht ins Bad und wischt sich das Gesicht ab. Sie atmet schwer und zittert vor Angst.
    Die beiden klopfen und brüllen und werden bald zu dem Schluss kommen, dass Nathan etwas zugestoßen sein muss. Dann werden sie die Tür eintreten. Instinktiv zieht sich Vanessa bis auf den Slip aus, wischt sich den Schweiß

Weitere Kostenlose Bücher