Das Komplott (German Edition)
natürlich auch gern damit weitermachen, sich im Kreis zu drehen.
Da wir beide im Marine Corps gedient haben, sollten wir uns wirklich einmal persönlich miteinander unterhalten.
Sie wissen, wo Sie mich finden.
Mit freundlichen Grüßen
Malcolm Bannister (Nr. 44861-127)
Mein Zellengenosse ist ein neunzehnjähriger Schwarzer aus Baltimore, der acht Jahre sitzen muss, weil er Crack verkauft hat. Gerard ist so wie Tausende andere Typen, die ich in den letzten fünf Jahren kennengelernt habe, ein junger Schwarzer aus einem Problemviertel, dessen Mutter bei seiner Geburt noch ein Teenager war und dessen Vater schon lange das Weite gesucht hatte. In der zehnten Klasse brach er die Schule ab und suchte sich einen Job als Tellerwäscher. Als seine Mutter ins Gefängnis musste, zog er zu seiner Großmutter, die außer ihm noch eine ganze Horde seiner Cousins großzog. Er fing an, Crack zu rauchen, nach einer Weile dealte er auch damit. Trotz eines Lebens auf der Straße ist Gerard eine gute Seele und hat keinen Funken Boshaftigkeit in sich. Er ist nie gewalttätig geworden, und es gibt keinen Grund dafür, dass er sein Leben im Gefängnis vergeudet. Er ist einer von Millionen jungen Schwarzen, die von den Steuerzahlern weggesperrt werden. Wir haben in den Staaten fast 2,5 Millionen Strafgefangene, was mit Abstand die höchste Inhaftierungsquote aller halbzivilisierten Länder ist.
Es ist nichts Ungewöhnliches, einen Zellengenossen zu bekommen, den man auf den Tod nicht ausstehen kann. Ich hatte mal einen, der wenig Schlaf brauchte und die ganze Nacht seinen iPod laufen ließ. Er trug zwar Kopfhörer, die nach zehn Uhr abends vorgeschrieben sind, hatte die Musik aber so laut gestellt, dass ich sie trotzdem hören konnte. Ich brauchte drei Monate, um mich in eine andere Zelle verlegen zu lassen. Aber Gerard versteht die Regeln. Er hat mir erzählt, dass er einmal wochenlang in einem verlassenen Auto geschla fen habe und dabei fast erfroren wäre. Nach so etwas kann es nur besser werden.
Für Gerard und mich beginnt der Tag um sechs Uhr mor gens, wenn wir von einem Summer geweckt werden. Wir ziehen schnell unsere Arbeitskleidung an, wobei wir darauf ach ten, uns gegenseitig so viel Platz zu lassen, wie das in einer drei mal vier Meter großen Zelle möglich ist. Dann machen wir unsere Betten. Er hat das obere Stockbett, und da ich schon länger in Frostburg bin, habe ich das untere. Um 6.30 Uhr gehen wir in die Kantine und frühstücken.
Hier gibt es unsichtbare Grenzen, die festlegen, wo man sitzt und isst. Es gibt einen Bereich für die Schwarzen, einen für die Weißen und einen für die Braunen. Eine Überschreitung dieser Grenzen wird nicht gern gesehen und kommt so gut wie nie vor. Frostburg ist zwar ein Camp, aber immer noch ein Gefängnis, mit einer Menge Anspannung. Eine der wichtigsten Anstandsregeln besteht darin, den anderen Gefangenen so viel Platz wie möglich zu lassen. Man drängelt sich nicht vor. Man greift nicht einfach nach dem, was man haben möchte. Wenn man Salz und Pfeffer braucht, bittet man jemanden höflich darum, es einem rüberzureichen. In Louisville, dem Gefängnis, in dem ich vorher gewesen bin, waren Schlägereien in der Kantine an der Tagesordnung, und der Auslöser dafür war in der Regel irgendein Idiot mit spitzen Ellbogen, der einem anderen zu dicht auf die Pelle ge rückt war.
In Frostburg dagegen essen wir langsam und mit Manieren, die für eine Horde verurteilter Krimineller erstaunlich gut sind. Wir freuen uns, dass wir der Enge unserer Zellen für eine Weile entkommen sind. Es gibt eine Menge Hänseleien, derbe Witze und Gerede über Frauen. Ich kenne Männer, die einige Zeit im »Loch« – in Einzelhaft – verbracht haben, und das Schlimmste daran waren für sie die fehlenden sozialen Kontakte. Manche von ihnen stecken es ganz gut weg, doch die meisten fangen nach ein paar Tagen an durchzudrehen. Selbst die überzeugtesten Einzelgänger, von denen es eine ganze Menge im Gefängnis gibt, brauchen Menschen um sich herum.
Nach dem Frühstück tritt Gerard seine Arbeit als Hausmeister an und schrubbt die Böden. Ich habe eine Stunde frei, bevor ich mich in der Bücherei melden muss. In dieser Zeit gehe ich hinüber in die Kaffee-Ecke und lese Zeitung.
Auch heute steht in den verschiedenen Publikationen, dass es kaum Fortschritte bei den Ermittlungen im Fall Fawcett zu geben scheint. Interessanterweise beklagt sich der älteste Sohn des Richters darüber, dass das FBI
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