Das Komplott (German Edition)
grottenschlecht darin sei, die Familie auf dem Laufenden zu halten. Das FBI wollte dazu keinen Kommentar abgeben.
Der Druck wird mit jedem Tag größer.
Gestern hat ein Reporter geschrieben, dass sich das FBI für den Exmann von Naomi Clary interessiere. Ihre Scheidung vor drei Jahren war kontrovers gewesen, beide Parteien hatten die andere des Ehebruchs bezichtigt. Den Quellen des Reporters nach ist der Exmann mindestens zweimal vom FBI vernommen worden.
Die Bücherei ist in einem Anbau untergebracht, in dem sich auch eine winzige Kapelle und eine kleine Krankenstation befinden. Sie ist genau zwölf Meter lang und neun Meter breit, mit vier abgetrennten Nischen, fünf Desktop-Computern und drei langen Tischen, an denen die Häftlinge lesen, schreiben und Recherchen betreiben können. Außerdem gibt es zehn Regalreihen, die etwa tausendfünfhundert Bücher enthalten, viele davon gebundene Ausgaben. In Frostburg dürfen wir bis zu zehn Taschenbücher in der Zelle unterbringen, allerdings hat so gut wie jeder mehr. Jeder Häftling darf die Bücherei in seiner freien Zeit besuchen, und die Regeln sind ziemlich flexibel. Pro Woche können zwei Bücher ausgeliehen werden, und die Hälfte meiner Zeit verbringe ich damit, Bücher anzumahnen, deren Leihfrist abgelaufen ist.
Ein Viertel meiner Zeit ist für meine Arbeit als Anwalt reserviert, und heute habe ich einen neuen Mandanten. Roman stammt aus einer Kleinstadt in North Carolina, wo er ein Pfandhaus besaß, dessen Spezialgebiet Diebesgut war, vor allem Waffen. Seine Ware bekam er von zwei Banden kokainsüchtiger Idioten, die am helllichten Tag Häuser ausräumten. Da den Dieben jegliche Raffinesse fehlte, dauerte es nicht lange, bis sie auf frischer Tat ertappt wurden und innerhalb weniger Minuten nach ihrer Festnahme anfingen, sich gegenseitig zu verpfeifen. Roman wurde in die Sache reingezogen und aller möglichen Gesetzesübertretungen angeklagt. Vor dem Richter machte er geltend, von nichts gewusst zu haben, doch sein Pflichtverteidiger war zweifellos die mit Abstand dümmste Person im Gerichtssaal gewesen.
Ich behaupte nicht, Experte für Strafrecht zu sein, aber die Fehler, die Romans Anwalt während des Prozesses gemacht hatte, hätte jeder Jurastudent im ersten Semester aufzählen können. Roman wurde schuldig gesprochen und zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, und jetzt ist sein Fall in der Berufung. Er hat seine »Prozessakten« dabei, den Stapel Papier, den jeder Häftling in seiner Zelle aufbewahren darf. Wir ziehen uns in mein Büro zurück – eine der kleinen Nischen, die mit meinen persönlichen Sachen vollgestopft und für jeden anderen Häftling tabu ist – und gehen sie zusammen durch. Roman will gar nicht mehr aufhören, darüber zu schimpfen, wie schlecht sein Verteidiger gewesen sei, und es dauert nicht lange, bis ich ihm zustimme. Mangelhafte anwaltliche Vertretung ist etwas, worüber sich viele Verurteilte beschweren, doch es ist nur selten Grund genug, um bei Fällen, in denen es nicht um die Todesstrafe geht, eine Aufhebung des Urteils durch ein Berufungsgericht zu erreichen.
Ich freue mich über die Möglichkeit, die miserable Leistung eines Anwalts ans Licht zu bringen, eines Anwalts, der im Gegensatz zu mir immer noch draußen ist, immer noch Geld mit seiner Arbeit verdient und so tut, als wäre er besser, als er ist. Eine Stunde lang berate ich mich mit Roman, dann vereinbaren wir einen Termin für unsere nächste Besprechung.
Von der Sache mit Richter Fawcett hat mir einer meiner ersten Mandanten erzählt. Der Mann wollte unbedingt aus dem Gefängnis und dachte, ich könnte Wunder vollbringen. Er wusste genau, was in dem Safe im Keller der Blockhütte war, und träumte Tag und Nacht davon, es in seinen Besitz zu bekommen, bevor es verschwand.
9
Ich sitze wieder im Büro des Direktors. Es ist etwas im Busch. Er trägt einen dunklen Anzug, ein gestärktes weißes Hemd, eine Krawatte mit Paisleymuster, und seine spitzen Cowboystiefel sind frisch gewachst und poliert. Er ist so selbstgefällig wie immer, kommt mir aber irgendwie nervös vor.
»Ich weiß ja nicht, was Sie ihnen erzählt haben, Bannister«, sagt er, »aber Ihre Geschichte gefällt ihnen. Ich wiederhole mich nur ungern, aber wenn das so eine Art Scherz sein sollte, wird Sie das teuer zu stehen kommen.«
»Das ist kein Scherz, Direktor Wade.« Ich gehe davon aus, dass er an der Tür gelauscht hat und genau weiß, was ich den Beamten erzählt habe.
»Vor zwei Tagen
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