Das Komplott (German Edition)
waren vier Leute vom FBI hier. Sie haben überall rumgeschnüffelt, wollten wissen, mit wem Sie Ihre Freizeit verbringen, wen Sie juristisch beraten, mit wem Sie Dame spielen, wo Sie arbeiten, mit wem Sie essen, mit wem Sie duschen, mit wem Sie auf der Zelle liegen und so weiter und so fort.«
»Ich dusche allein.«
»Sie haben wohl versucht herauszufinden, wer Ihre Freunde sind, meinen Sie nicht auch?«
»Ich weiß nicht, aber es überrascht mich nicht. Ich hatte mir so was schon gedacht.« Ich wusste, dass das FBI in Frostburg herumschnüffelte, auch wenn ich die Beamten nicht gesehen habe. Im Gefängnis lässt sich so gut wie nichts geheim halten, vor allem wenn Leute von draußen kommen und anfangen, Fragen zu stellen. Meiner Meinung nach und aufgrund einiger Erfahrungen, die ich gemacht habe, war es sehr ungeschickt vom FBI , auf diese Art an Informationen über mich herankommen zu wollen.
»Sie sind jedenfalls wieder da«, sagt er. »Sie werden um zehn hier sein. Und sie haben gesagt, es könnte eine Weile dauern.«
Es ist fünf Minuten vor zehn. Ich spüre wieder das scharfe Ziehen in meinem Magen und versuche, tief durchzuatmen, ohne dass Wade es mitbekommt. Dann zucke ich mit den Schul tern, als würde es mich kaltlassen. »Wer kommt?«, frage ich.
»Ich habe keine Ahnung.«
Sekunden später klingelt sein Telefon. Seine Sekretärin hat eine Nachricht für ihn.
Wir sitzen wieder in dem Raum neben dem Büro des Direktors. Er ist natürlich nicht dabei. Die Herren Hanski und Erardi sind zurück, zusammen mit einem aggressiv wirkenden jungen Mann namens Dunleavy, stellvertretender Bundesanwalt für den südlichen Bezirk von Virginia, aus dem Büro in Roanoke.
Es hat funktioniert. Meine Glaubwürdigkeit ist gestiegen, sie sind neugierig geworden. Die kleine Gruppe, die mich vernehmen will, sieht schon etwas beeindruckender aus als beim ersten Mal.
Dunleavy ist von den dreien zwar der Jüngste, aber er ist Bundesanwalt, und die anderen beiden sind lediglich Bundespolizisten. Deshalb ist Dunleavy der Ranghöhere, und er scheint sehr von sich eingenommen zu sein, was für einen Mann in einer solchen Situation nicht ungewöhnlich ist. Sein Abschluss in Jura kann nicht mehr als fünf Jahre zurückliegen, und ich gehe davon aus, dass er derjenige sein wird, der am meisten redet.
»Mr. Bannister«, sind seine ersten Worte, in einem unausstehlichen herablassenden Ton, »wir wären nicht hier, wenn Ihre kleine Geschichte nicht unser Interesse geweckt hätte.«
Kleine Geschichte. Was für ein Arschloch.
»Kann ich Malcom zu Ihnen sagen?«, fragt er.
»Bleiben wir lieber bei Mr. Bannister und Mr. Dunleavy, zumindest fürs Erste«, antworte ich. Ich sitze im Gefängnis und bin seit Jahren nicht mehr mit »Mr. Bannister« angesprochen worden. Irgendwie gefällt es mir.
»Wie Sie möchten«, schnauzt er mich an. Dann greift er schnell in die Tasche, zieht ein schmales Aufnahmegerät heraus und stellt es auf den Tisch, in die Mitte zwischen mir auf der einen Seite und ihm und den beiden FBI -Beamten auf der anderen. »Wenn Sie einverstanden sind, würde ich unser Gespräch gern mitschneiden.«
Damit hat mein Plan gigantische Fortschritte gemacht. Vor einer Woche waren Hanski und Erardi nur mit Mühe dazu zu bewegen, ihre Stifte aus der Tasche zu ziehen. Jetzt möchte der Staat jedes Wort von mir aufzeichnen. »Ist mir egal«, erwidere ich achselzuckend.
Er schaltet das Gerät ein und sagt: »Sie behaupten zu wissen, wer Richter Fawcett getötet hat, und möchten diese Information gegen Ihre Freilassung aus dem Gefängnis eintauschen. Und wenn Sie draußen sind, möchten Sie Personenschutz von uns haben. Ist das die Grundstruktur der Abmachung?«
»Sie haben es erfasst«, erwidere ich.
»Warum sollten wir Ihnen glauben?«
»Weil ich die Wahrheit kenne und weil das FBI himmelweit von der Wahrheit entfernt ist.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich weiß es eben. Wenn Sie einen richtigen Verdächtigen hätten, wären Sie nicht hier, um mit mir zu reden.«
»Stehen Sie mit dem Killer in Kontakt?«
»Diese Frage beantworte ich nicht.«
»Sie müssen uns etwas geben, Mr. Bannister, damit wir ein besseres Gefühl für dieses kleine Geschäft mit Ihnen bekommen.«
»Ich würde es nicht als ›klein‹ bezeichnen.«
»Dann nennen wir es eben so, wie Sie möchten. Erklären Sie’s uns. Wie soll dieses große Geschäft Ihrer Meinung nach ablaufen?«
»Okay. Es muss alles geheim bleiben, streng vertraulich. Wir
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