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Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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eine Erholung, sich auf ein so altmodisches Verbrechen wie Mord konzentrieren zu können. Seit zehn Jahren kämpfte er nun schon gegen den Terror, und bis jetzt deutete nichts darauf hin, dass Fawcetts Tod etwas mit al-Qaida oder einheimischen Terrorzellen zu tun hatte. Die glorreichen Zeiten, in denen das FBI gegen das organisierte Verbrechen gekämpft und Geldfälscher gejagt hatte, waren vorbei.
    Als McTavey und sein Team in Roanoke aus dem Flugzeug stiegen, wartete schon ein schwarzer SUV auf sie. In höchster Eile wurden sie in das Auto gedrängt, als würden irgendwo Scharfschützen auf der Lauer liegen. Eine Minute später hielt der Wagen vor dem Gefrierschrank.
    Mit seinem Besuch in der Einsatzzentrale wollte der Direk tor zweierlei bezwecken: Zum einen wollte er die Stimmung in der Taskforce heben und seine Mitarbeiter wissen lassen, dass ihre Arbeit trotz der mangelnden Fortschritte höchste Priorität hatte. Zum anderen wollte er den Druck erhöhen. Nach einer schnellen Besichtigung der provisorischen Räum lichkeiten und einer Runde Händeschütteln, die jeden Politiker beeindruckt hätte, wurde Direktor McTavey zur Besprechung in den größten Konferenzraum gebeten.
    Er setzte sich neben Victor Westlake, der ein alter Freund war, und die beiden Männer labten sich an Donuts, während einer der leitenden Ermittler eine lange, gewundene Zusammenfassung über die neuesten Entwicklungen ablieferte, die es im Grunde nicht gab. McTavey selbst brauchte nicht infor miert zu werden. Seit dem Mord hatte er mindestens zweimal am Tag mit Westlake telefoniert.
    »Reden wir über diesen Bannister«, verlangte McTavey nach einer halben Stunde eines einschläfernden Vortrags, der zu nichts führte. Schnell wurde ein weiterer Bericht herumgereicht.
    »Das ist das Neueste, was wir haben«, sagte Westlake. »Wir haben mit seinen Klassenkameraden von der Highschool angefangen und dann mit dem College und der juristischen Fakultät weitergemacht. Es gibt keine brauchbaren Verdächtigen. Keine Hinweise auf Freunde oder gute Bekannte – genau genommen auf niemanden –, die Richter Fawcett mal über den Weg gelaufen sind. Keine Gangmitglieder, keine Drogenhändler, keine Schwerverbrecher. Als Nächstes haben wir so viele seiner ehemaligen Mandanten wie möglich aufgespürt, was allerdings schwierig war, da wir auf die meisten seiner alten Akten keinen Zugriff haben. Auch hier haben wir nichts Interessantes gefunden. Er hat etwa zehn Jahre lang in einer Kleinstadt als Anwalt gearbeitet, mit zwei anderen Anwälten zusammen, ebenfalls Afroamerikaner, und die Kanz lei hatte einen tadellosen Ruf.«
    »Hatte er jemals etwas mit Richter Fawcett zu tun?«, erkundigte sich McTavey.
    »Es gibt nichts Schriftliches, was darauf hindeuten würde, dass er auch nur einmal in Richter Fawcetts Gerichtssaal gestanden hat. Er hatte kaum Fälle an einem Bundesgericht, außerdem war er im nördlichen Bezirk von Virginia ansässig. Man kann getrost sagen, dass Mr. Bannister kein sehr gesuchter Prozessanwalt war.«
    »Dann glaubst du also, dass der Mörder von Fawcett jemand ist, den Mr. Bannister im Gefängnis kennengelernt hat? Natürlich immer in der Annahme, wir nehmen ihm ab, dass er die Wahrheit kennt.«
    »Richtig. Er hat die ersten zweiundzwanzig Monate seiner Strafe in Louisville, Kentucky, abgesessen, in einem Gefängnis mittlerer Sicherheitsstufe mit zweitausend Häftlingen. In dieser Zeit hatte er drei verschiedene Zellengenossen, und er hat in der Wäscherei und der Küche gearbeitet. Außerdem hat er damals damit angefangen, seinen Mithäftlingen juristischen Rat zu geben, und mindestens fünf von ihnen dabei geholfen, aus dem Gefängnis zu kommen. Wir haben eine Liste mit fünfzig Männern, die er vermutlich recht gut kannte, aber es ist schlichtweg unmöglich, jeden Einzelnen in Erfahrung zu bringen, mit dem er in Louisville in Kontakt gekommen ist. Das gilt auch für Frostburg. Er ist seit drei Jahren dort und hat mit tausend Männern gesessen.«
    »Wie lang ist die Liste?«, fragte McTavey.
    »Wir sind inzwischen bei etwa hundertzehn Namen, aber die meisten von ihnen dürften wohl nicht infrage kommen.«
    »Wie viele von ihnen sind von Fawcett verurteilt worden?«
    »Sechs.«
    »Dann gibt es also keinen eindeutigen Verdächtigen aus Bannisters Zeit im Gefängnis?«
    »Bis jetzt nicht, aber wir sind noch dabei, nach Informationen zu graben. Vergiss nicht, dass das unsere zweite Theorie ist – dass der Mörder des Richters etwas

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