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Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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aussuchen?«, frage ich.
    »Im angemessenen Rahmen, ja«, erwidert Hitchcock.
    »Darüber muss ich erst mal nachdenken.«
    Genau das tue ich die nächsten zwanzig Kilometer lang, und zwar nicht zum ersten Mal. Ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wo ich hinwill und warum.
    Bei einem Blick über die Schulter fällt mir ein vertrautes Fahrzeug auf. »Ich nehme an, das ist das FBI direkt hinter uns.«
    »Ja, Agent Hanski und ein zweiter Beamter«, bestätigt Surhoff.
    »Wie lange folgen die uns noch?«
    »Wahrscheinlich nur noch ein paar Tage.« Surhoff wechselt einen Blick mit Hitchcock. Im Grunde wissen die beiden das nicht, und ich hake nicht weiter nach.
    »Behält das FBI Zeugen wie mich routinemäßig im Auge?«
    »Kommt darauf an«, erwidert Hitchcock. »Wenn ein Zeuge ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wird, läuft das Verfahren gegen die Person oder Personen, gegen die er ausgesagt hat, noch. Es kann also sein, dass der Zeuge seine Aussage in der Verhandlung wiederholen muss. In diesem Fall hält das FBI den Kontakt zum Zeugen, aber das läuft grundsätzlich über uns. Im Laufe der Zeit, wenn die Jahre vergehen, geraten die Zeugen beim FBI sozusagen in Vergessenheit.«
    Surhoff wechselt das Thema. »Zunächst einmal müssen Sie Ihren Namen ändern, natürlich offiziell. Wir arbeiten diesbezüglich mit einem Richter im Fairfax County im nördlichen Virginia zusammen. Im Grunde eine Routineangelegenheit, aber Sie müssen sich einen neuen Namen aussuchen. Am besten mit denselben Anfangsbuchstaben, was Einfaches.«
    »Zum Beispiel?«
    »Mike Barnes. Matt Booth. Mark Bridges. Mitch Baldwin.«
    »Klingt, als wäre ich ein Weißer.«
    »Stimmt. Aber Malcolm Bannister klingt auch so.«
    »Vielen Dank.«
    Wir suchen ein paar Kilometer lang nach einem neuen Namen für mich. Surhoff klappt einen Laptop auf und fängt an zu tippen.
    »Was ist der häufigste Nachname in den USA, der mit einem B beginnt?«, fragt er.
    »Baker«, rät Hitchcock.
    »Das ist Nummer zwei.«
    »Bailey«, schlage ich vor.
    »Das ist Nummer drei. Auf dem vierten Platz liegt Bell, auf dem fünften Brooks. Sieger ist Brown, der Name ist doppelt so häufig wie Baker auf dem zweiten Rang.«
    »Einer meiner liebsten afroamerikanischen Autoren ist James Baldwin«, sage ich. »Das nehme ich.«
    »Okay.« Surhoff tippt vor sich hin. »Vorname?«
    »Was ist mit Max?«
    Hitchcock nickt zustimmend, während Surhoff den Namen Max eingibt.
    »Sehr schön«, sagt Hitchcock, als ginge es um das Bukett eines edlen Weins.
    Surhoff sieht auf. »In den Vereinigten Staaten gibt es etwa fünfundzwanzig Max Baldwins, das passt. Ein guter, seriöser Name, nicht zu häufig, nicht zu exotisch oder ungewöhnlich. Sehr schön. Den peppen wir jetzt noch ein bisschen auf. Was ist mit einem zweiten Vornamen? Welcher passt zu Max?«
    Nichts will zu Max passen. Dann muss ich an Mr. Reed und Mr. Copeland, meine beiden ehemaligen Partner, und ihre winzige Kanzlei in der Braddock Street in Winchester denken. Kanzlei Copeland & Reed, Anwälte und Rechtsberater. Ihnen zu Ehren wähle ich Reed.
    »Max Reed Baldwin«, sagt Surhoff. »Das funktioniert. Und jetzt noch ein kleiner Zusatz zur Abrundung, Max? Junior, der Dritte, der Vierte. Nicht übertreiben.«
    Hitchcock schüttelt den Kopf. »Das ist zu viel des Guten«, murmelt er.
    »Finde ich auch«, stimme ich zu. »Keine Anhängsel.«
    »Gut. Dann haben wir also einen Namen. Max R. Baldwin. Einverstanden, Max?«
    »Glaub schon. Geben Sie mir eine Stunde, damit ich mir das noch mal durch den Kopf gehen lassen kann. Ich muss mich erst daran gewöhnen.«
    »Natürlich.«
    Die Wahl des neuen Namens, den ich für den Rest meines Lebens tragen werde, wühlt mich auf, aber es ist eine der einfacheren Entscheidungen. Bald wird es um viel mehr gehen: Augen, Nase, Lippen, Kinn, Wohnung, Arbeit, Familiengeschichte. Wie ist meine fiktive Kindheit verlaufen? Wo habe ich studiert und was? Warum bin ich Single, und war ich schon einmal verheiratet? Habe ich Kinder?
    Mir dreht sich der Kopf.

18
    Wenige Kilometer östlich von Morgantown verlassen wir die Interstate und fahren zu einem Best Western, einem Motel im alten Stil, bei dem man direkt vor dem Zimmer parkt. Dort warten mehrere Männer, irgendwelche Beamte, vermutlich vom FBI , auf uns, und als ich aus dem Van steige – ein wunderbares Gefühl, nicht gefesselt zu sein –, kommt Hanski im Eiltempo auf mich zu.
    »Sie sind in Zimmer 38«, sagt er.
    Einer der namenlosen Beamten

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