Das Komplott (German Edition)
Ungewissen. Außerdem ist es wichtig, dass Ihre Familie und Freunde glauben, Sie säßen noch im Gefängnis.«
»Ist meine Familie in Gefahr?«, frage ich.
Endlich sagt Pat Surhoff auch etwas. »In gewisser Weise, ja, und wenn Sie es wünschen, können wir sie schützen. Das dürfte allerdings ihr Leben auf den Kopf stellen.«
»Darauf lassen die sich nie ein«, erwidere ich. »Mein Vater würde schon bei dem Gedanken Zustände bekommen. Er ist pensionierter State Trooper und davon überzeugt, dass er selbst auf sich aufpassen kann. Mein Sohn hat einen neuen Vater und ein neues Leben.«
Ich will mir gar nicht vorstellen, wie Dionne reagieren würde, wenn ich ihr telefonisch mitteilen würde, dass ich Bo durch meine Machenschaften im Gefängnis in Gefahr gebracht haben könnte. Außerdem kann ich nicht glauben, dass Quinn Rucker einem unschuldigen Kind etwas antun würde.
»Wenn Sie möchten, können wir das später besprechen«, sagt Surhoff.
»Das wäre mir lieber. Im Moment überschlagen sich meine Gedanken.«
»Die Freiheit erwartet Sie, Mal«, sagt Hanski.
»Von mir aus kann es losgehen.« Ich folge den Beamten durch einen Gang und in ein anderes Gebäude, wo mich drei Gefängniswärter in Empfang nehmen. Mir werden Handschellen und Fußfesseln angelegt, dann werde ich zu einem wartenden Van eskortiert. Für den Nichteingeweihten muss es aussehen, als würde ich zur Hinrichtung geführt. Ein Marshal namens Hitchcock sitzt am Steuer. Surhoff zieht die Tür hinter mir zu und setzt sich auf den Beifahrersitz. Dann geht es los.
Ich weigere mich, einen letzten Blick auf Frostburg zu werfen. Die Bilder in meinem Kopf reichen für die nächsten Jahre. Als die ländliche Gegend draußen an uns vorüberfliegt, kann ich ein Lächeln nicht unterdrücken. Wenige Minuten später fahren wir auf den Parkplatz eines Einkaufszentrums. Surhoff springt aus dem Wagen, zieht die Schiebetür auf, beugt sich ins Fahrzeug und schließt meine Handschellen auf. Dann löst er die Fußfesseln.
»Herzlichen Glückwunsch«, sagt er aufrichtig, und ich beschließe, dass ich den Mann mag. Ich höre die Ketten ein letztes Mal rasseln und massiere meine Handgelenke.
Bald beschleunigt das Fahrzeug, wir fahren auf die Interstate und nehmen Kurs nach Westen. Der Frühling steht vor der Tür, die sanften Hügel im äußersten Westen von Maryland erwachen allmählich zum Leben. Die ersten Minuten in Freiheit sind geradezu überwältigend. Fünf Jahre lang habe ich von diesem Tag geträumt, jetzt fühle ich mich wie berauscht. Meine Gedanken überschlagen sich. Ich kann es kaum erwarten, meine Kleidung endlich wieder selbst auszusuchen, eine Jeans anzuziehen. Ein Auto zu kaufen und damit hinzufahren, wohin ich will. Ich sehne mich danach, eine Frau zu berühren und den Geschmack von Steak und kaltem Bier auf der Zunge zu spüren. Ich weigere mich, mir Sorgen um meinen Sohn und meinen Vater zu machen. Denen passiert schon nichts.
Die Marshals wollen reden, und ich höre zu.
»Sie sind jetzt nicht mehr in Haft, Mal«, sagt Pat Surhoff. »Sollten Sie sich entschließen, am Programm zur Gewährleistung der Sicherheit von Zeugen, besser bekannt als Zeugenschutzprogramm, teilzunehmen, sind wir als U.S. Marshals Service für Sie zuständig. Wir gewährleisten Ihre Sicherheit und Ihr Wohlbefinden. Wir besorgen Ihnen eine neue Identität mit echten Dokumenten. Sie erhalten finanzielle Unterstützung für Unterkunft, Lebensunterhalt und gesundheitliche Versorgung. Wir besorgen Ihnen eine Arbeit. Wenn alles läuft, ziehen wir uns aus der täglichen Überwachung zurück, bleiben aber in der Nähe, falls Sie uns brauchen.«
Das klingt, als würde er mir eine Broschüre vorlesen, aber die Worte sind Musik in meinen Ohren.
»Wir haben mehr als achttausend Zeugen im Programm«, wirft Hitchcock ein, »und keiner davon ist jemals zu Schaden gekommen.«
Ich stelle die Frage, die auf der Hand liegt. »Wo werde ich leben?«
»Dies ist ein großes Land, Mal«, erwidert Hitchcock. »Manche Zeugen werden keine zweihundert Kilometer von zu Hause untergebracht, bei anderen sind es dreitausend. Die Entfernung ist nicht entscheidend, aber generell gilt, je weiter, desto besser. Mögen Sie lieber Wärme oder Schnee? Berge und Seen oder Sonne und Meer? Großstadt oder Kleinstadt? Kleine Städte sind problematisch, wir empfehlen eine Größe von mindestens hunderttausend Einwohnern.«
»Da fällt man weniger auf«, ergänzt Surhoff.
»Und ich kann mir das
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