Das kostbare Opfer
langsam an zu
glauben, daß er ermordet wurde«, sagte ich. »Aber ich habe keine Beweise.«
»Na, dann beschaffen Sie sich
welche!«
»Jawohl, Sir«, sagte ich geduldig.
»Ich arbeite daran. Haben Sie gemerkt, wie spät es ist?«
»Was hat denn das mit dem Fall
Farnham zu tun?« schnarrte er.
»Das zeigt, daß ich daran
arbeite«, sagte ich. »Ich hätte gern Polnik und noch jemanden für ein paar Tage
gehabt.«
»Wozu?«
»Um Edna Bright und Vince
Malone überwachen zu lassen.«
»Also gut«, sagte Lavers. »Ich
will mir mal einreden, daß Sie wissen, was Sie tun, und so muß ich wohl ja
sagen. Noch was?«
»Nein, Sir. Kann ich sie morgen
haben?«
»Ich glaube schon.« Lavers
nickte. »Wollen Sie die beiden vierundzwanzig Stunden am Tag überwachen
lassen?«
»Hauptsächlich am Tag«, sagte
ich. »Ich möchte gern erfahren, wie Edna ihre Schuldner aufspürt und Vince
seine Versicherungen abschließt.«
»Ich stelle fest, Sie werden
langsam klüger. Wheeler«, sagte der Sheriff und grinste mich vielsagend an.
»Sehen Sie sich schon nach einer neuen Stelle um, für den Fall, daß es mit der
Polizisten-Masche demnächst Essig ist?«
»In diesem Punkt mache ich mir
keine Sorgen«, beruhigte ich ihn. »Sobald Sie platzen, lasse ich mich als
Sheriff nominieren. Das
kann jederzeit passieren; an den Nähten gehen Sie sowieso schon auseinander.«
Bevor er etwas erwidern und mir
die Pointe ruinieren konnte,
war ich aus seinem Büro draußen.
»Wohin gehen Sie denn,
Leutnant?« Annabelle lächelte mich an. »Hören Sie sich jetzt ein paar von
diesen wundervollen Schallplatten an?«
»Offizier«, sagte ich. »Was für
ein Offizier? Polizei, Heer, Marine, Müllabfuhr?«
»Luftwaffe«, sagte sie. »Er ist
Flieger. Sie sollten nur mal alle seine Orden sehen!«
»Vergessen Sie nicht, daß Sie
aus einem Flugzeug nicht einfach aussteigen und nach Hause gehen können«,
brummte ich.
Ich trat in den kalten,
düsteren Abend hinaus und ging auf dem kürzesten Weg zur nächsten warmen, freundlichen
Bar. Nach zwei Drinks überlegte ich mir, daß ich nichts Besseres zu tun hatte
und genausogut weiterarbeiten könnte.
Eine halbe Stunde später
drückte ich auf den Klingelknopf von Mrs. Farnhams Wohnung. Ich brauchte nicht
sehr lange zu warten, bis sie die Tür öffnete. Sie sah mich, und das
Willkommenlächeln auf ihren Lippen schrumpfte sozusagen ein und erstarb.
»Das gefällt mir so sehr an
meinem Beruf«, sagte ich. »Wo immer man auftaucht, gleich ist man willkommen.
Und trotzdem ist das Leben eines Polizeileutnants sehr einsam, speziell heute
abend.«
»Warum kommen Sie nicht herein,
Leutnant«, sagte sie, »bevor ich in Tränen ausbreche und mein Make-up
ruiniere.«
Ich folgte ihr in das
Wohnzimmer. Sie trug einen dieser bequemen Hausanzüge aus fast scharlachrotem
Orion. Er bestand aus einer hüftlangen Jacke und einem Paar hautenger, bis zu
den Fesseln reichender Hosen. Am engsten waren sie dort, wo es darauf ankam.
»Wie ich sehe, ist die
Trauerzeit vorüber«, sagte ich.
»Witwenkleid mit Schleier,
Leutnant?« Sie hob ihre Augenbrauen. »Wegen Henry?«
»Wurde er gelegentlich nicht
auch Hank genannt?«
»Er wurde alles mögliche
genannt, aber Hank war nicht darunter«, sagte sie. »Sind Sie gekommen, um noch
mehr Fragen zu stellen oder nur, um unhöflich zu sein, oder alles beide?«
»Sie könnten mir etwas von Edna
Bright erzählen«, schlug ich vor. »Von dem Tag, an dem sie Sie in Ihrem Büro
besuchte. Stellte sie sich Ihnen als Angestellte eines Inkassobüros vor?«
»Nicht gleich«, antwortete Mrs.
Farnham. »Das ist offensichtlich in dieser Branche nicht üblich. Sie drückte
herum und wollte herausbekommen, wo sich Henry aufhielt. Soweit ich mich
erinnere, sagte ich ihr, sie solle es in der nächsten Bar versuchen. Als sie
merkte, daß ich mich den Teufel um Henry scherte und, um es genau zu sagen, um
sie auch, da wurde sie etwas natürlicher und sagte mir, wer sie war.«
»Das machte Ihnen nichts aus?«
»Warum auch?« Sie zuckte die
Schultern. »Henry hatte wahrscheinlich in jedem Bundesstaat Schulden. Ich muß
zugeben, diese Frau ärgerte mich ein bißchen. Ich bin noch nie mit Blondinen
zurechtgekommen, weil es von dieser Sorte vielleicht zu viele in Henrys Leben
gab, um sie noch erträglich sein zu lassen. Für mich natürlich.«
»Sie hat Ihnen nicht angeboten,
ihn mit einem Wagen zu überfahren und dann die Versicherungssumme mit Ihnen zu
teilen?«
»Nein. Wenn sie es getan
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