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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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tun jetzt so, als wären Sie Mrs. Cole, und ich spiele Mr. Cole. Wie fühlen
Sie sich als Frau eines Mannes, der in anderer Leute Betten liegt?«
    »Soll das schon wieder ein Witz
sein?«
    »Ich meine es todernst«, sagte
ich. »Sie sind jetzt die eifersüchtige Ehefrau. Sie erreichen die Tür, öffnen
Ihre Handtasche und ziehen die Waffe heraus. Sie sind jetzt gerade soweit, ja?«
    Sie nickte und richtete den
Revolver auf mich.
    »Nun«, sagte ich, »was geschah
dann? Was tue ich als Mr. Cole?«
    »Sie setzen sich im Bett auf«,
sagte sie leiser.
    Gehorsam setzte ich mich auf.
»Was dann? Nehmen wir an, ich würde Sie jetzt beschimpfen.«
    »Dann gehe ich etwas näher«,
sagte sie und ging zwei Schritte auf das Bett zu. »Sie bückte sich ein bißchen,
glaube ich.« Eve beugte sich ein bißchen in den Knien.
    »Und dann?« fragte ich.
    »Dann drückte sie ab, zweimal.«
    »Der Revolver ist gesichert«,
sagte ich. »Drücken Sie ab.«
    Die Waffe befand sich jetzt nur
noch einen bis eineinhalb Meter vor meinem Gesicht, und ich konnte direkt in
den Lauf hineinsehen. Ihr Finger spannte sich um den Abzug, dann drückte sie
zweimal ab. Der Revolver klickte, ohne daß etwas geschah.
    »Und jetzt bin ich tot?« fragte
ich sie.
    »Und jetzt sind Sie tot«,
pflichtete sie tonlos bei.
    Ich stand auf, nahm ihr den
Revolver aus der Hand und steckte ihn in die Halfter. »Diese Natalie Cole«,
sagte ich anerkennend, »muß eine Zauberin gewesen sein.«
    »Ich verstehe nicht. Wovon
sprechen Sie?«
    »Eine Pistole kann jeder
abfeuern«, sagte ich. »Dazu braucht man nicht besonders klug zu sein. Aber sie
muß eine ganz besondere Art von Pistolen gehabt haben, eine Art
Bumerangpistole.«
    »Sie fangen schon wieder an,
Unsinn zu reden«, sagte sie ärgerlich.
    »Sie hatte eine Pistole, deren
Geschosse sich nicht in gerader Linie bewegten, nachdem sie den Lauf verlassen
hatten«, sagte ich. »Sie bewegten sich in einer Kreislinie, und zwar alle
beide.«
    Eve starrte mich verständnislos
an. »Sie sind verrückt!«
    »Cole wurde in den Hinterkopf
geschossen«, sagte ich sehr höflich. »Erinnern Sie sich nicht? In den
Hinterkopf, Mrs. Farnham.«
    Sie fuhr einen Schritt zurück,
und während des Bruchteils eines Augenblicks blitzte Furcht in ihren Augen auf;
dann legte sie schnell die Hand vor die Stirn. »Ich bin ganz durcheinander«,
murmelte sie. »Nach allem, was ich durchgemacht habe, weiß ich gar nicht mehr,
was wirklich geschah. Ich glaube, ich verliere noch den Verstand!«
    Ich trat so nahe wie möglich an
sie heran, ohne sie jedoch zu berühren. »Sie sind nicht durcheinander, Eve«,
sagte ich. »Sie sind überhaupt nicht durcheinander.«
    »Bitte!« sagte sie. »Ich habe
furchtbare Kopfschmerzen. Würden Sie jetzt bitte gehen?«
    »Sie waren mit einem Playboy
verheiratet, der ausgespielt hatte«, sagte ich. »Er war pleite und ein
Früchtchen obendrein. Sein einziger Wert bestand in seiner Lebensversicherung.
Lebendig war er für ein smartes Mädchen wie Sie eine scheußliche Belastung. Tot
— war er fünfzigtausend Dollar wert.«
    Sie wandte sich rasch ab,
kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo sie in einen Sessel sank. »Lassen Sie mich in
Ruhe!« sagte sie außer sich.
    Ich setzte mich auf die
Armlehne des Sessels und schaute auf sie hinab. Sie vergrub das Gesicht in den
Händen. »Dieser Cole«, sagte ich. »Er hatte eine reiche Frau, die er haßte;
infolgedessen zog er ein billiges Inkassobüro auf, weil er dachte, es würde ihn
von seiner Frau unabhängig machen. Er war immer darauf aus, sich irgendwo rasch
einen Dollar unter den Nagel zu reißen. Er traute niemandem, noch nicht einmal
seinen engsten Mitarbeitern. Er beschattete sie sogar, um sich zu vergewissern,
daß sie auch arbeiteten.
    Ich vermute, daß er Edna Bright
nachspionierte, als sie damals zu Ihnen ins Büro kam. Vielleicht sah er Sie sogar
einen kurzen Augenblick, als Sie das Gebäude verließen. Laurence hatte für alle
Frauen, die gut aussehen, etwas übrig. Als Edna ihm von ihrer Unterhaltung mit
Ihnen berichtete, hat sie vermutlich erwähnt, daß Henry Alkoholiker war und
wahrscheinlich auch etwas von seiner Lebensversicherung.«
    Ich nahm mir Zeit, um mir ein
weiteres Glas einzugießen. Ich hatte einen Schluck nötig, und es schadete
nichts, wenn ich Eve in der Stille schwitzen ließ.
    »Laurence kam also auf den
Gedanken, daß er sich vielleicht leichtes Geld unter den Nagel reißen könnte«,
fuhr ich fort. »Oder vielleicht sogar ganze fünfzigtausend,

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