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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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sehr angenehm, etwas mehr über Euch zu wissen.«
    Während Maria nun zufrieden war, zögerte Annalena einen Moment. Was, wenn Mertens hier auftauchte und nach ihr fragte?
    »Ich komme aus dem Mecklenburgischen«, antwortete sie schließlich. »Ich war verheiratet, mit einem Mann, der …« Sie stockte. Würden Seraphim und seine Frau ihr glauben?
    »Sprecht ruhig«, forderte der Händler sie auf.
    »Mein Mann hat mich gezüchtigt. Sehr oft. Nach dem letzten Mal bin ich ihm davongelaufen. Ich wollte mich nicht mehr prügeln lassen.«
    Die Stille kehrte zurück.
    Annalena schaute zaghaft zwischen Seraphim und seiner Frau hin und her.
    »Welcher Mann sollte solch ein Ungeheuer sein?«, fragte Maria ungläubig. Es fiel ihr offenbar leichter, dem eigenen Bild, das sie sich von einer Person gemacht hatte, zu vertrauen.
    »Er war ein Henkersknecht.« Kaum waren die Worte heraus, bereute Annalena sie auch schon. Was war nur in sie gefahren, ehrlich zu sein? Was Seraphim dachte, konnte sie nicht erraten, aber die Gedanken seiner Frau waren einfach zu lesen.
    Hatte Maria die Tatsache, dass sie geprügelt worden war, noch für eine Lüge gehalten, so zweifelte sie die Aussage, dass sie die Frau eines Henkersknechtes war, nicht im Geringsten an. Wahrscheinlich würde Maria jetzt verlangen, dass sie auf der Stelle verschwand.
    Plötzlich überfiel Annalena das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Kalter Schweiß trat auf ihre Haut und die Panik packte sie im Nacken, wie es Mertens in der Nacht ihrer Flucht getan hatte. Ohne abzuwarten, was Maria oder Seraphim sagen würden, stürmte sie aus der Küche und lief dann zur Haustür. Keuchend sank sie am Fuß der Treppe zu Boden, ihr war so schwindlig, dass sie keinen Schritt mehr gehen konnte.
    Aus dem Hausinneren drangen Stimmen.
    »Wir können sie doch nicht einfach aus dem Haus jagen«, redete Seraphim auf seine Frau ein.
    »Natürlich können wir das!«, entgegnete sie aufgebracht. »Sie ist ein Henkersbastard, und wer weiß, was sie auf dem Kerbholz hat. Ich kaufe ihr die Geschichte mit dem teuflischen Ehemann nicht ab.«
    »Aber du glaubst ihr, dass sie die Frau eines Henkersknechtes ist.«
    »Das wird sie unmöglich erfunden haben.«
    »Warum sollte sie dann das andere erfinden?«
    »Um davon abzulenken, dass sie eine Verbrecherin ist. Das sind sie doch alle von diesem Henkerspack!«
    Annalena presste die Hände auf die Ohren und Tränen schossen ihr in die Augen. Es war wie immer. Wie hatte sie nur denken können, es wäre möglich, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen? Am liebsten wäre sie auf der Stelle davongelaufen, aber ihre Beine waren zu schwach. So blieb sie sitzen, weinend, zitternd und ohne Hoffnung.

    Die Nacht war bereits hereingebrochen, als eine Hand ihre Schulter streifte und Annalena aufschreckte.
    Die ganze Zeit über hatte sie leer vor sich hin gestarrt und versucht, die Kraft zu finden, sich zu erheben. Doch ihre Muskeln waren nach wie vor schwach und der Schmerz, der in ihrem Innern wütete, lähmte sie.
    »Kommt rein und legt Euch ins Bett«, erklang Seraphims Stimme sanft an ihr Ohr. »Ihr werdet Euch sonst noch den Tod holen.«
    Annalena reagierte zunächst nicht. Was macht es schon aus, wenn ich sterbe, dachte sie. Ich bin doch nur ein wertloses Henkersbalg.
    »Ich werde Euch verlassen«, antwortete Annalena schließlich leise. »Ich will Euch keine Last sein oder Euer Seelenheil gefährden. Ich weiß selbst, wer ich bin und was mein Stand zu erwarten hat.«
    Seraphim sah sie einen Moment lang an, dann setzte er sich neben sie auf die Treppe. »Ihr müsst meiner Frau verzeihen, sie ist eigentlich kein schlechter Mensch«, erklärte er. »Sie ist nur abergläubisch. Ich selbst habe nie Schlechtes mit Henkersleuten erlebt.«
    Annalena blickte weiterhin auf den Boden. »Aber Eure Frau teilt diese Ansicht nicht und ich will nicht, dass sie sich wegen mir fürchten muss. Ihr habt so viel für mich getan.«
    »Das war selbstverständlich. Wäret Ihr an meiner Stelle gewesen, hättet Ihr genauso gehandelt. Ich halte Euch für eine gute Christin und glaube Euch, dass Ihr gezüchtigt worden seid.«
    »Das ist sehr freundlich von Euch.«
    »Bleibt doch noch ein Weilchen hier«, sagte Seraphim und faltete die Hände, als wollte er beten. »Meine Frau wird es akzeptieren. Nicht freudig, aber sie wird sich fügen. Schließlich seid Ihr noch nicht vollständig genesen.«
    Das wusste Annalena, aber sie wollte hier nicht nur geduldet sein. »Verzeiht, aber ich

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