Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
krank?«
    Böttger schüttelte lächelnd den Kopf. »Mich führen andere Geschäfte zu ihm. Viel wichtigere.«
    »Und was sind das für Geschäfte?«
    »Davon erzähle ich Euch, wenn wir uns das nächste Mal sehen«, entgegnete Johann. »Jetzt geht besser, ich möchte nicht, dass Ihr Ärger bekommt.«
    Einen Moment noch hielt ihr Blick den seinen fest, dann wandte sie sich um und lief los. Um die beiden nicht zu verwechseln, schob sie das Briefchen von Johann in den Ausschnitt ihres Mieders, während sie das mit dem Medikament in der Hand behielt.
    Sie hoffte, dass es eine Gelegenheit geben würde, Röber das Schreiben unbemerkt von Hildegard und auch von ihm selbst zukommen zu lassen.

    Als sie ins Kontor zurückkehrte, eilte Annalena sofort die Treppe hinauf und ging zu Marlies’ Kammer. Auf ihr Klopfen bat sie eine schwache Stimme herein. Hildegard war nicht mehr da.
    »Ich habe deine Arzneien«, sagte sie und legte Riechsalz sowie das Pulver auf dem Stuhl neben ihrer Schlafstelle ab. »Der Apothekergehilfe sagte, dass du eine Messerspitze des Pulvers in einem Becher Wasser auflösen sollst, dann kippst du auch nicht mehr um.«
    Lächelnd betrachtete Annalena Marlies. Mittlerweile sah sie schon wieder besser aus. Nicht so gut, dass man sie für gesund halten konnte, aber besser. »Wie geht es dir?«
    »Es geht mir gut«, antwortete die Magd, machte aber keine Anstalten, sich aufzusetzen.
    »Verschütte bloß nichts von dem Riechsalz, der Apothekerlehrling meinte, dass es gar furchtbar stinken würde.«
    »Danke.« Marlies blickte Annalena an, und der Wunsch, ihr Herz auszuschütten, stand deutlich in ihren Augen. Doch sie schien nicht den Mut zu finden.
    »Gibt es etwas, das du vielleicht von der Seele haben willst?«, fragte Annalena, als Marlies schwieg.
    Marlies wandte ihren Blick den Deckenbalken zu. »Nein, es gibt nichts«, antwortete sie, doch Annalena sah ihr an, dass die Gedanken in ihrem Kopf wüteten. Sie legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. Selbst durch den Stoff des Hemdes konnte sie spüren, dass ihre Haut glühte. Hatte sie Fieber?
    Ein prüfender Blick in ihre Augen ließ deutlich ihre Gefühle erkennen, nicht aber den Glanz des Fiebers. »Wenn doch, dann lass es mich wissen. Vielleicht kann ich dir helfen.«
    Fast schien es, als würde Marlies zu einem spöttischen Schnauben ansetzen wollen. Annalena wusste selbst, dass sie ihr bei ihrem Problem, wenn es denn tatsächlich eine Schwangerschaft war, nicht helfen konnte. Und wenn sie ehrlich war, würde sie sich Marlies ebenfalls nicht anvertrauen, wenn sie an deren Stelle wäre.
    »Schlaf jetzt«, sagte sie schließlich und strich Marlies noch einmal über die Stirn. »Solltest du noch was brauchen, dann ruf nach mir.«
    Marlies nickte, sah sie dabei aber nicht an. Als Annalena die Kammer verließ, begegnete sie Hildegard.
    »Hast du ihr die Mittel gebracht?«
    Annalena nickte. »Ja, Frau Hildegard. Soll ich sonst noch etwas tun?« Sicher gab es in der Küche noch einiges zu tun, schließlich hatte Hildegard den ganzen Abend auf die Hilfe ihrer zwei Mägde verzichten müssen.
    Die Haushälterin musterte sie einen Moment lang, dann schüttelte sie müde den Kopf und sagte: »Nein, bleib ruhig oben. Was noch getan werden muss, kannst du morgen erledigen.«

8. Kapitel
    A us den geheimen Aufzeichnungen des Johann Friedrich Böttger:
    Die Prüfung, der mich Lascarius gestrigentags unterzog, war die wohl seltsamste, die ich je erlebt habe. Der Adept stellte mir einige Fragen, bei denen mir das Werk Valentinus’ eine große Hilfe war, dann ließ er mich einfache Arbeiten am Versuchsaufbau verrichten. Diese behielt er streng im Auge, und obwohl ich versuchte, von seiner Miene abzulesen, was er dazu meinte, konnte ich keine verräterische Regung entdecken. Nachdem ich alles zu einer Transmutation von Blei vorbereitet hatte, sagte Lascarius zu mir: »Nun zeige Er mir, auf welche Weise Er versucht, Gold zu tingieren.«
    Mein Freund Siebert und ich machten uns auf gewohnte Weise an die Arbeit, wobei mir nicht nur das Feuer in der Esse den Schweiß auf die Stirn steigen ließ. Ich wusste, dass unser Verfahren fehlerhaft war, ja, ich erkühnte mich sogar, es ihm zu sagen. Lascarius lächelte nur und bedeutete uns, weiterzumachen.
    Natürlich förderte unser Versuch nicht das rechte Ergebnis zutage. Siebert schien das nicht weiter zu bekümmern, doch ich fühlte mich elend. Das Stückchen Metall, das wir hervorgebracht hatten, war zwar fest, aber

Weitere Kostenlose Bücher