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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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worden bin in deiner Wirtsstuben.«
    »Net daß ich wüßt«, wehrte der Wirt verlegen ab, und mißtrauisch beobachtete ihn der Bauer, »Dir kann man ja nichts nachsagen, Schwaiger, und von den guten Dingen wird ja weniger geredet.«
    »Na ja, hab nur gedacht, weil ich mit dem Rankl verfeindet gewesen bin. Da werden die Leut wohl sagen, daß ich ihm sein Ende vergönne oder so ähnlich.« Lauernd wartete er auf die Erwiderung des Wirtes.
    »Ist noch gar keine Rede gewesen«, beteuerte dieser scheinheilig.
    Der Schwaiger schob das Bierglas zurück und zahlte. »Muß schauen, daß ich heimkomme.«
    Die Winternacht war dunkel eingefallen, und leichte Flocken fielen langsam aus dem schwarzen Himmel. In der Stille vermeinte er das Fallen und Tanzen der weißen Sterne zu hören. Wie eine schwarze Wand stand der Wald, und das Rauschen des Elenderbaches war verstummt. Die Januarkälte hatte seinen Lauf gestoppt. Als er durch die Schlucht nach Hintereben hinaufkam, pfiff der Bergwind, und die Tritte seiner Schuhe sangen im knirschenden Schnee. Ein dicker Nebel verstärkte die Finsternis. Aus dem Dunkel wuchs vor ihm der Hof auf.
    Das Klappen der Haustüre und leise Stimmen ließen ihn anhalten. Da wollte gerade jemand gehen! War der Franz zur Sitzweil gekommen bei seinen Weiberleuten?
    Hastig und beschwörend wechselte das Flüstern des Mannes mit dem abwehrenden Getuschel der Barbara. Der Schwaiger schlich vom Weg und drückte sich an die Stadelwand. Gegen die dunklen Bretter würde der Rankl ihn nicht sehen, wenn er vorbeikam, und das Abschiednehmen an der Haustüre wollte er nicht stören. Der Franz brauchte gar nicht zu wissen, daß er ihn gesehen hatte. Von der Haustüre löste sich die Gestalt eines Mannes, und die Türe fiel ins Schloß. Als der nächtliche Besucher am Weg unweit des Stadels vorbeikam, zuckte der Bauer zusammen.
    Das war doch nicht der Rankl? Ein anderer hatte mit der Barbara so lange vor der Türe gestanden, und wenn er sich nicht täuschte, dann trug der Mann eine Uniformmütze!
    Er biß die Zähne zusammen vor Zorn.
    Als sich der Mann in der Dunkelheit verloren hatte, wartete der Bauer noch eine Weile, ehe er in das Haus trat. In der Stube roch es nach Zigarettenrauch.
    »Ist jemand dagewesen?« fragte er harmlos, während er aus der Winterjoppe schlüpfte und sie an den Nagel hängte.
    »Nnein – «, antwortete die Barbara, und dem Schwaiger entging es nicht, wie sie der Hauserin einen vielsagenden Blick zuwarf.
    »Sooo?« sagte er nur, und sie erschrak vor dem drohenden Unterton. Er wandte sich ihr schnell zu und sprach kurz und befehlend: »Du kannst ins Bett gehen. Mit der Hauserin hab ich noch etwas zu reden!«
    Einen bittenden und warnenden Blick fing die Hauserin noch auf, dann schloß sich die Türe hinter der Schwaigertochter, die gegangen war, ohne gute Nacht zu sagen. Der Bauer wartete ab, bis ihre Tritte auf der knarzenden Bodenstiege den oberen Stock erreicht hatten und droben die Kammertüre zuschnappte. Dann aber packte er die Hauserin so plötzlich und so heftig am Arm und stierte sie mit so bösen Augen an, daß sie kreidebleich wurde.
    »Bauer! Jesses, was hast denn!«
    »Wer ist dagewesen?« Die Wut grollte in ihm, und seine Augen flackerten.
    »Ist ja niemand dagewesen!«
    »Wer ist dagewesen?« Wie ein Schraubstock schlossen sich die dürren Finger des Bauern um ihren Arm.
    »Bauer – auweh – der – wenn du der Bärbel nix sagst – .«
    »Brauchst mir gar nix zu sagen! Ich weiß es eh! Der Gendarm ist dagewesen, und was die zwei an der Tür noch ausgemacht haben, kann ich mir denken!« Er setzte sich auf das Kanapee und stützte den Kopf in die Hände. »So wird man hintergangen! So wird man von den eigenen Leuten verraten!«
    »Aber Bauer, um Gottes willen! Wenn zwei junge Leut miteinander reden und wenn sie sich auch gern haben sollten, was ich nicht einmal glaub, kann man dann schon reden von Verrat oder Hinterhältigkeit?«
    »Das ist mir gleich!«
    »Ist ja noch gar nix passiert! Aufregen tat ich mich deswegen net. Mir tat das auch net gefallen, wenn sie sich an den Gendarmen hinhängen tat. Aber sagt man etwas, dann kriegt sie erst den Geschmack, ist eine alte Weisheit, das!«
    Er nickte: »Kannst recht haben.«
    Die Hauserin spürte, daß sie nun die Oberhand hatte, und sprach weiter: »Jetzt, wo ich weiß, daß es dir net recht war, wenn die zwei anbandeln täten, werd ich besser aufmerken. Ich mein, ich weiß schon, wo du hinauswillst, und das wär auch das

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