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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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der Welt hab. Warum sollten wir zwei net heiraten können? Sag halt was!« Er schrie sie an und stand mit geballten Fäusten vor ihr. Zwei Tränen sickerten unter ihren Wimpern hervor und rollten über die blassen Wangen. Da verrauchte sein Ärger, und betreten stand er vor ihr.
    »Hab dich net beleidigen wollen, Bärbel! Was hast denn! Brauchst ja nur ein Wort zu sagen – ja oder nein – aber ich möcht halt wissen, woran ich bin.«
    Sie wischte sich die Augen und fing zu gehen an. Neben ihr herschreitend, suchte er sich nun zu entschuldigen:
    »Ich bin halt ein ungehobelter Bauer, und jetzt könnt ich mir selber eine runterhauen. Ich hab dir das halt net anders sagen können, und wenn ich jetzt ein bissel aufbegehrt hab, dann mußt das verstehen. Trag mir das net nach. Aber schau, du kannst doch ein Wörtel reden, und ich weiß dann, wie ich dran bin.«
    Die Tränen unterdrückend, fing sie zu reden an:
    »Franzi, du wirst mich ja gar net verstehen können, wenn ich dir sag – was mich drückt. Ich kann dir das auch gar net sagen, weil ich auch nichts Bestimmtes weiß, und weil es nur wie eine halbe Wahrheit in mir steckt. Tausend Zweifel hab ich und keine Ruh mehr. Ich weiß net, ob es wahr ist, aber wenn es so war, dann dürft ich dich doch net heiraten, weil das ein Unglück geben müßt. Ich bin unglücklich genug. Wenn ich wüßte, was ich net weiß, dann könnt ich ja oder nein sagen.«
    »Leicht weiß ich es«, bemerkte er schüchtern. »Kannst mir net sagen, was dich drückt?«
    »Grad dir kann ich es net sagen, und du kannst mir drauf auch keine Antwort geben. Es ist keine Laune, Franzi, gell, das glaubst mir? Ich bitt dich darum, daß du mir das glaubst.«
    Ihre Hilflosigkeit rührte ihn.
    »Wenn ich dir helfen könnt?«
    »Ich möcht nur, daß du net schlecht von mir denkst, wenn etwas daher kommen sollt, was wir heut noch gar net ahnen – «
    »Bärbel«, drängte er, »was ist es? Hat dich der Braun – ist etwas mit dir?«
    »Nein, nein, das hat mit dem Braun nix zu tun. Ich hab mit dem Braun gar nix gehabt. Er wollt mich heiraten und hat mir das gesagt, und ich hab ihn weitergeschickt und niemand kann mir etwas nachsagen. Ich bin froh, daß ich dir das heut sagen kann. Ich weiß, daß der Braun mich gern hat – «
    »Wann kannst mir denn eine Antwort geben?«
    »Ich weiß es net, Franzi. Mußt Geduld haben, gell? Sind ja noch jung, wir zwei.«
    Da riß er sich zusammen und sagte mit einer Betonung, der man anmerkte, daß er damit diese Unterredung beendete: »Ist recht, Bärbel, ich werd dich net drängen. Bist selber ein gescheites Mädel und weißt, was du willst, wenn es einmal soweit ist.«
    Sie lächelte unter Tränen und sah ihn dankbar an. Dann faßte sie seinen Kopf mit beiden Händen, zog ihn herab und gab ihm einen flüchtigen Kuß auf den Mund. »Ich dank dir, Franzi, und ich bitt dich, sag zu niemandem etwas von dem, was ich dir gesagt habe.«
    »Kannst dich drauf verlassen!« lachte er glücklich und wollte wieder nach ihrer Hand greifen. Aber sie lief ihm davon, den Weg hinunter nach Bodenmais, so daß er zu tun hatte, hinter ihr zu bleiben.
    Die beiden Alten waren inzwischen schon zurückgekommen.
    »Was tätest sagen, Nachbarin, wenn sich die zwei Jungen zusammenfänden?« hatte der Schwaiger gefragt, und die Ranklhoferin hatte darauf geantwortet:
    »Ich will dem Meinigen nix einreden, net so und net so. Er hängt an deiner Barbara, das weiß ich. Ob aber das schon das rechte ist, das muß sich halt erst erweisen.«
    »Könnten wir zwei in den Altenteil gehen, und ich glaub, wir täten uns schon vertragen«, scherzte der Bauer.
    »Kann sein«, gab sie ihm ernst zurück.
    Als die Barbara und der Franz sich zu ihnen setzten, musterte der Schwaiger sie verstohlen. Glücklich sahen die beiden gerade nicht aus, stellte er für sich fest. Als er auch aus ihrem Verhalten nicht bemerken konnte, daß sie vertrauter zueinander geworden waren und sie im Gegenteil schweigend am Tisch saßen, verlor er die gute Laune und schlug den Aufbruch vor. Mit wenig Reden, jedes in sich gekehrt, fuhren sie heimzu.
    Die Agatha war auf dem Ranklhof allein zurückgeblieben, zum Haushüten. Mit brennenden Augen hatte sie aus dem Stubenfenster zugesehen, wie die Bäuerin und der Franzi zu den Schwaigerischen ins Laufwagerl stiegen und wie der Franzi und die Barbara sich begrüßten. Dann sperrte sie das Haus ab und ging in ihre Kammer.
    Sinnierend und die Hände in den Schoß gelegt, saß sie dort lange und

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