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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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laufenden gehalten werden.«
    Es war auch etwas Selbstgefälligkeit in seiner Stimme,
als er sich jetzt in der Runde umsah, um die allgemeine
Zustimmung entgegenzunehmen. »Der junge Herrscher
Peter II. von Aragon, vom Papst damals auch mit dem
Titel ›Allerkatholischster König‹ geehrt, sah sich kaum ein
Jahr später gezwungen, seinen Vasallen in Südfrankreich,
die von der Kirche der Ketzerei beschuldigt wurden, über
die Pyrenäen zu Hilfe zu eilen und sich gegen das vom
Papst entsandte französische Invasionsheer zu wenden. Er
fiel – nicht für den Glauben, den auch er als häretisch
ansah, sondern für die Freiheit seiner Untertanen – von
Christen erschlagen!«
    Der Emir räusperte sich. »Doch nicht genug damit. Im
gleichen Jahr fand zu Vaucouleurs das Treffen zwischen
dem französischen Kronprinzen Ludwig VIII. und König
Friedrich statt. Geheimhalten ließ es sich nicht mehr, dafür
hatten die Gegner gesorgt, aber es führte zu der
gewünschten Allianz. Ludwig war im Gegensatz zu
seinem Vater Philipp Augustus nicht länger gewillt, mit
den Engländern Frieden zu suchen; bei Friedrich setzten
sich die Berater durch, die – im Gegensatz zu Rom – keine
Rücksicht mehr auf den vom Papst gestützten
Welfenkaiser Otto nehmen wollten. Ein weiteres Jahr
später trafen die Heere aufeinander: Das Bündnis des
französischen Herrscherhauses Capet mit dem Staufer
Friedrich – gegen das der Engländer mit den Welfen.
König Philipp von Frankreich führte seine Armee zum
Sieg, bevor Friedrich eingetroffen war. Triumphierend
schickte er ihm den erbeuteten Reichsadler, das war der
Anfang vom Ende des Welfenkaisers!«
    Alle schwiegen ob dieses Diskurses, nur Daniel meldete
sich zu Wort. »Wundert es Euch da noch, daß die Jugend
des Abendlandes, sei es nun in Frankreich oder in
Deutschland, jegliches Vertrauen in die Älteren verloren
hat?«
    »Sie wollen nicht in Frieden miteinander leben«, mischte
sich jetzt auch Timdal ein, »noch sind sie bereit für ihren
Glauben zu streiten. Nein, Christen kämpfen gegen
Christen!« ereiferte er sich, der er selbst keiner war.
    »Das findet Ihr im Islam auch«, suchte Kazar Al-Mansur
ihn zu besänftigen. »Der Unterschied ist nur, daß,
angenommen – was Allah verhüten möge! – die
Ungläubigen würden die heiligen Stätten von Mekka
erobern und besetzen, kein Moslem, ohne jede Ausnahme,
mehr ruhen könnte, bis sie von dort vertrieben wären und
das Heiligtum von ihnen gereinigt!«
    Jetzt hatte der Emir sich in Emphase geredet, deswegen
setzte er noch drauf: »Da wären sich alle Anhänger des
Propheten auf der Stelle einig!«
    »Der Islam tut sich in diesem Punkt vergleichsweise
leichter«, ergriff Rik das Wort, »Mohamed hatte keine
zwölf Jünger, die jeder eine andere christliche Kirche–«
    »– auch wir sind gespalten, Feinde bis aufs Blut, in
Schia und Sunna!« unterbrach ihn der Emir. »Doch selbst
diese Todfeindschaft würden wir überwinden, wenn es um
die Ka’aba ginge! Daran sollte kein Christ je zweifeln!«
    »Darum seid ihr Muslime zu beneiden!« sagte Irm.
»Einen solchen Glauben wünschten wir uns als Kinder,
und weil wir ihn nicht fanden, zogen wir los, ihn zu
suchen!«
    »Das solltet Ihr aufschreiben, ya Dani el-Katib«,
scherzte der Emir, »und eh wir weitere fruchtbare
Erkenntnisse versäumen, sollten wir uns nun wieder dem
Wunder von Marseille zuwenden, ›al Muajizat Marsilia‹.«
    »Morgen«, sagte Alekos standhaft. »Da ich selber die
vortragende Qaria abgeben muß, bitte ich um Eure
Nachsicht –.«
    Der Grieche fiel in ein gewinnendes Lachen, das die
überspannte Atmosphäre im ›Saal der Bücher‹ löste. »Erst
muß ich mir den Kopf wieder freimachen von allen
Eindrücken, die heute auf mich einstürzten.«

aus der Niederschrift von Mahdia
Das Wunder von Marseille
Bericht des Alekos
    Zwei Tage lag der Sturm zurück, der gut ein Viertel aller
an Bord gegangenen Kinder das Leben gekostet hatte,
zwei der Barken waren gesunken. Der ›Eiserne Hugo‹
hatte seinen Teil der kleinen Flotte durchgebracht, doch
seine fünf Schiffe segelten jetzt mit halbem Tuch, teils
weil das Unwetter es zerfetzt hatte, aber auch weil Hugo
immer wieder auf die letzte Barke seines Kumpans warten
mußte, die dahinkroch wie eine Schnecke, der ein Tritt das
Haus zerbrochen. Auch das gekenterte Schiff, das die
Kinder aus eigener Kraft wieder flott gemacht hatten und
mangels Mannschaft selbst steuerten, kam nur

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