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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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geräumigen Zelle, in der Elgaine die Nacht verbracht
hatte.
»Eine üble Nacht!«
     
Damit empfing sie ihn. Die Zelle sah aus, als hätten
plündernde Soldaten darin gehaust, alles Gepäck war
verstreut, durchwühlt.
     
»Wer?!« forschte Rik, bemüht, es ihr nicht mit gleicher
    Münze zurückzuzahlen. »Habt Ihr sie erkannt?!«
»Sie müssen mich im Schlaf betäubt haben, denn ich bin
eben erst erwacht –.«
Rik war schon geneigt, ihr tröstend einzugestehen, daß
er den Ring immer noch unversehrt bei sich trüge, in
einem unbeobachteten Moment hatte er – mit der flachen
Hand – ihn an seine Brust pressend – sich davon
überzeugt, doch von böser Erfahrung gewitzigt, unterließ
er die Offenbarung, Mitleid hatte Elgaine kaum verdient.
»Wir müssen sofort Rom verlassen«, erklärte sie schon
wieder gefaßt. »Der Monsignore wird es nicht bei diesem
Versuch belassen. Als Inquisitor stehen ihm Werkzeuge
zur Verfügung, die ich unterschätzt habe und mit denen
ich keine Bekanntschaft machen möchte –.«
»Wohin sollen wir gehen?« fragte Rik, der ganz ihrer
Meinung war.
»Nach Palermo«, entschied Elgaine.
    Sie ritten den Monte Sacro hinab. Um die Stadt zu
umgehen, hatte sie vorgeschlagen, querfeldein zu halten,
bis sie auf die Via Appia stießen. Doch schon am Ende der
Zypressenallee erwarteten sie schwerbewaffnete Reiter,
die sich um eine schwarze Sänfte geschart hatten. Sie
umringten die beiden und wollten sie zwingen
abzusteigen.
    »Nicht nötig«, ließ sich die Stimme Gilberts hinter dem
Vorhang vernehmen. »Selbst wenn ihr das Siegel noch in
Eurem Besitz bewahrt oder es versteckt haltet, der Pakt
wird allen daran Beteiligten kein Glück bringen.«
    Der Inquisitor klang verärgert, Elgaine d’Hautpoul ließ
sich nicht davon beeindrucken. »Den besagten Ring habe
ich Eurer Schwester übergeben, damit er sich gewißlich in
der Hand derer von Rochefort befindet, wenn denn nur
Pech an ihm klebt!«
    Elgaine d’Hautpoul hatte Mut, aber wahrscheinlich war
es der richtige Ton, um mit jemanden wie Gil de
Rochefort gleichzuziehen.
    Der schluckte das auch. »Der Arm der Kirche reicht
nicht nur bis Palermo, wehrte Elgaine, er wirkt dort auch
mit sehr viel mehr Härte als hier unter den Augen des
Heiligen Vaters – ich habe Euch gewarnt.«
    Er gab seinen Leuten ein Zeichen, und sie ließen Rik van
de Bovenkamp und seine Begleiterin von dannen ziehen.
Sie waren schon lange auf der Via Appia geritten, als
Rik sein Pferd zügelte. »Jetzt kann ich es Euch ja
freimütig eingestehen«, sagte er stolz und schlug sich an
die Brust. »Ich habe den Ring die ganze Zeit bei mir
getragen!«
Er zog an dem Lederband, doch was am Ende aus
seinem Hemd zum Vorschein kam, war kein goldener
Ring, sondern ein zusammengebogener, abgetretener
Hufnagel. Elgaine sagte kein Wort. Schweigend setzten
sie ihren Weg gen Süden fort.
    »Wer hatte ihn denn nun?!« platzte der naseweise Timdal
heraus, kaum daß Rik seinen Bericht völlig ermattet zu
Ende gebracht hatte und sich der arme Daniel die steifen
Finger rieb. Rik hob die Augen gen Himmel oder zum
Loch in der Decke, wo üblicherweise die Stimme des
Emirs aus dem Verborgenen tönte, doch der saß diesmal
unter den gebannten Zuhörern.
»Ich mag nicht als schlechterer Erzähler gelten«, sagte
    Rik erschöpft lächelnd, »als unser lieber Alekos, der ja
auch nicht das Ende vorwegnimmt und uns in Spannung
hält – weswegen ich ihm mit seinem ›Wunder von
Marseille‹ jetzt wieder den Vortritt lasse –.«
    »Ihr Deutschen habt mich überzeugt«, sprach der Emir,
»daß Eure Geschichte gleichermaßen gehört werden muß.
Sie gibt uns Aufschlüsse ganz anderer Art und ergänzt so
geradezu unverzichtbar das mich bewegende Schicksal der
Kinder Frankreichs.«
    Alle nickten ihr Einverständnis und freuten sich über das
Lob, nur ›Armin‹ mußte noch hinzufügen: »Dabei ist der
Weg des Rik van de Bovenkamp durchaus nicht der, den
jener immer noch gewaltige Haufen nach der Überquerung
der Alpen genommen hatte. Er führte uns nach –.«
    Energisch winkte der Emir ab, und ›Armin‹ verstummte,
als sie die Ablehnung aller spürte. »Ausnahmsweise bin
ich in der Lage, zu dem Gehörten etwas beizutragen –.«,
sagte Kazar Al-Mansur, »zumal Ihr, meine Gäste und
Freunde aus dem Abendland, nun doch schon so lange von
den Ereignissen dort abgeschnitten seid, während wir
allein schon über den Hof von Sizilien – einigermaßen auf
dem

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