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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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durchzuckt, besitzt sie doch die Geistesgegenwart, Rik
blitzschnell abzulenken. Sie schickt seinen Blick genau in
die entgegengesetzte Richtung, in der sie Armand de
Treizeguet erspäht hat.
    »Der Chevalier hat Euch gewinkt!« behauptete sie frech.
»Eilt also zu ihm, derweil ich hier warte.«
Rik lief los, ohne jeden Arg, der Gesuchte war hinter den
Lagerhäusern verschwunden, wählte doch der Chevalier
mit Bedacht stets einen verschwiegenen Ort. Rik bog um
die Ecke der dunklen Gasse, als er sich von Gestalten
umringt sah, die ihn drohend in die Enge trieben, sie
schlugen ihn jedoch nicht, sondern ihre Fäuste hielten ihn
nur fest, während ihm ein Tuch vor Mund und Nase
gepreßt wurde –.
Ein Schwall kalten Wassers aus einem Eimer klatschte
ihm ins Gesicht. Rik hatte im Rachen das Gefühl, ranziges
Öl gschluckt zu haben, wider seinen Willen – doch sein
Erinnerungsvermögen ließ ihn im Stich. Vor ihm stand der
Chevalier, lachend mit dem Eimer in der Hand.
»Sputet Euch, Rik van de Bovenkamp, sonst sticht das
Schiff ohne Euch in See!«
Rik erhob sich taumelnd, fand aber dann die
Geistesgegenwart, dem Chevalier vorzuhalten: »Und wo
ist der Ring, den Ihr mir zur Abreise fest versprochen?!«
Da lachte Armand de Treizeguet noch mehr. »Lauft nur
zu, ich stehe zu meinem Wort!«
Und er wies Rik sogar noch das Schiff, das schon die
Segel gesetzt hatte.
Damit hatte die komplizierte ›Operation von Palermo‹
ihren vorläufigen Abschluß gefunden. Der Protokollant ist
sich jedoch keineswegs sicher, daß – von denen, die die
Eingriffe und sonstigen medizinischen Maßnahmen
überlebten – alle als bereits geheilt entlassen werden
können.
    »Großartig!« ›Armin‹ war aufgesprungen und machte
Anstalten, die Vorleserin an ihren hageren Busen zu
drücken. »Ihr verblüfft mich, Miriam, mit welcher
Hingabe Ihr dem grausamen Spiel von verräterischen
Worten und bösen Taten Euren Ausdruck verleihen
könnt!«
    Miriam konnte sich die Stürmische vom Leibe halten,
was der den spitzen Zusatz entlockte: »Mir wäre solche
Sprache im Hals steckengeblieben!«
    Der Emir schob sie sanft zur Seite. »Ich bewundere das
Talent des Armand de Treizeguet, die Zusammenhänge
von einst so klar zu überblicken –.«
    Daß er dabei Rik im Auge hatte, veranlaßte den zur
Stellungnahme, die er eigentlich vermeiden wollte. »– und
so schmeichelhaft für die eigene Person und Rolle
dargestellt zu haben!«
    »Das darf man von einem umtriebigen Herrn wie dem
Chevalier erwarten.«
Madame Blanche hielt nicht an sich, bis der Emir die
aufgewühlten Wogen geglättet hatte. »Ein Lob auch für
Marius«, brachte sie den unwichtigen Gärtner ins Spiel,
»der seinen Stil als ›Katib‹ derart verbessert hat, und damit
zu dem von Euch gerühmten Ergebnis« unschuldig
lächelte sie Kazar Al-Mansur dabei an – »maßgeblich
beigetragen hat. Denn ihm hat der Gesandte in der Stille
von El-Djem das Vorgetragene in die Feder diktiert, bevor
er wieder zu König Friedrich abgereist ist.«
    Damit hatte sie auch ihre Bedeutung als Gastgeberin und
vor allem als Ehefrau des mächtigen Hafsiden ins rechte
Licht gerückt, während der gelobte Marius verlegen seinen
Strohhut in den Händen zerknautschte, was seine
Unbedarftheit fast wieder sympathisch wirken ließ. Doch
die Sajidda Blanche hatte den Hinweis auf ihren
Bibliothekar nur zur Einleitung ihrer eigenen literarischen
Ambitionen verwendet. »Ich habe mir erlaubt – und fand
die Muße – ebenfalls mein Scherflein zu dieser löblichen
wie notwendigen Chronik beizutragen –.«
    Ohne eine Antwort oder gar Zustimmung abzuwarten,
drängte sie zum Pult des Daniel, der ihr bereitwillig seinen
Platz räumte und breitete die mitgebrachten Blätter aus.
Der Emir zuckte ergeben mit den Achseln und nahm Sitz
auf einem Kanaba, die anderen folgten seinem Beispiel.

aus der Niederschrift von Mahdia
Der große Sklavenmarkt von Bejaia
Bericht der Sajidda Blanche
    Seit Wochen schon sind die Kinder aus Frankreich in den
unterirdischen Verliesen eingekerkert. Zusammen mit
Schwarzen, die aus den fernen Königreichen Iffriqias
durch die Sahara in Sklavenkarawanen hier an die
Berberküste getrieben wurden, mit blutjungen Soldaten,
Fußvolk aus Kastilien und Leon, das bei den Nachwehen
der ›reconquista‹ in die Gefangenschaft der maurischen
Eroberer geraten war, blasse Novizen, Bettelmönche von
allerlei Orden, die auf Pilgerfahrt den Piraten des
Mittelmeers immer

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