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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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ihr Geist immer noch verharren ließ, pausenlos Fleisch
zur Befriedigung der Männer gewesen war, diese Prüfung
bestand, deuchte alle ein Wunder. Von ihren
Leidensschwestern wurde sie fortan wie eine Heilige
behandelt –.«
»Ich hoffe, Alekos, Ihr billigt wenigstens meinem Geist
seitdem einige Erfahrungen zu, die sich nur aus
Durchdringung, nicht durch Enthaltsamkeit gewinnen
lassen!«
Diesmal hatte sie die Lacher auf ihrer Seite, und Alekos
verbeugte sich als Geschlagener. »Ich wollte eigentlich
nur die unmittelbar bevorstehende Ankunft meines
verehrten Herrn Doktor ankündigen, des berühmten
Hakim Ali Ben Taufiq, Euch bekannt als der vormalige
Oliver von Arlon –.«, Alekos genoß die gelungene
freudige Überraschung, »– begleitet von seiner Gemahlin
–.«
Er machte sich den Spaß, hier abzubrechen, so daß
keiner Verdacht schöpfen sollte, um welches Weib es sich
handelte. Nur Rik warf dem Griechen einen
argwöhnischen Blick zu.
Der Emir fing ihn auf und legte dem Freund beruhigend
die Hand auf die Schulter. Es war eh spät am Abend
geworden. Kazar Al-Mansur verabschiedete alle mit dem
Hinweis auf die gedeckte Tafel, alle bis auf den Murabbi
al-Amir.
»So sehr ich dem Gesandten für seinen erhellenden
Beitrag zur Situation vor nunmehr acht Jahren danke, sind
die Verwicklungen von damals doch allesamt
Vergangenheit und politisch recht unerheblich, verglichen
mit dem, was sich heute zusammenbraut.«
Der Emir wirkte sorgenvoll, als er Rik offen anschaute.
»Armand de Treizeguet ließ mich bei seiner Abreise
wissen, daß der Kreuzzug des Kaisers nunmehr eine
beschlossene Sache sei, Friedrich mußte dem Papst
feierlich das Gelübde ablegen, bevor er – nach der
Krönung – von Rom aus nach Sizilien zurückeilte. Er habe
zwar als Ablenkungsmanöver seinen Großadmiral Enrico
Pescatore, den Grafen von Malta, und seinen Kanzler
Walter von Pagliara mit ausreichend Truppen an den Nil
entsandt, aber das beeindrucke die Kirche nicht im
geringsten, zumal das Unternehmen bereits im Delta
scheiterte.«
»Der Pontifex will Friedrich in eigener Person in den
Kreuzzug verstrickt sehen, schon damit das Gemunkel ein
Ende hat, der Kaiser halte es eher mit den Sarazenen, als
mit seinen eigenen Glaubensgenossen –.«
»Zumindest bezeugt er der Kultur des Islam Respekt«,
fügte Kazar Al-Mansur nachdenklich hinzu.
Sie wurden unterbrochen von dem schlurfenden Schritt
des Moslah, der mit zwei Kübeln durch die Sala al-Kutub
zum Käfig in der Ecke hinstrebte. Jetzt erst fiel ihnen auf,
daß der Gefangene seit einiger Zeit keinen Laut mehr von
sich gegeben hatte, während er sonst durch vom Knebel
beeinträchtigtes dumpfes Heulen und Knurren seinen
Unmut äußernd die Versammlung zu stören pflegte.
»Habt Ihr ihn verhungern lassen?« fuhr der Emir seinen
Majordomus streng an, der die Eimer schlenkerte.
»Ausmisten!« rechtfertigte er sich. »Sonst erstickt der
fromme Mann!«
Der Emir suchte den Faden des Gesprächs wieder
aufzunehmen. »Doch dieses gute Einvernehmen zwischen
Kaiser und Sultan, und damit auch zwischen Palermo und
Mahdia, wird dann ein Ende haben – jeder Kreuzzug
zerstört als erstes die Vernunft.«
Weiter kam er nicht. Eine Wolke entsetzlichen Gestanks
entwich dem Käfig und schwappte in den Raum. »Fort
von hier!« forderte Kazar seinen Vertrauten heftig auf und
war mit zwei, drei Sätzen an der Tür.
»Laßt mich noch das Manuskript an mich nehmen, damit
ich es wegschließe!« wandte Rik ein, doch der Emir zerrte
an seinem Ärmel.
»Das könnt Ihr später, wenn die Sala gelüftet und
gereinigt –.«
Er zog Rik aus der Tür und warf sie hinter ihm zu. »Der
Moslah«, sagte er, die unvergiftete Luft einatmend, »–
versucht mich mit Scheiße umzubringen!«
»Werft doch den Saifallah wieder zurück in die
Verliese!« schlug Rik vor, der sich ebenfalls die Nase
zugehalten. »Hier nutzt er nichts, und die Ausdünstungen
seiner Fäkalien zerfressen höchstens die wertvollen
Folianten!«
»Ihr habt recht«, bestätigte der Emir.
Sie traten ins Freie. Mittlerweile war es Nacht.
    Rik hatte es nicht eilig gehabt, dem Emir zu folgen, denn
die jetzt anstehende Wiederbegegnung mit seinem
früheren Gefährten Oliver, mit dem zusammen er dereinst
aus Deutschland aufgebrochen, war ihm unangenehm.
Gründe dafür wußte Rik nicht anzugeben, er hatte sich
nichts vorzuwerfen. Sie waren – seit der denkwürdigen
Begegnung mit dem jungen Staufer auf seinem

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