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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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nicht sonderlich zu behagen. Der Baouab
hatte den Mohren fast in den Raum geschubst, wo ›die
Chronik‹ geschrieben wurde, und war breitbeinig in der
Tür stehen geblieben wie ein Wächter, die Arme
auffordernd vor der Brust verschränkt. Timdal ließ sich
nicht einschüchtern, jetzt – in der beruhigenden
Gegenwart Riks – erst recht nicht.
    »Der ›Kabir at-Tawashi‹, der Herr Obereunuch«, gab er
zum Besten, »hat arg gezetert, als des Emirs Lanzenreiter
mich einforderten – im Auftrag meines allerbesten
Freundes, des verehrungswürdigen Baouab Moslah, der es
gar nicht erwarten konnte, mich endlich wieder…«
    Der Knall, mit dem die Tür in die Riegel fiel, übertönte
die heitere Stimme des Mohren. »Madame Blanche, die
Gemahlin des Hafsiden, will Daniel nicht ohne ihren
Schutz hier in die Höhle des Löwen Moslah senden. Sie
wird in eigener Person ihren Secretarius nach Mahdia
begleiten. Der ist dann auch einer weniger kratzenden
Feder mächtig!« wandte er sich mit einer Verbeugung
gegen Marius. »Wohlan, Minderer Bruder der
Tintenkleckse!«

aus der Niederschrift von Mahdia
Der Galgenbaum
Bericht des Mohren
    Die kleine Stadt Bordàs im Herzen des Loiret wird von
fremdem Kriegsvolk belagert. Es heißt, ein hoher
Würdenträger der Kirche im Rang eines Inquisitors habe
die Söldnerhaufen dorthin beordert. Die verängstigte
Bevölkerung verschanzt sich hinter den Mauern und hofft
auf die Hilfe der adligen Herren der Umgebung, denen sie
ihre Abgaben entrichtet. Die Bürger fühlen sich zu
Unrecht der Ketzerei beschuldigt, denn nicht sie haben
ihre Priester verjagt, sondern die sind vor Schrecken
davongelaufen, kaum daß die ersten fremden Soldaten vor
den Toren auftauchten. Doch jetzt heißt es, sei der hohe
Herr Inquisitor Gilbert de Rochefort im Anzug, um über
die Stadt sein Strafgericht zu halten. Viele sind dafür, sich
ihm zu unterwerfen, ehe solch Ungemach über Bordàs
hereinbricht. Soll er doch nach Ketzern fahnden, bei ihnen
wird er keine finden! Die anderen wollen sich solcher
Willkür nicht beugen: Der Rochefort sollte lieber die
ungezügelt aus dem Süden heranströmenden Banden
verdammen, sie dorthin schicken, wo sie hergekommen
und Bordàs gefälligst mit seinem Jagdeifer verschonen!
Doch der Inquisitor hatte sich schon in Okzitanien einen
Ruf als unnachgiebiger Ketzerjäger erworben, und so läßt
er sich auch diesmal nicht von seinem Ziel abbringen: Mit
zwei Katapulten hämmern die Feinde auf die
Außenmauern der dicht zusammengedrängten Häuser ein,
die praktisch auch die Festungswälle bilden.
    Die Belagerer sind so damit beschäftigt, dort eine
Bresche zu schlagen, daß es einem mutigen Bauern und
seinem Sohn gelingt, auf der anderen Seite, wo die
hochragende Wehr in einem ausgetrockneten Flußbett –
die Feinde haben das Wasser abgegraben – einen
geschickt verdeckten Zugang gewährt, mit ihrem
Pferdefuhrwerk in die Stadt zu gelangen. Es sind die
gleichen, die schon am Waldesrand von Farlot den
deutschen Söldnern unter Karl Ripke den kürzesten Weg
nach Bordàs gewiesen haben: Vater und Sohn de
Morency. Sie werden als Retter gefeiert. Unter dem Heu
verdeckt, enthält das Fuhrwerk Waffen, die die Bürger von
Bordàs dringend brauchen, um sich gegen die
Anstürmenden zu verteidigen. Seinem Sohn Pol verbietet
Mas de Morency allerdings, sich dem Feind mit der Waffe
in der Hand entgegenzustellen und sperrt ihn kurzerhand
in ein Kellerverlies. Er selbst legt sich die Rüstung des
gefallenen Burgherrn von Bordàs an, was dem Helden von
den erbitterten Verteidigern gern gestattet wird, und
gesellt sich zu der Handvoll adliger Kämpfer.
    Der Trupp der deutschen Söldner unter Capitán Karl
Ripke zieht durch den dunklen Wald von Farlot und wird
auch prompt aus dem Hinterhalt überfallen. Die
vermummten Gestalten überschütten die Deutschen im
Gänsemarsch erst mit einem Pfeilhagel und metzeln dann
die Überlebenden nieder. Karl Ripke ist der einzige, der
schwer verwundet überlebt. Er wäre sicher auch
umgekommen, wenn nicht plötzlich eine Erscheinung
aufgetaucht wäre, die er für Sankt Georg halten mußte.
Ein Ritter in prächtiger Rüstung und Lanze trabte heran,
kaum daß sich die Angreifer verzogen hatten und leistete
ihm erste Hilfe.
    Rik und Oliver, die beiden ihrer Pferde beraubten
Söldner, irren durch den Wald, aber sie haben offenbar
einen Schutzengel, das vermummte Gesindel entdeckt sie
nicht.
    In der Stadt

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