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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Honig zu klingen: »Warum versteckst du sie?«
wandte er sich überfreundlich an Karim, der sich sofort
einigelte.
    »Ich wollte nicht, daß jemand denkt –.«, stammelte er
dann doch, »– ich hätte es um meinetwillen getan!«
»Sondern –?«
»Das kann ich –.«, antwortete er mit einem verständnisheischenden Seitenblick auf Aishas krauses Haar voller
Strohhalme, »jetzt nicht sagen!«
Rik runzelte die Stirn. »Auf jeden Fall begebt ihr euch
sofort hinauf an Deck!« befand er bündig. »Dort werden
wir weitersehen –.«
Er wartete ab, bis die beiden sich erhoben und vor ihm
her sich die Stiegen hinauftrollten. Rik übergab das
Mädchen der rührend besorgten Miriam. Timdal machte
große Augen, er strahlte über das ganze Gesicht, als er der
Kleinen ansichtig wurde.
Karim zerrte Rik beiseite, denn er fühlte den
mißbilligenden Blick des Hafsiden auf sich ruhen. »Ihr
müßt mir glauben«, flüsterte Karim eindringlich, »ich
habe sie nur an Bord geschmuggelt, weil ich Timdal eine
Freude machen wollte!«
Rik war sprachlos, so daß Karim sich veranlaßt sah, sich
besser zu erklären. »Erinnerst du dich an das
›Wahrheitsspiel‹? Der Mohr hat sie sich doch als Frau
gewünscht?!«
»Aisha ist dazu noch viel zu jung!« entfuhr es Rik mehr
spöttisch als entrüstet, doch Karim hatte auch dafür eine
Lösung parat.
»Da muß Timdal halt etwas Geduld haben –.«
Rik schüttelte den Kopf. »Sehr viel Geduld! Doch
darüber wird Abdal zu entscheiden haben. Wir befinden
uns an Bord seines Schiffes, und so ist er allein Herr über
Leben und Tod von Sklaven.«
»Ich werde mich für die beiden verwenden«, erklärte
Karim mannhaft. »Mir wird er den Wunsch nicht
abschlagen!«
»Sei froh, wenn er sie nicht in seinen Harem steckt, denn
dazu hat er das Recht! Ich würde ihn jetzt nicht weiter
reizen, indem du deiner eigenmächtigen n Handlung auch
noch unbilliges Begehr hinzufügst!« lautete der aufrichtige
Rat des Deutschen, und Karim schien einsichtig. »Wenn
wir erst in Ägypten sind –.«, fügte Rik noch begütigend
hinzu, »kann vielleicht die Sajidda Miriam das Kind in
ihre Obhut nehmen.«
Es war Rik nicht entgangen, daß der Mohr vor
Aufregung von einem Bein aufs andere trat. »Bis dahin
sorg dafür, daß auch Timdal sich an meinen Vorschlag
hält!«
»Der weiß von nichts!« lachte Karim.
»Um so schlimmer!« drohte ihm Rik schelmisch, und
der Knabe nickte dankbar, rannte los zu dem Mohren, der
Aisha aus gebührender Entfernung mit den Augen
verschlang, wenn er diese nicht gerade vor lauter Glück
verdrehte.
Rik begab sich ans Steuer zu Abdal. »Diese Kinder!«
grummelte der. »Wenn wir Alexandria erreichen, wo ich
über ein ordentliches Haus verfüge, werden sie uns nicht
mehr auf der Nase herumtanzen.«
Rik war froh, daß der Hafside dem Vorfall keine weitere
Bedeutung beimaß.

Der Hafen der Weisheit
    Der Segler bog um die weit ins Meer ragende äußerste
Landzunge der Stadt des Ptolemäus, wo die bis ins Wasser
gestürzten klobigen Granitbrocken noch immer von dem
einstmals als Weltwunder gefeierten ›Pharos‹ zeugten, und
glitt mit gerefftem Tuch in den sich vor ihnen öffnenden
östlichen Hafen.
    »Dort oben in den Hügeln –.«, Abdal lenkte den Blick
seiner Gäste auf einen zwischen dem dunklen Grün der
Zedern und Zypressen hervorschimmernden Palast,
»wartet meine alexandrinische Absteige auf uns erschöpfte
Seefahrer!«
    Zu aller Überraschung wurde Miriam am Kai, kaum daß
sie angelegt hatten, von ihrem Mann Ezer Melchsedek
begrüßt. »Ich bin im Gefolge des Großwesirs
hierhergereist«, erklärte er dem hocherfreuten Hafsiden,
»der alte Herr ist der Hitze Kairos entflohen, um sich hier
in seiner Sommerresidenz und der erfrischenden Brise des
Meeres zu erholen!«
    Der unauffällig teuer gekleidete Kaufmann kümmerte
sich nur kurz um sein Weib, er hatte für sie und ihre
Freunde Sänften bereitgehalten, die Miriam jetzt mit den
Kindern bestieg. »Um der ständigen Inanspruchnahme
durch den kränkelnden Großwesir zu entgehen –.«,
erläuterte Ezer Melchsedek dem Hafsiden sowohl seine
Position als auch seine Lage, »andererseits doch in seiner
Nähe zu weilen, habe ich wie schon so oft von Eurer
Gastfreundschaft Gebrauch gemacht –.«
    Abdal verneigte sich mit einem einladenden Lächeln und
brachte die wohlgesetzte Rede seines langjährigen
Geschäftspartners zu Ende, »– zumal mein bescheidenes
Heim sich in unmittelbarer

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