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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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die Fahrgäste, die im Gang des Busses gestanden hatten, sich gerade wieder auf die Beine rappelten. Oh weh, der musste ja wirklich ordentlich auf die Bremse gesprungen sein. Wie hieß es doch immer in diesen Sendungen zur Verkehrserziehung? „Augen auf im Straßenverkehr!“ Daran sollte sie sich halten. Aber bis zu ihrer Wohnung war jetzt Gott sei Dank nur noch ein Bürgersteig zurückzulegen. Trotzdem verscharrte Anne die Gedanken an Carovedokumente, Anwälte und Notare in die hinterste Hirnkammer und schaute nach vorn. In ihrem eben noch umnachteten Zustand wäre sie glatt an ihm vorbeigelaufen. Aber jetzt sah sie den jungen Mann sofort. Er stand ein paar Meter vor ihr mit dem Rücken zur Straße und betrachtete interessiert das Schaufenster eines schäbigen Spielsalons. Anne trat von hinten an ihn heran. „Hallo, Michael, lange nicht gesehen. Was treibt dich denn in diese Gegend?“ Der Mann fuhr herum. Seine strähnigen blonden Haare waren mit Schweiß an der Stirn festgeklebt. Michael drehte seine Baseballmütze nervös in den Händen herum. „Oh, Anne, wie schön, wir haben uns ja lange nicht gesehen“, brachte er schließlich hervor. Seine immer blasse Gesichtsfarbe nahm eine Spur Röte an und er senkte nach kurzem Blickkontakt die wässrigen grauen Augen Richtung Boden. „Schade, dass du nicht mehr in die Bibliothek kommst“, brachte er leise hervor. „Es war immer nett, sich mit dir zu unterhalten.“ Anne wusste gar nicht, was sie sagen sollte. Scheinbar lag Jutta mit ihrer Verknalltsein - Theorie gar nicht so falsch. „Nun ja“, antwortete sie schließlich, „war eine interessante Zeit, aber ich habe meine Recherchen so ziemlich abgeschlossen, weißt du.“
    „Echt? Hat Jutta mir gar nicht erzählt.“ Warum sollte sie auch, dachte Anne. Michael sah sie nun mit Neugier an. „Was hast du denn alles noch so rausgefunden? Weißt wahrscheinlich jetzt alles über Ambrosius Carove, was?“
    Anne war erstaunt. „Du kannst dich an den Namen noch so genau erinnern?“ Michael guckte ein bisschen beleidigt. „Aber natürlich, du hast doch in dieser Zeit von nichts anderem gesprochen. Außerdem habe ich dir doch auch des Öfteren meine Hilfe angeboten. Das Wappen in deiner Wohnung hast du mir allerdings ja immer noch nicht gezeigt. Du wohnst doch hier ganz in der Nähe … vielleicht könnten wir ja … ich wollte dir sowieso noch was zeigen.“ Er sah Anne herausfordernd an. „Oh“, Anne musste hier irgendwie noch mal rauskommen, „das geht jetzt wirklich nicht. Handwerker.“ Michael runzelte fragend die Stirn. „Ich meine, ich habe Handwerker in der Wohnung“, erklärte Anne. In Gedanken fügte sie hinzu, außerdem kennst du doch meine Wohnung und das Wappen, hast du ja schließlich bei deinem Einbruch, ebenso wie den halben Kamin auseinander genommen. Laut sagte sie: „Michael, eine Frage, du hast nicht mal zufällig versucht, mir einen Strauss Rosen liefern zu lassen?“ Jetzt wurde der junge Mann so richtig rot. „Nein“, stotterte er, „wirklich nicht. Wie kommst du denn darauf? Jutta hat auch schon mal so komische Andeutungen gemacht.“
    „Ach, nur so, ist nicht so wichtig.“ „Ja, dann“, auch Michael schien die Situation zusehends unangenehm zu werden. „Anne, war schön, dich zu sehen, ich muss dann mal, meine Mittagspause ist gleich zu Ende.“ Er wollte sich schon umdrehen, aber Anne packte ihn an der Schulter. So leicht würde sie diesen kleinen Wicht nicht davonkommen lassen. „Du hast mir noch gar nicht erzählt, was dich hier in diese Gegend treibt. So lange habt ihr doch gar nicht Mittagspause und die Bibliothek ist ziemlich weit weg von hier.“
    „Ich hab mir da vorn einen Döner geholt und hier noch so ein bisschen rumgebummelt, aber wieso interessiert dich das überhaupt?“ Das mit dem Döner schien zu stimmen. Er roch nach Knoblauchsoße wie ein ganzer Imbissladen. Anne wusste nicht mehr, was sie sagen sollte, also ging sie direkt auf Angriff über. „Ich vermute mal, Jutta hat dir von dem Einbruch erzählt.“ Sie sah ihm fest in die Augen. Woraufhin Michael nun zum dritten Mal das Aussehen einer Tomate annahm. „Ja, sicher“, kam es zögerlich aus ihm heraus, „aber es ist doch nichts weggekommen, oder?“ „Nein, das nicht“, Anne lachte herausfordernd, sie würde ihm eine kleine Falle stellen, mal sehen, ob er darauf ansprang. „Nein, es fehlte nichts, der Einbrecher war wohl zu doof, oder zu oberflächlich.“ Anne machte eine künstlerische Pause,

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