Das Kreuz des Zitronenkraemers
leise.
„Allerdings gibt es Neuigkeiten, stell dir mal vor!“ Anne erzählte Jutta die ganze Geschichte. Jutta schien sprachlos zu sein, zumindest gab sie keinen Mucks von sich, als Anne geendet hatte. „Jutta, bist du noch dran?“, flüsterte sie jetzt ebenfalls. „Ja, doch, ich hab alles gehört. Ich wusste, dass wir Recht hatten. Du musst ihn anzeigen.“
„Das bringt doch nichts“, verneinte Anne, „wir haben keinerlei Beweise, Diebesgut kann auch nicht bei ihm gefunden werden, schließlich gibt es ja keins.“ „Anne, Moment mal, er kommt gerade zur Tür herein.“
Jutta legte mal wieder eine Pause ein. Anne wartete voller Ungeduld am anderen Ende. Sie hörte Jutta leise kichern. „Was ist?“ „Micha hat gerade ordentlich eine vom Chef auf die Mütze bekommen, er hat seine Pause ja auch ganz schön überzogen, kommt übrigens häufiger vor.“ „Jutta, du musst ihm nachspionieren, unauffällig. Ich habe ihm eine Falle gestellt. Vielleicht fragt er dich ja, was ich gefunden habe. Du musst dann erst ganz geheimnisvoll tun. Dann erzählst du ihm von den Papieren.“ „Bist du verrückt, ich soll was?“ Jutta war ganz außer sich. „Wir werden ihm auflauern. Soll er ruhig noch mal kommen, wir werden ihn erwarten und auf frischer Tat ertappen.“
Jutta äußerte Bedenken. „Meinst du nicht, das ist zu gefährlich?“
„Es ist die einzige Möglichkeit, ihn zu überführen und die Sache aus der Welt zu schaffen.“
„Mmh“, Jutta war anscheinend immer noch nicht so ganz überzeugt. „Anne, ich muss Schluss machen, er kommt direkt auf mich zu.“ Jutta hatte aufgelegt.
Anne beschlich ein mulmiges Gefühl. Vielleicht war es falsch, Jutta so mit rein zu ziehen. Trotzdem, es könnte klappen. Sie würde schon auf Jutta aufpassen, oder noch besser, sie würde Hannes bitten, die nächsten Nächte bei ihr zu bleiben. Obwohl, das war vielleicht auch keine so gute Idee.
Anne ging ins Wohnzimmer und fand nun endlich Zeit, ihren Ofen zu bewundern. „Tolle Arbeit, ich muss schon sagen“, bemerkte sie anerkennend. Herr Schmitz stand auf und blickte stolz auf sein Werk. „Wir werden bis heute Abend fertig sein, dann haben sie Sie das Schmuckstück wieder für sich.“ „Super.“ Anne freute sich sichtlich, endlich mal wieder etwas, das glatt zu laufen schien. „Ach, Frau Seifert, eigentlich geht es uns ja nichts an, aber ich denke, Sie sollten mal Ihren Anrufbeantworter abhören. Der Anruf kam kurz nachdem Sie aus dem Haus sind heute Mittag. Da wartet, glaube ich, jemand auf einen Rückruf.“
Anne drückte den blinkenden Knopf, der ihr beim Reinkommen gar nicht aufgefallen war. Eine männliche Stimme meldete sich. Deutsch mit polnischem Akzent. Das konnte nur Peter sein, Hannes Hilfskraft. „Hallo Anne, entschuldigen Sie die Störung, aber ich suche Hannes. Seit heute Morgen in aller Herrgottsfrühe ist er verschwunden und ich weiß nicht mehr, wo ich sonst noch suchen soll, war schon überall. Ich hoffe, er ist bei Ihnen. War den ganzen Tag nicht zu Hause und ich brauche ihn im Weinberg. Wir waren fest verabredet. Sein Handy ist ausgeschaltet. Er soll sich doch bitte dringend melden. Also dann, Wiedersehen.“
Anne ließ sich mit wackeligen Knien aufs Sofa sinken. Sie bekam auf einmal panische Angst. Herr Schmitz wandte sich diskret ab und arbeitete weiter. „Hannes“, flüsterte Anne leise, „wo bist du?“
Ambrosius Carove, Teil VI
„Signore Carove?“ Ambrosius sah vom Schreibtisch auf. Er hatte tiefe Ringe unter den müden Augen und Sorgenfurchen zierten seine Stirn. Ambrosius wusste nicht weiter. Seit Wochen wartete er nun schon auf die Lieferung der Ware aus seiner Heimat. Zitronen und Olivenöl. Er hatte eine kleine Fläche Land außerhalb der Stadt gepachtet und baute Äpfel und Birnen an. Aber allein damit konnte er nicht überleben. Außerdem konnte er diese Früchte erst im Herbst verkaufen.
Der Bau des Hauses hatte schon jetzt Unsummen verschlungen. Und er war erst ganz am Anfang. Die Steinmetze wollten bezahlt werden. Bislang war der Keller ausgehoben und damit begonnen worden, Stützmauern hochzuziehen. Bei den Grabungsarbeiten waren die Bauleute auf altes römisches Mauerwerk gestoßen. Dies erschwerte die Arbeit und Ambrosius musste noch höhere Lohnkosten mit einrechnen.
Viel länger würde er die Gastfreundschaft von Gustavo nicht in Anspruch nehmen können. Bereits über ein Jahr wohnte er nun schon mit Giulia in einem winzigen Raum in dessen Haus. Man schrieb
Weitere Kostenlose Bücher