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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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gleich. Bald umgaben die Menschen ein Loch in der Erde. Ambrosius spähte hinein. Er sah aufgeschlagene Behältnisse aus Ton, aus denen es ihm gülden und silbrig entgegenstrahlte. Ambrosius sah auf und blickte den Meister fragend an.
    „Jacob hatte die Steine des alten römischen Mauerwerks abschlagen wollen“, begann der Steinmetz seine Erklärung. „Damit wir die neu behauenen Steine für Euch weiter verwerten können. Dabei ist Jacob durch den Boden gebrochen und hat sich das Bein verdreht. Wie Ihr seht, befindet sich darunter eine weitere Kammer. Niemand hätte sie je gefunden, wäre dem Jungen dieses Unglück nicht widerfahren.“
    „Was schimmert dort unten so?“ Ambrosius ließ sich auf die Knie nieder und schob die Hand durch die brüchige Öffnung. Als er sie wieder heraus zog, waren seine Finger gefüllt mit goldenem und silbernem Geschmeide jeglicher Art. Ketten und Ringe rieselten durch seine Finger und goldene Münzen glitten durch seine Hand und suchten klirrend den Weg hinab zurück in ihr altes Grab.
    „Deshalb haben wir Euch rufen lassen. Ihr hättet ohnehin von dem Fund erfahren.“ Ambrosius war immer noch fassungslos.
    „Die Zunft wird den Schatz für Jacob in Verwahrung nehmen bis er das Mannesalter erreicht hat. Er ist der Finder und damit der rechtmäßige Besitzer des…“
    „Moment, Moment, guter Meister!“ Die Menge drehte sich um. Seit wann stand Gustavo Boltera in ihrem Rücken? Ambrosius war froh, seinen Freund zu sehen. Dankbar nickte er Albert zu, der den Rechtsgelehrten so schnell ausfindig gemacht hatte.
    „Wem dieser Schatz zugesprochen wird, entscheidet im Falle zweierlei gegensätzlicher Parteien das Schöffengericht.“ Der Steinmetz bekam vor Wut ein rotes Gesicht. „Wollt Ihr dem Knaben sein Recht streitig machen?“, fauchte er den elegant und teuer gekleideten Mann an.
    „Keineswegs“, gab Boltera mit einem Lächeln im Gesicht höflich zurück, „Recht soll ihm zuteil werden. Aber der Besitzer des Grundstücks, auf dem ein solcher Schatz gefunden wird, hat ein eben solches Anrecht auf den Fund. Ihm gehört der Grund und Boden, ihm gehört der Inhalt desselbigen.“
    Gustavo legte seine Hand auf Ambrosius Schulter. „Recht soll gesprochen werden und ein jeder erhalten, was ihm zusteht. Ich werde das Schöffengericht in dieser Angelegenheit anrufen. Es tagt einen jeden Mittwoch und einen jeden Freitag. Bis zur Verhandlung soll der Fund dem Schultheißen zur Obhut überstellt werden.“
    Der Steinmetz grummelte und wusste nicht, was er dem Gelehrten entgegenhalten sollte. „Wenn Ihr damit einverstanden seid, so fertige ich eine Aufzählung der einzelnen Stücke an, damit deren Vollständigkeit zum Ende des Verfahrens überprüft werden kann.“
    „Einverstanden“, brummte der Steinmetz. Ambrosius nickte nur. „Also gut.“ Boltera klatschte in die Hände und sah sich um. „Nun denn, so soll es sein. Albert, geh und schicke nach dem Schultheißen!“
     
    So aufgeregt war Ambrosius zuletzt als kleiner Junge. Vom Ende der Verhandlungen hing nun alles ab. Bekäme er den Schatz, so wäre er alle Sorgen los und ein gemachter Mann. Er hätte keinerlei Nöte mehr. Er könnte sein Kaufhaus bauen. Viel größer und prachtvoller, als er es sich jemals erträumt hätte. Er wäre unglaublich reich.
    Giulia neben ihm versuchte, ihren immer runder werdenden Leib unter einem ausladenden Gewand aus rotem Leintuch zu verstecken. Wie es einer Bürgersfrau durch die Kleiderordnung erlaubt war, versetzt mit zwei Ellen eingearbeiteter Seide. Auch sie war angespannt.
    Die sechs vom Kurfürsten benannten Schöffen berieten noch immer. Ambrosius blickte verlegen zu dem Knaben Jacob, der mit Hilfe zweier selbst gezimmerter Holzkrücken zur Verhandlung erschienen war. Für ihn hatte der Steinmetzmeister gesprochen.
    Aber er hatte der feurigen Rede von Boltera nichts entgegenzusetzen gehabt.
    Gustavo marschierte selbstsicher im Saal auf und ab.
    Dann endlich traten die Schöffen wieder hinein. Augenblicklich verstummte die Gesellschaft und Giulia drückte Ambrosius Hand.
    Einer der Schöffen eröffnete den Wartenden den getroffenen Entscheid. Ambrosius hielt die Luft an. Der Schatz in seinem vollen Umfang und Ausmaß war ihm zugesprochen worden. Ihm allein.
    Ambrosius konnte nichts sagen, nichts denken, nichts tun. Wie aus lauter Ferne hörte er Giulias Freudenschrei und spürte, dass Gustavo ihm von hinten kräftig auf die Schulter klopfte.
    Er aber rührte sich erst, als er die

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