Das Kreuz des Zitronenkraemers
Holzkrücken über den Boden schleifen hörte.
Ambrosius sprang auf und hatte den armen Burschen bald eingeholt.
„Wartet“, rief Ambrosius, obwohl Jacob und der Meister bereits stehen geblieben waren.
„Auch für dich wird gesorgt sein.“ Ambrosius sah dem Jungen in die traurigen Augen: „Du wirst bei mir Anstellung finden. Gegen guten Lohn. Du kannst in meinem Haus wohnen, so lange du auch immer willst. Du wirst mein persönlicher Diener und Begleiter sein!“
Ambrosius wartete auf die Reaktion des Jungen. „Also, was ist? Schlägst du ein?“ Ambrosius hielt Jacob die Hand hin. Er sah, dass der Steinmetzmeister den Jungen auf ihn zu schubste. Jacob nickte langsam und stumm mit dem Kopf. Er wusste, dass er als Krüppel keine andere Chance erhalten würde. Ein Steinmetz konnte er mit seinem Bein niemals mehr werden. Zögerlich ergriff er Ambrosius dargebotene Hand und willigte endlich ein.
Binnen zwei Jahren war Ambrosius Haus fertig gestellt. Die Handwerker hatten hervorragende Arbeit geleistet.
Ambrosius stand vor dem fünfstöckigen Giebelbau und war der stolzeste Mann in Trier. Die vordere Hausecke bildete einen Kastenerker, der zu beiden Seiten durchfenstert war. So konnte man von beiden Straßenzügen aus sein Geschäft betreten.
Er handelte mit allerlei Südfrüchten, einheimischem Obst, Spezereien und Ölen jeglicher Art.
Er beobachtete zusammen mit Jacob den Bildhauer, der die Figur von Johannes, des Täufers über dem Eckeingang anbrachte. Er hatte sich für diesen Heiligen entschieden, weil die Gasse zur Linken seines Hauses Johannisgasse hieß.
Bereits eine Arbeit hatte der Bildhauer für ihn angefertigt. Ambrosius hatte sich damit sehr zufrieden gezeigt und den Künstler reichlich belohnt. Er hatte ihm nur das alte Bild gezeigt. Das mit den Vögeln auf den Karren, welches er einst für Giulia während ihrer Reise gemalt hatte. Sie hatten dieses Bild zu ihrem Familienwappen erhoben.
Ein wundervoll gearbeitetes Steinrelief mit dem Carovewappen zierte nun das Innere des Treppenhauses im Parterre. Vielleicht würde er noch ein weiteres in Auftrag geben.
Die Johannisfigur war ebenso herrlich geraten. Auch Jacob war begeistert.
„Ambrosius, nun komm endlich herein“, Giulia rief ungeduldig aus einem der zahlreichen Fenster. Missmutig betrachtete sie Jacob an der Seite ihres Gatten. „Ich muss wieder an die Arbeit, die Buchführung vom letzten Monat wartet noch", murmelte er und humpelte mit einer Krücke davon. „Gut, geh nur, ich komme später runter und helfe dir.“ Ambrosius sah ihm nach. Er liebte Jacob wie einen Sohn.
In der Wohnstube angekommen, wurde Ambrosius von Thomas begrüßt. Thomas kam auf wackeligen dicken Beinchen auf ihn zu. Er sprach schon viele Worte und Ambrosius hob ihn an und schleuderte ihn wie wild im Kreis herum, bis der Junge vor Glück laut schrie.
Giulia schüttelte den Kopf. „Du solltest mehr Zeit mit deinem eigenen Sohn verbringen und nicht immer nur mit Jacob. “
Ambrosius stöhnte. „Fängst du schon wieder damit an! Was hast du nur gegen Jacob? Er ist immer höflich zu dir … “
„Aber all die teure Kleidung, die du ihm kaufst, die Ausbildung, die du ihm zukommen lässt … die Wohnstatt, die du ihm in unserem Haus … “
„Es reicht!“ Mit einer Handbewegung brachte er seine Frau zum Schweigen. „Jacob wird behandelt, wie ich es bestimme.“ Ambrosius verspürte große Traurigkeit, dies war das einzige Streitthema zwischen ihm und Giulia, die er doch über alles liebte. Er trat zu ihr heran und nahm sie in den Arm. „Keine Sorge, ich vernachlässige Thomas nicht. Und auch nicht den kleinen Kerl, der sich jetzt hier drin herumtreibt.“ Er streichelte zärtlich über Giulias erneut runden Bauch.
Kapitel 14
Benommen kam Hannes auf die Beine, die Knie wacklig, er musste sich an der Birke festhalten, um langsam hoch zu kommen. Wie lange war er ohnmächtig? Keine Ahnung, nicht den blassesten Schimmer. Hannes verspürte massive Kopfschmerzen und fühlte sich wie Rindertartar, frisch durch einen Fleischwolf gedreht. Vorsichtig tastete er nach seinem Kopf und bemerkte eine üble Platzwunde. Es tat scheußlich weh. Er zog ein verwaschenes Stofftaschentuch aus alten Bundeswehrbeständen aus der Tasche. Fest presste er das Tuch gegen die Wunde und sah sich dabei ängstlich um. Die Autos von Krischel und Gritzfeld waren verschwunden. Mühsam schleppte Hannes sich mit einigen Pausen zum Auto. Ihm war übel und die Kniekehlen
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