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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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Wasser trinken dürfen, ab und zu einen Schluck verdünnten Wein. Das Bier war entsetzlich bitter, aber das konnte er natürlich nicht zugeben. Maria goss seinen Becher erneut voll und Ambrosius schlief schon bald mit dem Kopf auf der Tischplatte ein.
    Am nächsten Morgen erwachte er auf einem Lager aus Strohsäcken in der Küche. Onkel und Vater neben ihm schliefen noch. Draußen hörte er laut den Hammer auf den Amboss sausen. Sein Kopf brummte mit jedem Schlag und Ambrosius quälte sich auf und schlurfte nach draußen. Er tauchte seinen Schädel in den kalten Hofbrunnen. Ah, das war eine Wohltat.
    Das Feuer in der Schmiede brannte heiß und Benedetto bearbeitete, mit einem Lederschurz bekleidet, ein Hufeisen. „Guten Morgen“, begrüßte er Ambrosius und wischte sich den Schweiß ab. „Euer Dicker hier braucht vorne neue Eisen, die alten wären spätestens in Vicosoprano abgefallen. Die anderen sind in Ordnung.“
    Ambrosius half beim Schmieden und hielt das Bein des schweren Pferdes. Der Qualm stieg ihm in die Nase und bald war er so nass geschwitzt und schmutzig wie Benedetto. Anschließend führte er das Pferd wieder zum Stall. Er fütterte noch eine Ration Gerste und holte frisches Wasser. Dann rief Maria. Ambrosius, sein Onkel und sein Vater stärkten sich mit einem warmen Getreidebrei und machten sich bald auf den Weg. Benedetto begleitete sie zum gegenüberliegenden Stadttor, und die voll beladenen Wagen rumpelten durch die unebenen Gassen.
    „Gute Reise, ich hoffe, wir sehen uns in ein paar Monaten wieder“, winkte Benedetto zum Abschied.
    Sie lenkten die Pferde durch das Bregaglia Tal. Dichte Kastanienwälder wechselten sich mit sonnendurchfluteten Wiesen und Feldern ab. Der Weg führte stetig bergauf und die Bergwände zu beiden Seiten des Tals wachten grau und stolz über die Reisenden.
    Kurz bevor die Sonne hoch am Himmel stand, erreichten sie den kleinen Ort Castasegna. „Jetzt ist es soweit, Ambrosius.“ „Was, Onkel, was ist soweit?“ „Du hast zum ersten Mal in deinem Leben Italien verlassen, willkommen in der Schwytz.“ Ambrosius war ein wenig enttäuscht, er hatte sich diesen erhabenen Moment größer und beeindruckender vorgestellt. Nach dem Verlassen des Ortes sah die Welt genauso aus wie vorher. Nur der Weg wurde steiler und die Berge ringsherum höher. Auf den meisten Berggipfeln lag Schnee. Die Pferde trotteten gleichmäßig und tapfer voran, obwohl der Regen der letzten Wochen die Wagenspuren der Straße tief ausgewaschen hatte und Geröll und Steine die Reise beschwerlich machten. „Dies ist das Dorf Stampa“, Onkel Ambros wies auf ein paar Häuser vor ihnen. „Wir werden den Ort umfahren und dann eine Rast einlegen. Die Pferde und wir brauchen etwas Ruhe.“
    Auf einer Lichtung schirrten sie die Pferde ab und ließen sie grasen. In der Nähe gluckerte ein kleiner Gebirgsbach, der für alle Reisenden, Mensch wie Tier, eine willkommene Erfrischung bot.
    Nach einer Mahlzeit aus Brot und Käse machten alle drei ein Schläfchen im Schatten der Wagen. Sie wollten an diesem Tag noch Vicosoprano erreichen und dort die Nacht verbringen. Am nächsten Tag mussten sie ausgeruht sein. Dann wartete der Malojapass.
     
    In einer dunklen und dreckigen Herberge in Vicosoprano saßen alle drei beim Schimmer einer schmuddeligen Kerze um einen Holztisch. Eingetrocknete Bier- und Weinflecken verzierten die Unterlage für ihre Holzschalen. Sie aßen einen Eintopf von dem niemand sagen konnte, was drin war. Einem Jungen von der Straße in zerlumpten Kleidern hatten sie eine Kupfermünze gegeben, damit er ihre Wagen in der Scheune beaufsichtigte. Ganz wohl war ihnen nicht dabei, obwohl sie ihm eine weitere Münze versprochen hatten, wenn sie wieder kämen und er seine Sache gut gemacht habe. Die Zitronenkisten und ihre weitere Habe waren jeweils unter einer Plane verzurrt. Die Börse mit ihrem Geld steckte zusammen mit einem scharfen Dolch bei Thomas im Stiefel.
    Ambrosius nahm den letzen Bissen des harten Brotes mit und ging zur Scheune. Er freute sich auf den nächsten Tag. So hoch hinaus war er noch nie gewesen. Nach dem Mief in der Herberge konnte er es kaum erwarten, die frische Bergluft des Alpenpasses einzuatmen.
    Der zerlumpte Junge war noch da. Und all ihre Sachen auch noch. Ambrosius überlegte, ob er ihm zwei Münzen geben sollte, besann sich dann aber, dass er nun ein Kaufmann war und blieb bei dem vereinbarten Lohn. Der Straßenjunge freute sich trotzdem und machte sich eilends davon,

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