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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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Mit dem in der Stille hallenden Geräusch ihrer Schritte glaubte sie, die ganze Stadt zu wecken. In der Johannisstraße wankten ihr dann doch ein paar Besoffene grölend entgegen und schleuderten ihr anzügliche Bemerkungen zu. Anne wollte laufen, aber sie beherrschte sich und ging erhobenen Hauptes schnurstracks geradeaus weiter. Nach ein paar Metern wurde das Gelalle hinter ihrem Rücken wieder lauter, scheinbar hatte die Bande kehrtgemacht. Anne ging nun doch schneller und war heilfroh, endlich an ihrer Haustür angekommen zu sein. Die Tür war nicht verschlossen, wie sie es nach 22.00 Uhr eigentlich sein sollte. Der Hausmeister beschwerte sich immer wieder über diese Nachlässigkeit der Bewohner. Anne schloss erleichtert von innen ab. Auch das noch! Das Licht im Treppenhaus war kaputt, sie hangelte sich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch am Geländer entlang zu ihrer Etage. Dort wusste sie sofort, dass was nicht stimmte. Die Wohnungstür war nur angelehnt. Zaghaft und mit zittrigen Fingern stieß Anne die Tür auf. Sie lauschte ängstlich. Alles blieb ruhig. Alles, was sie hörte, war ihr eigener rasender Herzschlag. Anne blieb im Türrahmen stehen und tastete im Dunklen mit der Hand Richtung Lichtschalter. Endlich fand sie ihn und mit der plötzlich einsetzenden Helligkeit wurde das ganze Chaos sichtbar. Ihre Wohnung wirkte wie ein Schlachtfeld nach dem Durchmarsch einer Kompanie von Orks. Die Möbel im Flur, eine Garderobe und eine antike Kommode waren von der Wand gerückt und ausgeräumt. Der Inhalt lag überall verstreut auf dem Boden herum. Anne traute sich nicht, weiterzugehen. Was, wenn der Einbrecher doch noch hier war? Wenn er hinter der nächsten Tür auf sie lauerte? Hektisch kramte sie in ihrer Handtasche nach dem Handy und rief die Polizei an. Binnen fünf Minuten waren zwei Beamte bei ihr. Die Polizisten zogen ihre Pistolen und untersuchten jeden Raum der Wohnung, wobei immer einer erst die Tür sicherte, bevor der andere das Zimmer betrat. Schnell stand fest, dass niemand mehr hier war. Anne sah sich fassungslos um. Ihre komplette Einrichtung war auf den Kopf gestellt. „Fehlt irgendetwas, Frau Seifert?“, unterbrach einer der Polizisten ihren tranceähnlichen Zustand. „Was? Ach so, ich weiß nicht, ich habe keinen Überblick … Moment“, bat Anne. Bargeld hatte sie keines im Haus. Ihre persönlichen Papiere, die Geldbörse, EC-Karte, alles trug sie in ihrer Handtasche bei sich. Der Schmuck. Sie kramte in der herausgezogenen Schublade der Spiegelkommode im Schlafzimmer, alles da, soweit Anne mit einem Blick abschätzen konnte. Sämtliche Papiere lagen im Schlafzimmer verstreut. Der Computer ruhte unbeeindruckt auf dem Schreibtisch, die Stereoanlage, der Flachbildfernseher, alles unberührt. „Ich glaube, es fehlt nichts, gar nichts …“, stotterte sie. Irgendwie beängstigte sie das am allermeisten. Was wollte der Einbrecher von ihr? „Haben Sie vielleicht irgendetwas Wertvolles in Ihrem Kachelofen versteckt?“, wunderte sich Polizeiobermeister Trapp, wie Anne inzwischen wusste, und sah sie fragend dabei an. „Im Kachelofen? Wie kommen Sie denn darauf?“ Anne schossen die Tränen ins Gesicht. Ihr Kamin, vielmehr ein altertümlicher Kachelofen, war nicht wieder zu erkennen. Das war ihr vorhin in all dem Chaos gar nicht aufgefallen. Die meisten der einzigartigen Kacheln lagen zerbrochen um den Ofen herum, selbst im Ofen schien jemand gewütet zu haben, alte Asche, Dreck und Mauerteile schauten aus der Feuerstelle heraus. Was hatte dieser Einbrecher nur gewollt?
    „Frau Seifert, können Sie sich vorstellen, wer diesen Einbruch begangen haben könnte? Haben Sie einen Verdacht oder eine Vermutung?“, fragte Herr Trapp. „Nein, absolut nicht, keine Ahnung. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wer das hier angerichtet haben könnte … wobei … “ Anne stockte. „Ja, bitte?“ meinte der Beamte hoffnungsfroh.
    Anne überlegte. Aber natürlich! Da musste es einfach einen Zusammenhang geben.
    Die mysteriösen Anrufe. Vielleicht hatte damit jemand überprüfen wollen, ob sie zu Hause ist. Und heute Abend die erstbeste Gelegenheit am Schopf gepackt!
    Aufgeregt erzählte sie den Beamten von ihren Vermutungen. Sie versprachen, ihre Telefonverbindungen der letzten Woche nachprüfen zu wollen.
    Na, immerhin ein Anhaltspunkt.
    „Möchten Sie Anzeige erstatten?“, fragte der zweite Polizist, dessen Name Anne vergessen hatte. „Natürlich! Ich will, dass dieser Einbruch

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