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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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die Terrasse zu setzen.
    Sie nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank. „Anne! Du und Bier, seit wann gibt’s das denn?“, fragte Ariane. „Wieso, ist das verboten?“, warf Anne schnippisch zurück. „Ich habe Urlaub und mir ist einfach danach, so ein kaltes Bier schmeckt doch gut, wenn das Wetter so warm ist.“
    „Ich dachte ja nur“, murmelte Ariane, „ist halt eher ungewöhnlich.“ „Glaubst du denn, ich bin so 'ne verzierte Puppe, die nur Champagner schlürft, oder was?“ „Quatsch. Aber apropos, jetzt wo du so was sagst, verzierte Puppe meine ich, fällt mir ein, hat Hannes eigentlich `ne neue Flamme?“ Anne bekam Bierschaum in die Nase und hustete sich daraufhin fast die Bronchien aus dem Hals. „Mensch, Ariane, sensibel wie ein Ochse!“, beschwerte sich ihre beste Freundin Gabi. „Jetzt steh auf und hol Anne ein neues Bier, ist ja nix mehr übrig in der Flasche.“ Ariane gehorchte und bald hatte Anne ein neues volles Bier vor sich. „Danke“, krächzte Anne heiser, als der Belüftungszustand ihrer Lungen wieder mit dem Leben vereinbar war.
    „Ich meine, nicht dass es mich interessieren würde, schließlich habe ich mich ja von Hannes getrennt, also, ich meine, was hab ich eigentlich mit dem Liebesleben vom Herrn Harenberg zu tun, nicht wahr?“ Anne setzte ein Lächeln auf wie ein Hollywoodhäschen am Pool.
    „Ich meine also nur, wie kommst du darauf, dass er 'ne neue Freundin hat?“
    Anne wollte gerade die Flasche an den Mund setzen, überlegte es sich dann aber anders und setze das Bier lieber wieder ab, bis Ariane mit ihrer Antwort herauskam. „Also, gestern, da sind wir ausgeritten, Gabi und ich, und wir sind hinterher dann hier versackt. Auf der Terrasse. Rolf und Elli waren noch hier. Haben ein paar Bier getrunken und so. Es war ziemlich spät, als wir nach Hause sind und auf der Heimfahrt sind wir dann dahinten an dem so genannten Damensitz vorbeigekommen, du weißt schon, na ja, und da stand Hannes mit dieser Tussi vorm Hochsitz. Ich glaube, es war ihm ziemlich peinlich, dass wir ihn dort mit ihr gesehen haben, er war nämlich ganz kurz angebunden, als wir extra angehalten haben, um Hallo zu sagen. Ist ja sonst gar nicht seine Art. War doch so, oder Gabi?“ Gabi bestätigte die Aussage ihrer Freundin vollends und fügte noch hinzu: „Und heute hatte er sie dann in seinem Auto dabei.“
    „Und eine Verabredung mit mir war ihm unwichtig …“, vollendete Anne die Beweisaufnahme murmelnd. „Was hast du gesagt?“ Ariane und Gabi starrten sie erwartungsvoll an. „Ach, nichts, hab nur laut gedacht. Wisst ihr was Mädels, ich denke, ich muss dann mal nach Hause.“ Anne ließ ihre volle Bierflasche stehen und die beiden Frauen einfach sitzen und marschierte Richtung Parkplatz. Sie klopfte bei Barbara und überreichte ihr den Ersatzschlüssel zur Aufbewahrung.
    Im Autoradio lief Annes Lieblingslied von Katie Melua. Hannes hatte ihr damals die CD geschenkt. „Ach verdammt!“, schrie sie zur Straße hinaus. Heulend schaltete sie das Radio ab und drückte aufs Gaspedal.
     
    Zu Hause sah Anne sich eine DVD an. Grüne Tomaten. Sie hatte den Film schon hundertmal gesehen. Aber ein Film über wahre Gefühle voll positiver Lebenseinstellung war jetzt genau das Richtige für Anne. Waren die Umstände auch noch so verzwickt, mit festem Willen konnte man aus jedem noch so tiefen Loch wieder rausklettern und alles meistern.
    Trotzdem stierte Anne zwischendurch immer wieder das Telefon auf dem Couchtisch an. Aber auch das brachte es nicht zum Klingeln. Er könnte ja wenigstens mal anrufen. Sich entschuldigen, irgendwas erklären. Anne wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Was wollte sie eigentlich? Die Trennung von Hannes war längst abgeschlossen. Klar hatte sie ihn am Anfang vermisst, ganz furchtbar sogar. Aber das war vorbei. Sie hatte ihr Leben sehr gut im Griff, und zwar ohne Hannes. Bisher war ja auch alles ganz wunderbar. Sie sahen sich regelmäßig und verstanden sich eigentlich besser, als während ihrer Beziehung. Aber jetzt war alles anders. Hannes und eine andere Frau. Die Vorstellung war für Anne unbegreiflich. Aber was hatte sie erwartet? Dass er jetzt sein Leben lang Single blieb und ihr auf ewig in trauernder Liebe hinterher weinte?
    Aber trotzdem, sie hatten sonntags noch einen sehr harmonischen Abend zusammen verbracht und einen Tag später zieht Hannes mit einer Tussi durch die Gegend, die er vorher noch nicht mal gekannt hat. Das Ganze ging ein bisschen zu schnell.

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