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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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sie an seiner Schulter eingeschlafen. Morgens hatte sie ihn nicht ansehen wollen. Seitdem hatten sie nie wieder über ihre Gefühle gesprochen. Es war alles gesagt. Oft träumte er von ihr. Danach schämte er sich dafür und zwang sich selbst, Abstand zu halten. Aber es war so schwer. Er hatte solche Sehnsucht nach ihr. Aber er würde standhaft bleiben. Er war ein Mann von Ehre. Wenn Gott es so wollte, so würde er sie eines Tages zur Frau nehmen können. Bis dahin war noch viel zu tun. Er musste sich seinen Platz im Leben erarbeiten. Er wollte ihr etwas bieten können. Was er einmal sein wollte, wusste er nun. Dafür würde er kämpfen. Irgendwann würde er sich seinen Traum erfüllen. Er würde ein eigenes Kaufhaus haben. Hoffentlich wollte sie ihn dann noch. Wenn sie sich dazu entscheiden sollte, im Kloster Gott zu dienen, so würde er dies akzeptieren müssen.
    „Was stöhnst du so, Ambrosius?“, fragte sie. Das Strahlen ihrer Augen ließ sein Herz stolpern. „Ach nichts … komm, lass uns weitergehen, Vater und Onkel warten sicher schon.“
    Entschlossen blickte er geradeaus und schritt forschen Schrittes voran. Gleichzeitig fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, sich nach den Preisen für Zitronen in diesem Jahr zu erkundigen. Dies hatte sein Vater ihm aufgetragen. Wenn ich so weitermache, wird aus mir nie ein großer Kaufmann, dachte er beschämt. Er war stehen geblieben. „Komm, wir müssen noch mal zurück zum Markt.“ Giulia sah ihn mit erstauntem Blick an. „Ich habe was Wichtiges vergessen“, flüsterte er leise.
     
    Nur eine Nacht verbrachten die drei Caroves und Giulia in Koblenz. Früh am nächsten Morgen, der Nebel stand noch weiß und fest über den Flussbetten von Rhein und Mosel, machten sie sich auf den Weg. Die letzte Etappe ihrer Reise. Die Pferde schienen froh darüber, dass sie nun wieder auf ihren Hufen laufen konnten. Sie zogen die Frachtkarren munter und mit sicherem Schritt.
    Sie reisten, dem Verlauf der Mosel folgend, auf der alten römischen Handelsstraße. 
    Den Ort Kobern hatten sie besucht, und Ambrosius war vom Anblick der Burg Thurant mit ihren zwei Bergfrieden auf der gegenüberliegenden Moselseite beeindruckt, sie hatten die Ehrenburg bei Brodenbach gesehen und in Klotten Station gemacht. Überall hatten sie gute Geschäfte abwickeln können. Der letzte Winter war bitter in dieser Region. Viele Menschen waren gestorben. Die Hinterbliebenen erhofften sich Gesundheit und Stärke vom Saft der italienischen Zitronen.
     
     „Sag mir drei Wörter mit diesem Buchstaben.“ Ambrosius zeichnete mit dem Finger ein K in die Luft. Giulia überlegte. „Kirche, …Kathedrale, …mmh“, sie dachte an das Ziel ihrer Reise: „Kloster.“
    „Sehr gut“, nickte Ambrosius. Locker hielt er die Fahrzügel in der Hand. Die Pferde hatten Mühe, die schweren Frachtwagen den steinigen Weg hinauf zu ziehen. Obwohl die Landschaft herrlich war, hatte Ambrosius kaum einen Blick von den Moselhöhen hinunter auf den Fluss übrig. Weitläufige Weinberge bis hinab an die Ufer des glitzernden Wassers. Hinter jeder Biegung des Weges ergab sich ein neuer, atemberaubender Anblick hinunter ins Tal. Aber kein Anblick war so schön wie der auf das, was direkt neben ihm saß. Giulia trug nur ein leichtes Leinenkleid. Ambrosius konnte ihre nackten Füße sehen. Schmutzig und staubig von der Reise, aber herrlich anzuschauen. Das eintönige Rumpeln der Karren und das gelegentliche Schnauben der Pferde, der Sonnenschein und vor allem Giulia neben ihm ließen Ambrosius wünschen, diese Reise würde niemals zu Ende gehen. Aber am Horizont erkannte er bereits die nächste Etappe ihrer Fahrt. Von Onkel Ambros wusste er, dass sie noch heute die Reichsburg zu Cochem erreichen würden. Sie gehörte zum Kurfürstenstaat Trier und Vater und Onkel hofften auf ein gutes Geschäft. Ambrosius dagegen hoffte, dass der Hang hinunter zur Mosel noch mal so steil und tief direkt neben der Straße abfallen würde wie vorhin. Dann würde Giulia sich vielleicht wieder ganz eng und ängstlich an ihn drücken.
    „Welcher Buchstabe folgt als nächstes?“, wollte er von seiner Schülerin wissen. Giulia sagte sich selbst leise die Abfolge der Buchstaben auf und Ambrosius schmunzelte über ihren angestrengten Gesichtsausdruck. Die Stirn ganz kraus gezogen rief sie endlich: „L!“
    „Nun, dann sage mir drei Worte mit L!“
    Giulia besah sich ihr Kleid. „Leinen …“ Dann griff sie in die Zügel: „Leder.“
    „Gut“,

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